Читать книгу Tour der Erkenntnis - Antonio De Matteis - Страница 34
Оглавление20. April 2006 Donnerstag
Tag 26
Den Morgenkaffee bekomme ich heute von Jordi und Veronica in ihrer Küche spendiert. Ich unterhalte mich ein wenig mit dem Endzwanziger-Pärchen. Sie zeigen mir stolz ihr Haus. Da sie kürzlich geheiratet haben und an Nachwuchs denken, ist das Kinderzimmer noch voll in Arbeit. Für mich ist das die erste spanische Hausbesichtigung. Sehr viel Unterschied zu unseren italienischen Häusern stelle ich jedoch nicht fest. Nach dem herzlichen Dankeschön für die Gastfreundschaft und schön Euch kennengelernt zu haben, fahre ich weiter. Es ist inzwischen schon 9.00 Uhr geworden. Für meine Verhältnisse reichlich spät!
Meine heutige Strecke verläuft durch Girona. Im Zentrum angelangt frage ich einen Passanten, ob er so nett wäre, mit meinem Fotoapparat von mir ein Bild für die Dokumentation zu machen. Er fragt, woher ich komme und was der Zweck meiner Reise ist. Ich beantworte seine Fragen mit einer mir mittlerweile angeeigneten Routine, aber mit voller Begeisterung. Er ist sichtlich so davon fasziniert, dass er versucht mich zu überreden, mit ihm wegen einem Artikel zu einer Zeitungsredaktion zu gehen. Er braucht mich allerdings nicht zu überzeugen, ich gehe gerne und freiwillig mit, denn Werbung für meine Reise ist von mir gewollt und sehr willkommen. Als der Mann dem zuständigen Redakteur der Tageszeitung „El Punt“ von meinem Abenteuer erzählt, ist dieser tatsächlich sofort an einem Bericht interessiert. So werde ich fotografiert und von einem Reporter interviewt. Er stellt die üblichen Fragen, die auch viele Leute unterwegs schon an mich gestellt haben. Woher ich komme, wohin ich will, den Grund der schönen aber beschwerlichen Reise, wer es sponsert, ob noch mehr Sportler mitmachen usw. Nach einer halben Stunde ist alles vorbei, er bedankt sich und wünscht mir ein gutes Gelingen. Der Artikel sollte morgen zu lesen sein, sagt er mir.
In Malgrat de mar radle ich nun wieder direkt an der Küste der Costa Brava entlang. Mein treuer Freund und Begleiter hat mich wieder. Mehr oder weniger auf Radwegen und auf der Küstenstraße durch unzählige Badeorte, erreiche ich am frühen Abend Canet de mar. In einem Orangen-Hain versteckt zwischen den Bäumen baue ich mein Camp auf.
Später im Zelt versuche ich, Bilanz über meine fast einmonatige Radreise zu ziehen. Ich stelle fest, dass ich mir immer noch keinen Erholungstag genehmigt habe. Die zurückgelegte Strecke entspricht dem Zeitplan. Die dazu nötige Energie ist noch nicht aufgebraucht und der Wille ist immer noch eisern. Mein Gesundheitszustand ist akzeptabel, außer einigen „Verschleißerscheinungen“ ist nichts zu vermelden. Dazu gehören z. B. die Schmerzen an den Händen, die vom ständigen Klammern am Lenker herrühren. Unangenehm sind auch die Schmerzen im Schritt durch den Sattel. Viele Muskeln und Teile meines Körpers schmerzen, die nicht nur von der täglichen Performance herkommen, sondern auch durch das ständige und ungemütliche Schlafen im Zelt. Die fehlende richtige Ernährung wirkt sich natürlich sehr nachteilig aus und trägt nicht dazu bei, den benötigten Ausgleich zu schaffen, den mein Körper braucht. Das Wetter gibt seinen Beitrag selbstverständlich auch dazu. Besonders die Sonnenstrahlen haben die Teile meines Körpers „gebrandmarkt“, die ihr ausgesetzt sind. Die Arme, die Beine, das Gesicht und der Nacken haben inzwischen eine Farbe angenommen, die unbeschreiblich ist. Der Rest der Haut, der verborgen blieb, ist bleich geblieben. Ich denke, mit Badehose am Strand würde ich jetzt eine witzige Gestalt hergeben.
Das ist aber alles noch im Rahmen, damit war zu rechnen. Es ist ein Teil des Konzeptes. Starke Willenskraft, Durchhaltevermögen und Kontinuität sind die bedachten Grundlagen, die mich zum Ziel bringen sollen. Das ist meine Intension. Und zwar ganz streng aus „Eigener Kraft“, d. h., ohne die Hilfe von irgendwelchen unnatürlichen, chemischen oder sonstigen Kraftmitteln. Das ist für mich der gesunde und ehrliche Weg Sport zu treiben.
Deshalb darf ich mit meiner Bilanz im Großen und Ganzen zufrieden sein und kann mich beruhigt schlafen legen.
„Es ist unglaublich, wie viel Kraft die Seele dem Körper zu leihen vermag.“
(Wilhelm von Humboldt)
Heute habe ich 97 km spanischen Landes gewonnen, gesamt 2400 km.