Читать книгу The Sixth Birthday - Arnd Frenzel - Страница 30
Оглавление25
Auf dem Weg zurück zur Station gehen Alexa viele Dinge durch den Kopf. Nicht nur die Sache im Central Park, auch Kylian ist ein Bestandteil davon. Warum hat er sich am Ende so befremdend Verhalten? Hatte das was mit diesem Mann zu tun? Sie kann es sich nicht erklären, wird ihn aber noch fragen, wenn sie die Chance dazu bekommt. Frustriert erreicht sie den ihr zugewiesenen Eingang und diesmal wartet keiner auf sie. Direkt nach dem eintreten wird sie von einem Wächter empfangen, die normale Prozedur für jeden Ankömmling in der Station. Kein Wort bekommt sie von dem zu hören, daran hat sie sich aber gewöhnt. Als ob denen nach ihrer Ausbildung das Sprechen verboten wurde. Der von gestern war eine Ausnahme, aber alle anderen sind wohl komplett von sich eingenommen.
In der Station hat sich nichts verändert, was hat sie auch erwartet? Die wenigen Ausgestoßenen, denen sie unterwegs begegnet, gehen einfach ihrer Wege. Sie wird wie immer nicht beachtet und kann sich frei bewegen, was auch einen gewissen Vorteil mit sich bringt.
Das Erste, was Alexa unternimmt, ist ihren Lehrer David zu suchen. Sie ist neugierig, sie möchte gerne erfahren, ob er etwas herausgefunden hat, aber im Schulbereich ist er nicht zu finden. So spät unterrichtet auch keiner mehr, aber einen Versuch war es trotzdem wert. In allen anderen offenen Abteilungen ist es dasselbe, kein David und das Wohnviertel der Lehrer ist tabu. Ihr bleibt also nichts anderes übrig, als in ihren Bereich zurückzukehren und auf morgen zu warten.
Dakota befindet sich im gemeinsamen Zimmer und schaut ängstlich auf die hereinkommende Zimmerkollegin.
»Hey Dakota, ist bei dir alles in Ordnung?« Fragt Alexa direkt nach dem Schließen der Tür.
»Hallo Alexa, natürlich und wegen heute Morgen…«
»Lass gut sein Kleine, ich bin nicht nachtragend und ich weiß das Aiden echt gemein sein kann.«
Sofort erkennt Alexa, dass sich die Miene ihrer Freundin erhellt, das Thema hat sie wohl beschäftigt.
Sie selber schaut sich ein wenig im Zimmer um, alles ist irgendwie fremd geworden. Sie kann es nicht genau erklären, dieses Gefühl ist neu und ein wenig beängstigend. Daher muss Dakota jetzt weiter herhalten, jede Ablenkung ist gerade von Vorteil.
»Sag mal, hast du David heute gesehen? Ich muss ihn unbedingt sprechen, aber kann ihn nicht finden.« Ihre Freundin kommt näher, als ob es etwas Geheimes zu besprechen gibt.
»Alexa, ich habe heute etwas mitbekommen, ich weiß aber nicht, ob es auch stimmt. Beim Mittagessen haben sich ein paar Schüler über deine Klasse unterhalten. Sie haben dich und auch David sehr oft erwähnt. Ich weiß bereits, dass du heute an der Oberfläche warst und ich werde keine Fragen darüber stellen, nur die Sachen waren echt beunruhigend.«
Neugierig schaut Alexa Dakota an, ihre Freundin ist die perfekte Lauscherin. Wenn ein Geheimnis die Runde macht, dann weiß sie es als Erstes, es könnte also spannend werden.
»Also, deren Unterricht ist heute ausgefallen, erst dachte ich, dass es etwas mit dir zu tun hat, aber ich habe mich geirrt. David war der Grund, er ist einfach nicht aufgetaucht, als ob er verschwunden ist.«
»Das ist seltsam«, antwortet Alexa nachdenklich. Mehr kann sie dazu aber nicht sagen, denn Aiden steht plötzlich im Zimmer und betrachtet die Mädchen.
»Dakota, raus hier«, gibt er trocken von sich und grinst dabei.
»Das geht auch freundlicher«, antwortet das gemeinte Mädchen und grinst zurück, in der Nähe von Alexa ist ihre Angst vor dem Kerl nicht so groß.
Leider kommt das bei Aiden nicht gut an. Er öffnet die Tür und wiederholt seinen Befehl, diesmal aber unfreundlicher. Die Kleine verlässt darauf das Zimmer und wirft Alexa noch einen beunruhigenden Blick zu.
»Kannst du mir bitte sagen, was dieser Mist soll Aiden? Du kannst dir hier nicht alles erlauben, auch dein irreguläres Eindringen ist sehr daneben gegriffen. Das hier ist unser Reich, es ist auch für dich privat.« Alexa regt sich gerade drastisch auf, aber Aiden hat sein Grinsen wieder aufgesetzt und wartet ab.
»Bist du endlich fertig, Alexa? Dankeschön. Ich bin im Auftrag des Rates hier, das steht wohl über deinen privaten Privilegien.«
»Ach bist du das? Warum kommt es mir gerade so vor, als ob das gelogen ist? Also was willst du von mir?«
»Wie ist dein Tag heute gelaufen und was hast du herausbekommen?«
Alexa setzt sich auf das untere Bett ihrer Freundin und schaut abwertend zu dem ungebetenen Gast hinauf. Seinen Worten kann sie keinen Glauben schenken, auch nicht, dass er offiziell handelt. Nur was bleibt ihr anderes übrig, einfach Antworten und hoffen, das er wieder verschwindet.
»Ich habe einen Zwischenfall beobachtet, es hat einen Angriff auf zwei Polizisten gegeben und dem Verlauf nach zu urteilen, war es wohl einer von uns.«
»Interessant«, sagt Aiden und kratzt sich das Kinn. »Also einer von uns? Einer von hier unten oder einer von den Ausgestoßenen? Du musst schon präziser werden.«
»Das weiß ich doch nicht, ich habe ihn nicht gesehen.«
»Dann hast du also nichts herausbekommen? Nur diesen kleinen Zwischenfall mit der Polizei? Das ist aber nicht das, was wir uns unter deiner Mission vorgestellt haben.«
»Aiden? Das war keiner aus unserer Station, keiner von uns würde so etwas machen.«
Sein grinsen wird noch breiter, er beugt sich zu Alexa herunter und betrachtet sie aufmerksam.
»Was wären wir beiden doch für ein tolles Paar. Was könnten wir alles zusammen erreichen. Aber okay, Schluss mit der Träumerei. Du denkst also wirklich, dass wir die Guten sind? Leider muss ich dich enttäuschen, das sind wir nämlich nicht. Hast du dich mal gefragt, was wir an die Menschen dort oben verkaufen? Diese ganzen kleinen Päckchen, die Tag für Tag unsere Station verlassen. Das sind Drogen Alexa. Pilze, gezüchtet in reinster Dunkelheit, verbessert von unseren Biologen und diese Trottel an der Oberfläche stehen darauf. Wir sind wirklich nicht die Guten.« Jetzt gerät er völlig außer Kontrolle, sein Lachen ist so penetrant, das es auch draußen vernommen wird. Dakota steckt ihren Kopf durch die Tür, verschwindet aber sofort wieder.
»Drogen?« Fragt Alexa sichtlich mitgenommen, das überrascht sie jetzt wirklich.
»Natürlich Drogen, was haben wir denn sonst Wertvolles hier unten? Du hast unsere Partner gestern gesehen, widerlicher Abschaum, aber die kaufen das halt.«
Langsam bekommt Alexa genug von diesem Typen und dieses Lachen ist absolut widerwärtig. Er hat seinen Part erledigt, seinen Mist verbreitet, also kann er auch verschwinden. Das mit den Drogen ist natürlich bedauerlich, aber leider hat er recht. Hier unten gibt es sonst nichts zum Verkaufen. Die Ausgestoßenen besitzen nichts von Wert, aber Überleben müssen sie trotzdem.
»Du kannst jetzt gehen, wir sind fertig«, sagt Alexa völlig frech und deutet zur Tür.
»Ich wusste gar nicht, das du hier etwas zu entscheiden hast, also was soll ich dem Rat berichten? Dass du einen Angriff mitbekommen hast, dir aber nicht sicher bist? Das wird denen nicht Gefallen. Weißt du, was ich denke Alexa? Das liegt alles an diesem Typen, deine Sinne sind vollkommen vernebelt. Dieser Kontakt macht dich verwundbar, vielleicht wäre es besser, dich wieder abzuziehen und jemand anderen darauf anzusetzen.«
Völlig unkontrolliert springt Alexa vom Bett und rennt zur Tür, ihre Geschwindigkeit hat sogar Aiden überrascht. Sie öffnet den Ausgang und bittet ihn zu gehen. Sein Grinsen verschwindet, trotzdem hat er noch etwas zu sagen.
»Du wirst mich brauchen, Alexa. Anflehen wirst du mich, das ich dir diese Frechheiten verzeihe. Der Tag wird kommen und dann denkst du an meine Worte.«
Nach seinem verschwinden ist Dakota zurück und tröstet ihre Freundin. Tränen kullern Alexa die Wange herunter, dieses Gespräch war nichts für ihre Nerven…