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Vom Leben als Jäger oder Minenarbeiter

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Selbstverständlich ist man Jäger wie alle anderen auch. Aber man ist auch so heruntergekommen, dass man gezwungen ist, dort zu arbeiten, wo man ein paar Pfennig verdienen kann: auf den Farmen, bei den Safarigesellschaften und beim Straßenbau. In den Minen in Selebe-Pickwe. Jwaneng.

Als die Schwarzen wollten, dass Samen von Mais und süßen Wassermelonen in die Erde gepflügt werden sollten, tat man auch das. In der besten Absicht. Hier, wo es nie regnet und die Sonne immer scheint. Ob sie aufgingen oder nicht, spielte keine Rolle. Allein für das Roden des Bodens bekam man Geld. Jetzt ist das Sandgesicht mit schwarzen Flecken bedeckt wie von der mystischen Krankheit, die die Kopfhaut von uns Menschen grau oder kahl werden lässt.

Zuerst kam die Kgotla, der Treffpunkt. Auf diese Weise drängten sich die Schwarzen in unser Leben. Sieh, da liegt sie mit ihrem grünen Schild mit den gelben Buchstaben. Jegliches Abbrennen der Felder ist verboten. Auf Setswana. Als könnten wir lesen und ihre Sprache. Aber sie waren schlau genug, uns zu sagen, was da stand. Wie sollten Bohnen und Melonen sprießen und das Wild kommen, wenn die Erde nicht mehr abgebrannt werden durfte?

Neu ist die Tribüne mit dem blauen Dach aus Wellblech, den weißen Halbmauern und den schwarzen Sockeln. Ja, mit einem Zementboden. So bekommen die Feinen keine nassen Haare oder Sand in die Schuhe.

Wir sitzen noch immer im Sand. Wir mussten einen Häuptling ernennen. Als hätten wir jemals einen gehabt. Die Schwarzen wählten einen, da wir es ja nicht taten. Und der Häuptling musste den Schwarzen gehorchen, da sie seinen Lebensunterhalt bezahlten. Er konnte weder lesen noch schreiben. Jetzt war Platz für den Peitschenbaum. Nicht weit von der Kgotla, damit alle sahen, wen die Regierung auspeitschen ließ.

Sie schleichen sich ein wie Schlangen, und langsam erwürgen sie das, was unsere Lebensart ausmacht.

Unter keinen Umständen war man auf ein Leben als Gefangener in einem Ghetto vorbereitet, als die Schwarzen in ihren Uniformen auftauchten und uns zum Treffen in die Kgotla bestellten: »Jetzt muss jegliche freie Jagd aufhören. Jetzt braucht ihr eine Lizenz. Ein Stück Papier, auf dem steht, was ihr jagen dürft. Wo und wie viel.«

»Aber wir können doch nicht lesen.«

»Wir machen das schon für euch.«

Die Namen waren in einer Sprache geschrieben, von der man nicht das Geringste verstand. Und ihre Aussprache machte es auch nicht leichter. Aber man hätte auch kein Wort kapiert, wenn sie korrekt gewesen wäre. Eine, die sie zufällig viel besser verstand, weil sie in die Schule gegangen war, musste versuchen, alles zu übersetzen.

Jetzt bekam man alle Worte in seiner eigenen Sprache zu hören, doch warum waren sie so daran interessiert, dass man die Paviane totschlug?

Das kleine Volk, das in der Hocke sitzt. Ihm hatten wir nie etwas getan. Sie hatten uns vor den Leoparden beschützt, die sich im Gras versteckten. Warum sollten wir sie totschlagen? Man kam nicht zurecht mit der Lizenz. Hier war man seit Generationen auf die Jagd gegangen und kannte das Wild besser als die Schwarzen und die Weißen. Und wusste, wie man danach sieht.

Und plötzlich sollten diese Banditen einem sagen, wie das Wild gehegt werden sollte. Als verständen sie etwas davon. Nur weil sie in der Stadt in die Schule gegangen waren.

Nach und nach kam es zu einem Gemurmel unter den alten Jägern. Sie setzten sich zusammen, Junge und Alte, Männer und Frauen, um darüber zu reden. Hin und her ging die Diskussion. Die Jüngeren wussten nicht genau, was sie tun sollten, deshalb sagte einer der alten Jäger: »Es kann doch nicht richtig sein, dass wir von Pavianen leben sollen. Ihr wisst wohl nicht genau, wie das zusammenhängt.«

Und ein anderer warf den Arm in die Luft: »Ruft stattdessen nach den Tieren. Sie sind wichtiger als wir.«

Es war deutlich erkennbar, dass alle sehr empört waren. Das hatte es vorher nicht gegeben.

Die Geierkrieger

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