Читать книгу The Sixth Birthday - Arnd Frenzel - Страница 28
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Bei dem einzigen Kuss ist es aber geblieben und Alexa weiß nicht, was in sie gefahren ist. Schweigend verlassen sie den Tower und mit dem nächsten Bus geht es in Richtung Central Park. Den beiden ist die Stille unangenehm, aber der Kuss war nicht geplant.
Dieser riesige Park, dieses ganze Grün und die vielen Menschen ändern aber alles. Alexa hat schon eine Menge über das Goldstück von Manhattan gelesen, auch Bilder hat sie gesehen, aber Real ist das nicht zu toppen. Bäume, Wiesen, spielende Kinder und viele Wasserflächen bringen sie zum Schwärmen. Durch ihr Verhalten taut auch Kylian wieder auf, der Kuss war für ihn überraschend, dafür aber wunderschön. Alleine die Reaktion von seiner Gefährtin hat ihn ein wenig deprimiert.
Auf einer Parkbank lassen sie sich nieder und trinken eine Cola. Sie sind schon so lange unterwegs und haben dabei die Verpflegung komplett vergessen.
»Was genau habe ich hier?«, versucht Alexa zu erfahren. Ihre Flasche ist zwar schon geöffnet, aber getrunken hat sie bisher nicht, denn sie kann mit diesem Getränk nichts anfangen.
»Du weißt nicht, was eine Cola ist?« Kommt leicht lachend von Kylian.
Für seine Andeutung bekommt er einen unschönen Blick, also besser keine Fragen mehr. Alexa probiert einfach einen kleinen Schluck und ihre Augen weiten sich.
»So etwas trinkt ihr hier oben? Verdammt ist das lecker«, sprudelt es aus dem Mädchen heraus.
»Hier oben?« Fragt Kylian leicht irritiert.
Alexa merkt sofort, dass sie etwas Falsches von sich gegeben hat und wechselt das Thema.
»Dieser Park ist wunderschön. Ich kann mir gerade gar nicht vorstellen, dass wir uns mitten in einer Stadt befinden. Gehst du oft hier her?«
»Nein eigentlich nicht, der ist viel zu weit entfernt und wir haben bei uns in der Gegend auch ein paar kleinere Parks, die müssen halt ausreichen.«
Die Cola wird weiter geleert, bei Alexa sieht das aber sonderbar aus, als ob sie das Zeug inhaliert. Mit einem schlechten Gefühl schaut sie zu ihm herüber, sie fühlt sich gerade sehr unwohl in ihrer Haut. Nicht nur der Kuss und das darauffolgende Schweigen war unfair, auch so gibt sie ihm kaum eine Chance. Jeder Frage weicht sie aus und alle Themen sind tabu, aber warum eigentlich? Er weiß doch jetzt schon eine Menge und alles Weitere würde auch nicht schaden.
»Sollen wir ein kleines Spiel spielen?« Fragt sie frei heraus und erhofft sich damit den Tag noch zu retten.
Er schaut erstaunt zu ihr herüber. »Was denn für ein Spiel?«
Sofort wird sie wieder munter, denn ihre Idee wird ihm sicher gefallen.
»Also, ich stelle eine Frage, die du dann beantwortest. Danach darfst du eine stellen und ich mache das Gleiche. Jede Frage ist erlaubt, außer die meiner Herkunft.«
Auch Kylian beginnt zu strahlen, die Idee kommt sehr gut an, so kann er vielleicht doch noch etwas erfahren.
»Okay, ich bin dabei, aber eines musst du mir versprechen. Sei mir bitte nicht sauer, wenn ich eine unangebrachte Frage stelle. Am besten antwortest du einfach mit »Weiter« und ich überlege mir etwas Neues.«
Ein Nicken signalisiert ihm, das sie damit einverstanden ist, also kann das Spiel beginnen und Alexa darf anfangen.
»Hast du einen Dad? Du hast mir nur gesagt, dass du mit deiner Mutter alleine wohnst.«
Die erste Frage ist gestellt und Kylian ist mit dem antworten dran.
»Das ist leider kompliziert, natürlich habe ich einen, der ist aber abgehauen. Er hat seine Sachen gepackt und ist nicht wieder gekommen, das ist aber schon einige Jahre her.«
Alexa hat gerade mal eine Frage gestellt und schon geht es ihr schlecht. Ihre Auswahl war nicht die Klügste, sie lässt sich aber nichts anmerken.
»Okay, du bist dran«, wirft sie schnell hinterher.
»Was ist mit deinen Eltern? Wohnt ihr an eurem geheimen Ort zusammen?«
Auch Kylian ist mit seiner Fragestellung ungeschickt, bei Alexa verschwindet die Gesichtsfarbe und er würde es am liebsten rückgängig machen. Aber anstatt einem »weiter« bekommt er wirklich eine Antwort.
»Ich weiß nicht, wo sich meine Eltern befinden. Mit sechs haben sie mich weggegeben, aber nur um mich zu retten. Normal wäre ich jetzt irgendwo in einem Labor, daher bin ich ihnen echt dankbar. Es könnte wirklich sein, das sie hier in New York Leben, vielleicht sind sie aber auch schon Tod.«
Mit so einer ausführlichen Aussage hat er jetzt nicht gerechnet. Sie nimmt dieses Spiel wirklich ernst, daher schmeißt er noch eine Frage hinterher. »Kannst du sie nicht suchen gehen?«
Alexa beginnt zu lachen, die Farbe kehrt zurück und sie schaut belustigt zu ihm herüber.
»Du hältst dich nicht an die Spielregeln Kylian. Das war bereits deine zweite Frage, aber ich verzeihe dir. Nein, ich darf sie nicht suchen, das ist verboten. Damit würde ich sie und auch mich in Gefahr bringen.«
Sehr beschämt schaut Kylian zu ihr zurück, er war sich natürlich darüber im Klaren, dass er nicht noch einmal durfte. Nur wollte er keine Frage verschwenden.
»Hast du eine Freundin, also eine richtige?« Fragt Alexa fröhlich, die gute Laune ist zurückgekehrt und auch er lacht wieder mit.
»Ja, ich habe eine Freundin, ihr Name ist Sascha«, fängt Kylian an die Frage zu beantworten. Sofort sieht er bei ihr Zweifel aufkommen, sie hat wohl eine andere Antwort erwartet. Er war aber noch nicht fertig. »Sie ist aber nur eine Freundin, zwar meine Beste, aber mehr ist da nicht.« Die Zweifel bei ihr verschwinden und er bekommt einen Schlag in die Seite. Leider war der ein wenig zu gewagt, denn er hält sich die Stelle und verdreht die Augen. Bedauerlich beugt sich Alexa zu ihm herüber und will sich entschuldigen, dabei fängt er aber an zu lachen. Den folgenden Blick von ihr hat er nicht gesehen und das ist wohl auch besser so.
»Okay, ich bin an der Reihe. Selbe Frage.«
Das hat sie natürlich erwartet und die Antwort fällt äußerst knapp aus.
»Nein, ich habe keinen Freund«, sagt sie wieder fröhlich und genau das wollte er hören. Einen kleinen Moment schauen sich die beiden nur an. Sie ist dran mit dem Fragen, will diesen Augenblick aber nicht ruinieren. Jetzt wäre der passende Moment, sich noch einmal zu küssen, aber keiner der beiden hat den Mut dazu. Also stellt Alexa ihre nächste Frage, die sie sich genau überlegt hat.
»Bist du gerade verliebt? Oder gibt es jemanden, zu dem du dich hingezogen fühlst?«
Nach ihrer Frage leert sie erst mal ihre Cola, sie will sich nichts anmerken lassen, denn ihre Nervosität ist mehr als auffallend, aber auch er kommt leicht ins Schwitzen.
»Ich beantworte die Frage einfach mal mit einem »Ja«. Da ist wirklich jemand, zu dem ich mich hingezogen fühle. Aber es ist schwer, etwas darüber zu sagen, denn es ist noch zu frisch.«
Weiterhin nuckelt Alexa an ihrer Flasche, die ist zwar schon geleert, aber sie verarbeitet noch seine Antwort.
Er schaut aber nicht zu ihr herüber, denn ihm geht es nicht anders und jeder Blick von ihr könnte ihn jetzt umhauen. Daher beobachtet er lieber den Boden und entdeckt eine Ameise, die gerade ein großes Blatt trägt. Die Stärke von dem kleinen Wesen erinnert ihn an Alexa.
»Und wie sieht das bei dir aus? Wieder die gleiche Frage.«
Natürlich ist auch er jetzt neugierig und möchte das gerne erfahren. Seine Beichte war sehr einleuchtend und sie wird es schon verstanden haben, dass sie damit gemeint war.
Nur er bekommt darauf keine Antwort, also keine Gesprochene. Der weibliche Part zeigt ein wenig Mut und beugt sich zu ihm herüber. Als Nächstes nimmt sie sein Gesicht in ihre Hände und küsst ihn auf den Mund. Das hat ihn jetzt so überraschend getroffen, dass er sich einfach gehen lässt. Sie haben beide die Augen geschlossen und bekommen von der Umwelt nichts mehr mit. Auch nicht, dass viele Menschen aus Panik den Park verlassen. Erst ein lauter Knall bringt die beiden auf den Boden zurück. Sie blicken sich um und sehen in einiger Entfernung einen großen Menschenauflauf zusammen kommen.
»Was könnte dort geschehen sein?« Fragt Alexa erschrocken.
»Sicherlich nur ein Autounfall, lass uns das nicht weiter beachten und am besten von hier verschwinden.«
»Nein Kylian, ich möchte das gerne sehen.«
Er schafft es nicht, sie von dieser Idee abzubringen. Unkontrolliert springt sie von der Bank und möchte loslaufen, aber für einen Menschen viel zu schnell. Kylian bleibt das natürlich nicht verborgen und ist sofort mit seiner Hand zur Stelle. Nervös blicken sie sich um, es hat aber keiner etwas mitbekommen. Ein »Danke« von ihr lässt ihn aufatmen…