Читать книгу The Sixth Birthday - Arnd Frenzel - Страница 34

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Ein Bus bringt sie direkt in die Nähe des Treffpunkts, den Untergrund haben sie abermals gemieden. Tatsächlich befinden sie sich wieder in Manhattan, aber das Hauptquartier der Grauen ist weit entfernt. Bisher sieht alles gut aus und vor einem modernen Apartmentkomplex bleiben sie stehen.

»Hier sind wir richtig«, deutet Kylian an und schaut auf seine App im Handy. Alexa wusste aber schon vorher, dass sie angekommen sind, denn ihr Wissen über die Straßen von New York ist enorm.

»Wir müssen hier durch den rechten Eingang, dort wo die Tür geöffnet ist«, sagt sie trocken und geht voraus. Angst ist bei ihr nicht zu erkennen, aber Kylian hält sie auf.

»Warte bitte Alexa, haben wir überhaupt einen Plan? Wie gehen wir genau vor?« Für seine vorsichtigen Fragen bekommt er einen Kuss auf die Wange, seine Freundin scheint guter Dinge zu sein.

»Mach dir keine Sorgen Kylian, wir ziehen das jetzt einfach durch und schauen, was er zu sagen hat. Wenn wir spüren, dass etwas nicht stimmt, gehen wir wieder.«

Der junge Teenager sieht das anders und würde am liebsten sofort verschwinden. Das ist aber nicht möglich, denn vielleicht wartet zu Hause schon die Polizei auf ihn. Nur diese Gelassenheit seiner Partnerin kann er nicht teilen, aber was will er machen. Zusammen gehen sie erst durch den Eingang und dann drei Stockwerke nach oben. Vor einer modernen weißen Wohnungstür bleiben sie stehen und schauen sich um.

»Komisch, es steht kein Name an der Klingel«, bemerkt Kylian. »Mir kommt das alles sehr mysteriös vor, lass uns lieber wieder gehen.« Weiterhin ist er unsicher, seine Stimmlage hat sich dem auch angepasst, aber Alexa küsst ihn auf den Mund und bedient dabei die Klingel.

»Mach dir nicht immer so einen Kopf. Du bist jetzt mit einer Ausgestoßenen zusammen, ein wenig Mut wäre da echt von Vorteil. Mit mir hast du halt kein leichtes Leben.« Zum Lachen kommt sie nicht mehr, denn die Tür öffnet sich einen Spalt breit. Hinter dem Eingang ist keiner zu sehen, aber eine männliche Stimme aus dem Inneren ist zu vernehmen.

»Kommt rein, es ist offen, aber putzt eure Füße ab.«

Verwirrt schauen sie sich an und Folgen der unerwarteten Anweisung. Über einen Flur geht es in ein anschauliches und geräumiges Wohnzimmer und am Fenster steht ein großer Mann in grauer Uniform. Freundlich kommt er ihnen entgegen und reicht seine Hand. Alexa greift sofort zu, aber Kylian ist ein wenig zögerlich.

»Hallo ihr beiden, ihr glaubt gar nicht, wie glücklich ich bin, ihr seid wahrhaftig gekommen«, gibt er noch zur Begrüßung dabei. »Setzt euch bitte, wollt ihr vielleicht etwas trinken? Nennt mich bitte einfach nur Alex, alles andere ist zu förmlich.«

Seine Augen mustern ununterbrochen Alexa, das hat schon etwas Unheimliches an sich. Auch die Freundlichkeit ist auffallend, aber die Gäste gehen der Bitte nach und nehmen eine Cola. Die Getränke sind schnell besorgt und der Gastgeber baut sich neugierig vor ihnen auf.

»Macht es euch gemütlich, hier wird euch nichts passieren und entschuldigt bitte meinen Auftritt. Ich komme direkt von der Arbeit und hatte noch nicht die Zeit, mich umzuziehen, aber das hole ich jetzt nach. Fühlt euch wie zu Hause, ich bin gleich wieder da.«

Nach seinen netten Worten verschwindet er aus dem Raum und lässt die beiden alleine. Kylian nutzt sofort die Gelegenheit, um mit Alexa ein Gespräch zu beginnen.

»Das ist total unheimlich hier und diese Nettigkeit ist so was von gespielt. Sollen wir nicht lieber verschwinden, jetzt haben wir eine gute Chance.«

Seine Freundin sieht das aber anders, sie nippt ruhig an ihrer Cola und beschwichtigt ihn dabei.

»Lass uns doch erst einmal abwarten, was er von uns möchte, bisher ist er doch ganz okay. Wenn es sich um eine Falle handelt, werde ich mich schon darum kümmern.«

Kylian seine Antwort versinkt im Nichts, denn Alex kommt zurück und trägt einen dunklen, bequem aussehenden Jogginganzug.

»Okay ihr zwei, was kann ich für euch tun, damit ihr mir vertraut?« Fragt er beim Näherkommen.

»Die Frage ist schnell beantwortet, was genau willst du von mir?« Alexa übernimmt das Reden, denn Kylian ist nicht ganz bei der Sache. Sehr relaxed schaut ihr Gesprächspartner sie an und lässt sie einfach weiter reden. »Du bist also vom FOPE, damit bist du mein Feind und trotzdem bin ich hier.« Sie macht eine Pause. Die Aufmerksamkeit von Alex hat sie sicher, ein Blick zu Kylian zeigt aber, das seine Angst durch ihre Fragen noch gestiegen ist, sie muss also etwas unternehmen.

»Du hast meinem Freund versprochen, ihn aus der Sache herauszuhalten. Gestern Abend war die Polizei bei ihm, also was soll dieser ganze Auftritt hier?« Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und Kylian bewundert ihren Mut. Mit ihrer kleinen Rede ist aber alles gesagt, jetzt ist Alex an der Reihe und der lässt nicht lange auf sich warten.

»Einfach fantastisch, dein Temperament ist außergewöhnlich Alexa. Lange habe ich auf diesen Moment gewartet, aber erst noch etwas anderes.« Er wendet sich an Kylian.

»Die Polizei war also bei dir, das kann nur dieser Coleman gewesen sein. Über seine Forschheit bin ich wirklich überrascht, werde mich aber gleich um ihn kümmern. Er ist zu weit gegangen und ich kann es nicht zulassen, dass er meine Schützlinge bedroht. Mach dir also keine Sorgen, du hast nichts mehr zu befürchten. Wir wissen doch alle, dass du unschuldig bist.«

Alexa schaut freudig zu Kylian herüber und haut ihm dabei liebevoll auf sein Bein. »Siehst du Babe, die Sache ist erledigt, jetzt bist du endlich raus.«

Von ihm kommt nur ein gequältes Lächeln, so ganz kann er das noch nicht glauben. Alex interessiert sich aber auch eher für den weiblichen Part an seiner Seite.

»Sag mal Alexa, wie geht es dir eigentlich? Du siehst wirklich gut aus, aber etwas anderes habe ich auch nicht erwartet.«

Diese Freundlichkeit beginnt Alexa langsam zu nerven, ihr Gastgeber redet und redet, kommt aber nicht auf einen Nenner. So etwas kann frustrierend sein, daher wendet sie das Blatt.

»Was willst du wirklich von mir? Kylian sollte mich hier her bringen und jetzt bin ich da. Diese ganzen Nettigkeiten haben doch keinen Nutzen. Nur zur Info, ich bin nicht schwach, solltest du irgendetwas versuchen, dann teilst du das Schicksal dieser blöden Bastarde aus der Gasse.«

Nach dem Gesagten schaut Alex etwas geknickt, bewegt sich anschließend zu einem mit Flaschen bestückten Beiwagen und gießt sich einen Drink ein. Seine freundlichen Gesichtszüge haben sich nicht verändert, also gibt er nicht viel auf Alexa ihre Worte. Mit einem Glas in seiner Hand kommt er zurück und bleibt wieder vor ihnen stehen.

»Du bist ganz sicher die Richtige, denn du wartest nicht lange und kommst sofort auf den Punkt. Was habe ich auch erwartet? Sicherlich kein kleines schüchternes Mädchen. Ich habe hier eine Kämpferin vor mir und das gefällt mir recht gut.«

Kylian sagt zu dem Ganzen weiterhin nichts, seine Gedanken konzentrieren sich lieber auf eine schnelle Flucht. Wie kommen sie hier wieder unbeschadet heraus? Dieser Alex war von Anfang an schon gruselig, aber diese Show übertrumpft das jetzt bei Weitem.

Alexa springt von der Couch und kommt dem Grauen bedenklich nahe.

»Komm endlich raus mit der Sprache, was willst du von mir? Das ist jetzt deine letzte Chance.«

Alex stellt sein Glas ab und blickt aus dem Fenster, diese kurze Stille ist alles andere als aufmunternd.

»Hast du es immer noch nicht gespürt Alexa? Diese aufkommende Spannung, die zwischen uns entstanden ist?«

Nach seinen Fragen dreht er sich wieder herum und das Mädchen schaut ihn böse an, sagt aber selber kein Wort.

»Alexa, ich bin dein Bruder.«

Kylian verschluckt sich an seiner eigenen Spucke, denn das kann niemals der Wahrheit entsprechen. Die Reaktion von Alexa ist keine Reaktion, sie steht an ihrer Stelle und schaut auf den großen blonden Mann. Dieser Moment dauert eine gefühlte Ewigkeit, dann kommt sie zurück zur Couch, setzt sich neben Kylian und leert ihre Cola. Ihr Blick geht wieder auf Alex, der sie mit großen Augen anstarrt.

»Du hast doch einen Knall«, sagt sie amüsiert und beginnt zu lachen…

The Sixth Birthday

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