Читать книгу The Sixth Birthday - Arnd Frenzel - Страница 23

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Das Zimmer ist vereinsamt, als Alexa wach wird. Das liegt daran, das ihre einzige Zimmerkollegin schon unterwegs ist. Leider gehört zum Fach Biologie auch der Küchendienst, Dakota wird also bereits fleißig sein.

Alexa möchte einfach liegen bleiben, sie hat überhaupt kein Interesse daran, andere Bewohner zu treffen. Jeder könnte schon über das Versagen Bescheid wissen und auf dumme Diskussionen kann sie echt verzichten. Trotzdem wird es langsam Zeit, sich fertigzumachen. Irgendetwas wird heute geschehen, auch wenn es nur eine Abstufung zu einer unteren Gruppierung ist. Sie glaubt nicht wirklich daran, dass sie noch einmal in den Genuss kommen wird, die Stadt zu besuchen. Nicht nur der Handel wurde nicht abgeschlossen, sie hat auch mehrere Menschen getötet. An Kylian möchte sie erst gar nicht denken, leider kann sie es aber nicht verhindern. Zu oft schwirren ihre Gedanken in seine Richtung, dabei ist er an allem Schuld.

Mittlerweile befindet sie sich auf dem Weg zum Frühstück. Etwas zu sich nehmen muss sie natürlich und wenn es nur ein Kaffee ist. Unterwegs trifft sie auch auf andere, die wohl den gleichen Gedanken haben, aber niemand nimmt eine Notiz von ihr, es ist also alles wie immer.

Im Saal angekommen wählt sie einen der hintersten Plätze, denn sie möchte einfach nur ihre Ruhe haben. Weiter vorne entdeckt sie Dakota an der Essensausgabe und winkt ihr zu. Ihre Freundin geht aber ohne eine Reaktion zurück in die Küche, was für die Kleine eher ungewöhnlich ist. Alexa denkt sich nichts dabei und genießt trotz aller Umstände ihren heißen Kaffee. Der Essensraum ist heute Morgen gut gefüllt, aber keiner zeigt auch nur das kleinste Interesse an ihr. Ein paar Jungs schauen zu ihr herüber, das ist aber nichts neues und ohne Bedeutung.

Etwas anderes zieht jetzt ihre Aufmerksamkeit auf sich, in der Nähe der Theke befindet sich Aiden und der ist gerade dabei, mit Dakota zu sprechen. Das kann Alexa nicht verstehen, die beiden hatten noch nie Kontakt, zu unwichtig ist ihre Freundin für diesen Spinner. Dennoch hocken sie derzeit mit den Köpfen zusammen und das Gespräch sieht nicht einladend aus. Einen Augenblick später wendet sich Aiden ab und begibt sich auf direkten Weg zu ihr.

Kurz vor ihrem Platz bleibt er stehen und schaut grimmig zu ihr herunter. Sie selber lässt sich nichts anmerken, er wird schon mit der Sprache rausrücken.

»Hast du sie nicht mehr alle Alexa?« Beginnt er das Gespräch, versucht dabei aber nicht aufzufallen.

»Ich weiß nicht, was du meinst Aiden«, antwortet Alexa gelangweilt. Das Thema von gestern Abend kann es wohl nicht sein, denn niemals würde er so ein Gespräch offen führen.

»Deine Zimmerpartnerin Dakota hat mir gerade einiges erzählt. Du hast doch nicht wirklich Kontakt mit einem Menschen aufgenommen?«

»Ach Aiden, wenn man dort oben seinen Aufgaben nachgeht, ist es ganz normal, das man Kontakt hat, das solltest sogar du verstehen.«

Diese freche Antwort macht ihn nur noch aufbrausender. Er ist schon genervt angekommen, aber mit so etwas hat er jetzt nicht gerechnet.

»Hast du vergessen, mit wem du hier sprichst Alexa?«

Der Blick, den er für seinen Satz erntet, ist unvergleichlich. Völlig abwertend schaut Alexa nach oben und kümmert sich dann wieder um ihren Kaffee. Aiden beugt sich ein wenig herunter.

»Ich weiß von diesen Kylian. Deine Freundin Dakota war so frei, mir die Geschichte zu beichten. Du bist dir hoffentlich im Klaren darüber, dass ich das melden muss? Es ist nicht nur Verboten, es wird auch hart bestraft.«

Alexa schaut wieder auf, aber ihre Augen gehen an ihm vorbei und treffen Dakota. Ihre Freundin weicht sofort aus und kehrt erneut zurück in die Küche.

»Was hast du ihr versprochen? Oder hast du sie sogar bedroht, nur um deinen abscheulichen Willen durchzusetzen?« Ihre Worte richten sich an Aiden, der darauf mit dem lachen beginnt. Er ist sich wohl sehr sicher, diese Auseinandersetzung zu gewinnen, aber seine Gesichtszüge werden schnell wieder ernst.

»Ich bin jetzt beim Geheimdienst und stehe über dem Gesindel. Deine Freundin hatte so viel Panik vor meiner Ausstrahlung, dass sie alles ausgeplaudert hat. Natürlich habe ich ein wenig nachgeholfen und wie du siehst, ich bin mit meinen Methoden sehr erfolgreich. Sei ihr bitte nicht sauer, sie konnte mir halt nicht widerstehen.«

»Verschwinde einfach und lass mich zufrieden, du widerst mich an. Mach doch deine Meldung, mir ist es egal.«

Einen Moment lang weiß Aiden nicht, was er darauf antworten soll. Die Reaktion von Alexa sollte in seinen Augen anders ausfallen, aber er fängt sich wieder und startet Runde zwei.

»Ich kann das Geheimnis auch für mich behalten, dafür verlange ich aber eine Gegenleistung.«

Jetzt schaut Alexa ihn erneut an, ihre Augen sind ein wenig unterlaufen und eine kleine Träne entweicht ganz langsam.

»Was verstehst du unter einer Gegenleistung?«

Ihr Gegenüber fletscht ein wenig seine Zähne. Mit der Frage hat er diesmal gerechnet, auch seine Laune hebt sich wieder.

»Komm heute Abend zu mir, dann zeige ich dir, was ich meine. Ich habe jetzt ein Einzelzimmer und du wirst es nicht bereuen.«

Die Kleine wischt sich die Träne aus dem Gesicht und ein beunruhigender Blick folgt als Nächstes.

»Lieber würde ich mit Kylian durchbrennen und mich vom FOPE schnappen lassen, als mit dir irgendetwas anzufangen.«

Diese Antwort war dann doch zu viel. Zornig schlägt Aiden mit beiden Fäusten auf den Tisch. Dabei fällt nicht nur der Kaffee von Alexa um, auch das Holz knackt bedrohlich.

»Du wirst diesen Bastard nicht wiedersehen, hörst du, dafür werde ich schon sorgen. Ich kann nicht verstehen, was du von so einem willst? Er ist einer von oben, ein Mensch und damit wertlos. Die können auch einfach alle krepieren, mir wäre das egal.«

Nicht nur Alexa schaut ihn verwundert an, auch viele andere drehen ihre Köpfe in seine Richtung. Daher kommt er ein wenig näher, damit das Nächste niemand mitbekommt.

»Versteh es doch einfach Alexa, wir sind die herrschende Rasse und auch du wirst das noch begreifen. Außerdem bist du mir unterstellt und hast mir zu gehorchen. Was ich sage, ist Gesetz.«

»Du bist dir deiner Kompetenzen nicht im Klaren Aiden und es wäre jetzt echt das Beste, wenn du von hier verschwindest.«

Die beiden vom Tisch schauen auf und erblicken David. Der steht genau neben ihnen und sein Gesichtsausdruck ist nicht gerade freundlich.

»David«, sagt Aiden und geht ein Stück zurück. »Ich denke, du hast mir nichts zu sagen.«

Alexa bleibt lieber still, das gerade David hier auftaucht und sich für sie einsetzt, zeigt eine Menge. Sofort fallen ihr die Worte von Marie wieder ein »er mag dich leiden«.

»Schon wieder irrst du dich, mein Junge. Du bist jetzt zwar beim Geheimdienst, aber über uns Lehrer habt ihr nichts zu sagen. Und unsere Schüler stehen unter unserem Schutz. Daher sage ich es noch einmal, verschwinde hier und lass meine Schülerin in Ruhe. Ansonsten werde ich einen Wächter hinzuziehen und der wird das hier schon regeln.«

Endlich reagiert Aiden darauf und bewegt sich noch ein Stück zurück. Sein zorniger Blick trifft erst David und dann Alexa. Viel passiert aber nicht mehr, im nächsten Augenblick ist er verschwunden und hinterlässt eine Spur der Verwüstung.

»Danke«, sagt Alexa leise und wischt mit ihrem Ärmel die Reste vom Kaffee weg.

»Alexa, mein Auftauchen hier ist nicht zufällig und ich habe dir eine Mitteilung zu überbringen. Trotzdem bin ich froh, rechtzeitig hier erschienen zu sein, dieser Aiden ist ein dreistes Schwein.«

Langsam hebt sie ihren Kopf und schaut David in die Augen. Seine ernste Ansage hat eine gewisse Angst bei ihr hervorgerufen. Dagegen war das Ausrasten von Aiden ein Kinderspiel und sofort wird ihr klar, es hat etwas mit dem Versagen von gestern zu tun.

»Der Rat möchte dich sehen und ich soll dich sofort zu ihm bringen.«

Jetzt ist der Morgen komplett, ihre Angst erreicht das Äußerste und sie beginnt zu zittern. Also doch so schlimm…

The Sixth Birthday

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