Читать книгу The Sixth Birthday - Arnd Frenzel - Страница 33
Оглавление28
Nicht zur Schule zu gehen war eine gute Idee. Alexa sitzt in der Küche und trinkt einen Kaffee. Ihr Gegenüber befindet sich Kylian, er hält ihre Hand und schaut verträumt zu ihr herüber. In seinem Gesicht erkennt man Zufriedenheit, sie ist wieder gekommen, auch wenn die Umstände besser sein könnten.
Alexa freut sich über den kleinen Körperkontakt. Kylian hat sie hereingelassen und seine Augen haben geleuchtet. Also wollte er sie wieder sehen, auch nach gestern Abend, aber es sind viele Dinge zu klären.
»Schön, dass du wiedergekommen bist. Ich hatte schon die Befürchtung, dass wir uns nicht wieder sehen«, beginnt Kylian die Ruhe zu durchbrechen.
»Ich wollte dich aber sehen und muss dir unbedingt etwas sagen, ich weiß nur nicht, wie ich das anstellen soll.«
Es liegt eine gewisse Angst in ihrer Stimme, die er sofort bemerkt. Dadurch greift er ein wenig fester zu und versucht ihr dadurch ein wenig Sicherheit zu vermitteln. Eine Antwort kommt aber nicht von ihm, nur zwei fragende Augen, die sie mustern.
»Okay«, spricht sie weiter. »Das ist jetzt nicht einfach für mich, aber ich möchte das du es erfährst, sonst hat das alles keinen Sinn.« Auch darauf sagt er nichts, seine Augen bleiben auf ihr haften und sie kommt nicht auf den Punkt. Der Blick von ihr geht nach unten und es sieht fast danach aus, als ob sie ihn nicht direkt ansehen möchte.
»Ich habe mich in dich verliebt.« Endlich ist es raus und es ist ihr wirklich schwergefallen. Eine Reaktion bekommt sie aber nicht und auf den ersten Blick scheinen seine Gesichtszüge eingefroren zu sein.
»Jetzt sag doch etwas«, schreit sie ihn an, denn sein Schweigen bringt sie zum Kochen. Anstatt darauf zu antworten, erhebt er sich und kommt zu ihr herüber. Direkt vor ihr bleibt er stehen, beugt sich zu ihr herunter und küsst sie auf den Mund. In diesem Kuss steckt mehr Liebe, als jede Silbe hätte jemals sagen können.
Nach seiner Liebesbekundung bleibt er einfach vor ihr stehen und schaut sie an. Dieser Augenblick ist für Alexa so romantisch, dass sie es nicht mehr aushält und kurzerhand in Tränen ausbricht. Kylian ist aber sofort an ihrer Seite und nimmt sie in den Arm, auch bei ihm sind feuchte Stellen in den Augen zu erkennen. Leider hält diese kuschelige Auszeit nicht lange an, denn es gibt noch einiges zu klären und einen Moment später sitzen sich wieder gegenüber. In der Mitte des Tisches treffen ihre Hände aufeinander und Alexa ergreift das Wort.
»Kylian, wir müssen uns unterhalten, ich habe noch etwas anderes auf dem Herzen.«
Sein verträumter Blick verschwindet auf der Stelle, sie hat natürlich recht, denn auch er hat noch ein wichtiges Anliegen. Es wird also Zeit, die Fakten auf den Tisch zu legen, sonst haben die beiden keine Zukunft. Nur gibt es überhaupt eine? Diese Frage hat sich Kylian schon oft gestellt. Sie ist von unten und eine Ausgestoßene, er von oben und ein normaler Mensch. Gegensätzlichkeiten ziehen sich an, aber bei ihnen ist das etwas anderes.
»Ich muss dir auch noch etwas sagen, aber es ist nur fair, wenn du beginnst. Meins kann noch ein wenig warten«, kommt endlich von ihm.
»Meine Vorgesetzten«, fängt Alexa an und merkt, wie dämlich sich das anhört. »Es tut mir leid Kylian, ich versuche es anders. Ich bin einem Rat unterstellt und dieser lenkt all meine Schritte. Er ist für mich das, was für euch der Präsident darstellt. Nur bei mir sind es fünf und sie werden nicht gewählt.«
Kylian folgt ihrer Ausführung sehr konzentriert, Alexa bekommt das natürlich mit und freut sich darüber.
»Von meinem Rat habe ich einen Sonderauftrag erhalten und das ist auch der Grund, warum ich überhaupt hier sein darf. Leider auch der Einzige, warum sie unseren Kontakt befürworten.«
»Soll das etwa bedeuten, dass du nach deiner Aufgabe wieder verschwindest?« In Kylian seinen Augen ist Panik zu erkennen, aber seine Frage ist berechtigt.
»Das könnte leider passieren, aber soweit sind wir noch nicht.« Sie kommt ihm ein wenig näher, soweit das der Tisch überhaupt ermöglicht.
»Ich möchte nie mehr von dir getrennt sein, unabhängig von meinem Auftrag. Ich liebe dich und ich möchte bei dir sein, das musst du mir wirklich glauben, Kylian. Es wird eine Möglichkeit geben, also eine Zukunft für uns beide und wenn wir zusammen abhauen müssen.«
Ihre Worte verdrängen seinen Schock und er küsst sie flüchtig, trotzdem hat er zu der Angelegenheit noch Fragen.
»Aber deinen Auftrag darfst du mir nicht verraten, habe ich recht? Oder bin ich sogar der Auftrag?«
Auf seine Fragen beginnt sie tatsächlich zu lachen und sein verdutzter Blick verstärkt das nur noch.
»Es ist alles gut Kylian, du bist nicht mein Auftrag und ich darf dir auch davon erzählen. Also machen wir es nicht so spannend. Ich soll nur die Augen und Ohren offen halten und auf sonderbare Ereignisse achten. Auf alles, was irgendwie mit uns Ausgestoßenen zu tun haben könnte. Meine Leute haben Angst, es verändert sich etwas und wir wissen nicht, was es ist.« Kylian atmet durch, das war für ihn verständlich, er hatte wirklich Schlimmeres erwartet.
»Jetzt verstehe ich auch die Sache von gestern, der Unfall, das Hauptquartier der Grauen. Das war alles dein Auftrag, wie dumm von mir. Und ich dachte, du hättest dich verändert.« Diese neue Gewissheit ist ihm sogar peinlich.
»Genau Babe, ich wollte dich mit meiner Neugierde nicht verletzen.«
Nach diesem Satz kommt Kylian zurück auf den Boden, als ob er sich verhört hätte.
»Babe?« Fragt er vorsichtig.
»Sagt man so etwas nicht hier oben?« Alexa läuft leicht rot an, das ist ihr gerade sehr unangenehm. Sie dachte wirklich, dass sich verliebte Paare hier so nennen. Sie hat es jedenfalls gelesen, aber seine Reaktion ist eigenartig.
»Es tut mir leid Alexa, es ist alles gut, es ist sogar toll. Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass du mich so nennst. Das ist total krass und du machst mich gerade echt glücklich.« Kylian kommt aus dem Schwärmen nicht mehr heraus und bei Alexa ist die Unsicherheit verschwunden. Jetzt lachen sie beide zusammen, aber es ist noch nicht alles gesagt. Sie wird wieder ernst, denn die nächste Frage steht an.
»Wer war der Mann gestern Abend und warum hat er dir einen Schlüssel gegeben? War der wirklich von der Polizei? Er sah so verdammt abgedreht aus.« Leider musste sie das fragen. Für sie ist das sehr wichtig, denn auch er hatte sich verändert und das direkt nach diesem Zusammentreffen.
Die gute Laune ist verflogen und Kylian beginnt zu flüstern.
»Ich hatte doch auch noch etwas und genau darum geht es. Der Typ war wirklich von der Polizei und ermittelt in unserem Fall. Bei den Toten in der Gasse wurde mein Schlüssel gefunden und so hat er mich ausfindig gemacht. Es kann also sein, dass er mich als Tatverdächtigen sieht.«
»Das ist schlecht«, gibt Alexa betroffen von sich. »Das wollte ich nicht, das ist alles meine Schuld. Ich habe dich in große Schwierigkeiten gebracht und was sollen wir denn jetzt machen?«
»Ich müsste dich ausliefern, das ist meine einzige Chance.«
»Ausliefern? Du meinst an diesem Cop vom gestern?«
»Nein, hier war gestern noch ein anderer Mann. Der arbeitet für das FOPE und hat mir diese Karte gegeben. Sollte ich dich wieder sehen, dann soll ich dich zu ihm bringen und er würde dir dann helfen.«
Kylian reicht Alexa die Visitenkarte von Alex und ihr Blick ändert sich umgehend.
„Warum hast du mir nichts davon erzählt? Du weißt aber schon, dass die uns jagen und angeblich auch töten?« Fragt Alexa verunsichert.
Auf der Karte entdeckt sie nur den Namen Alex und ein paar Zahlen. Dabei handelt es sich um eine Handynummer, ganz langsam versteht sie die Dinge von hier oben.
»Ich wollte dich damit nicht verunsichern und ich weiß natürlich das sie euch jagen«, antwortet Kylian traurig. Die Angst bei seiner Freundin ist verständlich, was hat er sich auch gedacht, dass sie fröhlich mit ihm dort hingeht und dann alles wieder gut wird?
»Er meinte aber noch, das er aus privaten Gründen handelt und es hätte nichts mit den Grauen zu tun.«
»Okay Kylian, du sagst, er will mir helfen und ich vertraue dir. Wenn er nicht im Auftrag seiner Organisation arbeitet, könnte da wirklich etwas dran sein. Wir gehen zusammen zu ihm und hören uns das an. Sollte es mir nicht gefallen, verschwinden wir wieder. Zur Not auch mit Gewalt, ich werde dich schon beschützen.«
»Das ist doch viel zu riskant Alexa und ich habe nie gesagt, dass ich ihm vertraue. Vielleicht ist es auch eine Falle.« In seinen Worten liegt eine Menge Furcht. Er hat nicht damit gerechnet, dass sie zusagt, aber ihm bleibt auch keine andere Wahl.
»Kylian, das ist unsere einzige Chance, dich zu retten. Wenn du mich auslieferst, muss er dir einfach helfen und du bist den Mist mit der Polizei wieder los. Ich habe dich da reingeritten und es ist jetzt das Mindeste, was ich für dich machen kann, außerdem verspreche ich mir selber etwas davon. Vielleicht kann mir dieser Alex erklären, was hier los ist. Er könnte genau das wissen, was ich benötige. Natürlich, es ist riskant, aber ich glaube, einen Versuch ist es wert.«
Kylian steht auf und zieht sein Handy aus der Tasche. Alexa liest ihm die Zahlen vor und er tippt sie ins Tastenfeld. Es dauert nicht lange und am anderen Ende geht jemand dran.
»Hallo, Kylian hier. Ich sollte mich doch melden, wenn ich das Mädchen wieder sehe. Sie ist jetzt hier bei mir und bereit, sie zu treffen. Wohin sollen wir kommen?« Es folgt eine kurze Antwort und es wurde alles gesagt. Er steckt das Handy zurück und sie gehen los…