Читать книгу The Sixth Birthday - Arnd Frenzel - Страница 26

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Es ist so weit, Alexa befindet sich mitten in Brooklyn und steht vor einem alten Mehrfamilienhaus. Niemals hätte sie damit gerechnet, noch einmal die Stadt zu erblicken und jetzt steht sie hier wahrhaftig mit einem Spezialauftrag vor Kylian seinem Wohnhaus. Ihr Weg führt sie durch ein enges Treppenhaus nach oben und an einer bestimmten Tür betätigt sie den Klingelknopf. Marie hatte ihr alles genaustens erklärt und ihre Informationen stammen direkt vom Geheimdienst, aber Aiden war wohl nicht involviert. Hinter dem Eingang treten schleppende Geräusche an ihre Ohren, gleich wird es spannend. Wie wird er auf ihr erscheinen reagieren? Will er sie überhaupt wieder sehen? Sie war nicht gerade freundlich zu ihm.

Die Tür öffnet sich einen kleinen Spalt und der junge Mann schaut hindurch. Sein Gesichtsausdruck, erst ängstlich, verändert sich schlagartig, denn mit ihr hat er jetzt nicht gerechnet. Die Tür fliegt auf und er beginnt zu lächeln.

»Du?« Fragt er sehr verwundert und Alexa geht einfach hindurch. Ohne ein weiteres Wort schließt er die Tür und die beiden stehen sich im Hausflur gegenüber.

»Ich dachte, du wolltest dich erkenntlich zeigen?« Alexa nimmt allen Mut zusammen, um nicht nervös zu wirken, aber innerlich zerreißt es sie gerade. Sie steht wirklich vor Kylian und redet mit ihm. Die ganze Nacht hat sie über ihn nachgedacht, sie wollte ihn unbedingt wieder sehen, es war aber nicht mehr als ein Wunschtraum. Jetzt wartet sie auf seine Antwort, die dann sehr stockend herüberkommt.

»Das habe ich gesagt, aber ich habe nicht damit gerechnet, eine Chance zu bekommen. Du bist tatsächlich hier und siehst irgendwie verändert aus.«

Alexa begreift sofort, was er damit meint, denn Marie hat sie dezent geschminkt. Eine kleine Schleife befindet sich in ihrem Haar und auch ein Duftstoff wurde aufgetragen. Das wäre hier oben völlig normal, das hat Marie mehr als einmal gesagt. Nur versteht sie jetzt nicht, warum Kylian so sonderbar darauf reagiert, aber sein Stottern ist süß.

»Können wir uns vielleicht setzen?« Eine sehr eigenartige Antwort auf das Gesagte von ihm. Das merkt sie natürlich, aber was sollte sie auf seine Feststellung auch sagen?

»Natürlich«, antwortet Kylian und zeigt ihr den Weg in die Küche. Dort setzen sie sich an den Tisch und schauen sich weiter nervös an.

»Eine schöne Wohnung hast du hier, lebst du alleine?«

»Nein, ich wohne mit meiner Mutter zusammen, die ist aber gerade arbeiten und kommt erst spät wieder zurück.«

»Wo arbeitet sie denn?« Alexa weiß überhaupt nicht, was sie sagen oder fragen soll, daher lenkt sie sich mit den Fragen über seine Mutter ab. Die Gegebenheiten von Kylian sind ihr natürlich alle bekannt, der Geheimdienst war sehr gründlich.

»Im hiesigen Krankenhaus, sie ist dort in der Notaufnahme. Alexa? Darf ich dich etwas fragen?«

»Ja«, antwortet sie verwundert, denn er gibt sich so geheimnisvoll.

»Bist du auf dem Weg hier her jemanden begegnet? Vielleicht einen großen Mann mit kurzen blonden Haaren?«

Diese Frage ist recht ungewöhnlich, Alexa versteht sie nicht wirklich, versucht aber so gut es geht zu Antworten.

»Ich bin sehr vielen Menschen begegnet und das ist völlig fremd für mich. Denn da, wo ich her komme, ist normal nicht viel los. Aber an so jemanden kann ich mich nicht erinnern.«

Kylian wird deutlich lockerer, auch seine Gesichtszüge werden freier. Das Alexa direkt nach dem Verschwinden von Alex hier auftaucht, hat ihn sehr irritiert.

»Wo kommst du denn her?« Fragt er vorsichtig, als ob er Angst hat, irgendetwas Falsches von sich zu geben.

»Das darf ich dir leider nicht sagen.« Alexa weiß gar nicht, was sie überhaupt sagen darf. Irgendwie wurde sie auf diesen Auftrag nicht vorbereitet und Marie hat ihr über solche Dinge auch nichts mitgeteilt. Alles ist so furchtbar schnell gegangen und sie hat sich einfach nur gefreut, zurück in der Oberwelt zu sein, alleine schon wegen der Sonne. Da waren alle Fragen einfach vergessen, aber jetzt sitzt sie hier mit diesem Kylian und hat keinen Plan.

»Ich habe nicht damit gerechnet, dich wieder zu sehen und du hast mich völlig unvorbereitet getroffen«, versucht Kylian ihr jetzt zu vermitteln. Durch seinen erneuten Beginn wird Alexa aus ihren Gedanken gerissen. Sie ist jetzt wirklich hier und muss das Beste daraus machen. Der Rat zählt auf sie. Nur wie soll sie das Bewerkstelligen? Der junge Mann wird keine Informationen haben, also müssen sie hier raus. Sie möchte natürlich nichts Sehnlicheres, die Welt wartet schließlich auf sie, aber einfach nur hierbleiben und zusammen mit Kylian die Zeit verbringen, das wäre auch nicht schlecht. Sehr erschrocken über diesen Gedanken versucht sie ihm zu antworten.

»Das mit gestern Abend tut mir leid. Ich hoffe, ich habe dich nicht in Schwierigkeiten gebracht.«

Kylian steht nach ihren Worten auf und kommt zu ihr herüber. Zuerst sieht es so aus, als ob er ihre Hand nehmen möchte, doch das passiert aber nicht, dafür beugt er sich leicht nach unten.

»Du hast mir keine Schwierigkeiten bereitet. Ich kann es dir gerne noch einmal sagen, ohne dich wäre ich vielleicht jetzt tot. Du hast mich wirklich gerettet und ich kann das nie wieder gut machen.«

Durch diese Nähe fühlt sich Alexa beflügelt, der Blick von Kylian ist sehr verträumt und seine Worte sind warm und ehrlich. Ihr nervöses Gefühl verstärkt sich drastisch, aber es kommt auch noch etwas anderes hinzu. Sie kann es nicht erklären, aber es fühlt sich so an, als ob sich ihr Magen verkrampft. Schnell schaut sie woanders hin und versucht es wieder mit einem Gespräch.

»Du kannst es wieder gut machen«, beginnt sie lächelnd. »Wie wäre es, wenn du mir zum Dank die Stadt zeigen würdest? Ich bin so neugierig auf alles, das kann ich gar nicht erklären und damit wären wir dann quitt.«

Kylian zieht sich wieder zurück und wird nachdenklich. Er hat natürlich mitbekommen, dass ihr die Nähe unangenehm war. Auch diese plötzliche Abenteuerlust ist eher eine Flucht, aber schlecht ist die Idee nicht.

»Okay Alexa«, antwortet er darauf, »das ist eine gute Idee. Ich ziehe mir eben etwas über und dann können wir loslegen. Du kannst dir in der Zwischenzeit schon einmal überlegen, was du alles sehen willst.«

Nach seinem Verschwinden steht sie auf und geht zum Küchenfenster. Die Sonne scheint direkt hinein und sie schließt ihre Augen. Sie genießt die plötzliche Ruhe, aber ein Teil von ihr wehrt sich dagegen. Schnell laufen ihre Gedanken wieder in Kylian seine Richtung und am liebsten würde sie jetzt hinter ihm hergehen. Einfach nur bei ihm sein, aber das wagt sie nicht. Zu groß ist die Angst vor einer Enttäuschung. Vielleicht teilt er ihre Gedanken nicht und ist nur freundlich, weil sie ihn gerettet hat. Ihre Laune erreicht gerade einen Tiefpunkt.

Kurz darauf steht Kylian wieder in der Küche. Er hat sich etwas anderes angezogen und ist bereit, die Wohnung zu verlassen.

»Sollen wir?« Fragt er leise, als ob er die Dame am Fenster nicht erschrecken möchte. Eine Antwort bekommt er nicht, Alexa läuft an ihm vorbei, verlässt die Küche und geht zur Haustür. Das ist in etwa das gleiche wie ein »Ja«. Beim Passieren hat sie ihn aber kurz angelächelt und Kylian muss deswegen einmal tief durchatmen. Mit dem Schlüssel seiner Mutter folgt er ihr und zusammen verlassen sie die Wohnung, zurück bleibt nur die Karte von Alex…

The Sixth Birthday

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