Читать книгу Die Geierkrieger - Arthur Krasilnikoff - Страница 31
Die Ankunft
ОглавлениеWährend er halbherzig den drei Frauen folgte, die, obwohl sie auf dem Heimweg waren, noch immer nach Früchten und Gemüse Ausschau hielten, das sie sammeln konnten, und die unaufhörlich Äste fanden, die sie als Brennholz gebrauchen konnten, sah er plötzlich einen großen Vogel vom Boden auffliegen. Er flog direkt über ihn, als wäre er ein Hausdach.
Er konnte nur sehen, dass er groß und dunkelbraun war. Er war sicher, dass es ein Adler gewesen sein musste, der irgendeine Beute verzehrte, die unten im Gras lag. Eine Schlange, einen Nager. Ja, er hatte kaum Zeit, ihn zu sehen, bevor er plötzlich über ihn flog. Einen Augenblick stand er mit ausgebreiteten Flügeln vor ihm in der Luft. Die äußersten Federn funkelten in der Luft, als wären sie ausgebreitete Finger. Und dann flog er so dicht über ihn, als wäre er ein Hausdach. Eine der Frauen schrie:
»Er verwandelt sich in einen Vogel!«
Doch als der Vogel weggeflogen war, stand er noch immer da und blinzelte, als hätte er nicht verstanden, was passiert war. Und die ganze Zeit hielt er das Gesicht der Sonne zugewandt. Vielleicht hatte er deshalb den Vogel nicht gesehen, bevor er direkt über ihm flog.
Es lag auch nichts im Gras, was ihn hätte überzeugen können, dass er ihn von einer Beute aufgeschreckt hatte. Er guckte weiter ins Gras und zwischen die Grashalme, um zu sehen, ob sich dort nicht eine gehäutete Schlange befand. Ein Nager, dessen Hirn durchbohrt war. Aber da war nichts. Nicht einmal aufgewühlter Sand, der darauf schließen ließ, dass dort ein Kampf stattgefunden hatte.
Die andere Frau kam zu ihm, als wollte sie genauer nachsehen, und antwortete, aus vollem Hals lachend:
»Er steht doch noch immer hier. Er sieht ein bisschen kleinlaut aus. Willst du gar nichts sagen?«, fragte sie ihn, während er wieder den Kopf hängen ließ.
Die beiden anderen Frauen bedeuteten ihr zu schweigen. Sie waren sichtbar verunsichert über die Sache mit dem Vogel.
»Siehst du nicht, dass zwischen ihm und dem Vogel irgendetwas ist!«
Hätte er wie ein Regentropfen im Sand versickern können, er hätte es auf der Stelle getan.
Es war deutlich, dass sie Interesse an ihm hatte. Und er mochte ihre nüchterne Art, sich über alles lustig zu machen. Aber gleichzeitig hatte er keine Zweifel, dass er, sollte es ihm nicht gelingen abzuhauen, dafür sorgen musste, bei ihr zu sein, die geglaubt hatte, er würde sich in einen Vogel verwandeln.
Wenn ich sage, wenn es ihm gelingen sollte abzuhauen, geschieht das deshalb, weil er die ganze Zeit das sonderbare Gefühl hatte, noch weiterkommen zu müssen. Andererseits spürte er gleichzeitig das heftige Verlangen, sich von ein paar warmen Armen umschlingen zu lassen und die Wärme eines anderen menschlichen Körpers zu fühlen. Es war nicht so sehr die Tatsache, dass sie geglaubt hatte, er würde sich in einen Vogel verwandeln, als die, dass sie ihn umarmt hatte. Dass er zum ersten Mal seit langer Zeit umarmt worden war und ihren Körper und ihre Wärme gespürt hatte, die in sein Blut ausgestrahlt hatte. Sie hatte ihn nicht weiter geneckt, um ihn zum Sprechen zu bewegen. Nur gesagt, dass er bei ihr sein konnte, wenn er wollte.
Das Licht war noch schwächer geworden. Aus dem Nachmittag würde bald Abend werden. Die dritte Frau sagte, dass sie jetzt sehen mussten, nach Hause zu kommen und zu kochen, bevor die Sonne unterging. Er konnte nicht länger abhauen. Wäre der Vogel nicht über ihn hinweggeflogen, hätte er genauso leise wie eine Natter durch das Gras weggleiten können. Und den drei Frauen wäre es nie gelungen, ihn zu finden, egal, wie lange sie nach ihm gesucht hätten. Das wusste er. Aber jetzt war klar, dass sie jede seiner Bewegungen beobachteten und ihn nicht abhauen lassen würden. Später würde er sich immer sagen können, dass es nicht seine Idee gewesen war. Es waren die drei Frauen, die ihn irgendwie gezwungen hatten, ihnen zu folgen.
Mittlerweile waren sie ganz nah an der Siedlung. Mehrere Kinder kamen ihnen auf Eselsrücken entgegen. Manche kamen direkt auf ihn zu und riefen:
»Wer bist du denn?«
Bevor er noch den Mund öffnen konnte, hatte die Frau von vorher für ihn geantwortet:
»Er ist ein Vogeljunges, das wir im Gras gefunden haben, deshalb kann er nicht sprechen.«
Als sie allmählich näher kamen, entspannte er sich und hörte auf darüber nachzudenken, ob er abhauen konnte. Jetzt ging er einfach mit ihnen mit. Hielt sich dicht an die Frau, die ihn umarmt hatte. Während er noch immer die Augen auf den Boden gerichtet hielt, damit niemand seinen Blick einfangen konnte.
»Wen bringst du da mit?«, kamen Rufe, als sie die Siedlung erreichten.
Die Frau lachte und winkte mit den Armen, während sie kurz und präzise antwortete:
»Wir haben ihn gefunden.«
Oder:
»Er lag mitten in den Büschen und schien allein zu sein, deshalb haben wir ihn mit nach Hause genommen.«
Solange er die Augen auf den Boden gerichtet hielt, fragte ihn niemand. Aber er ging hinter ihr her, seine eigene Schamhaftigkeit und Höflichkeit machten es ihm unmöglich, mehr als ihre Fersen und Unterschenkel anzusehen, die sich bei jedem Schritt hoben und wieder senkten, als wären sie Teil eines langsamen rhythmischen Tanzes.
Plötzlich war da ein Mädchen, das sich vor ihm hinfallen ließ und ihm direkt ins Gesicht sah. Als sie seinen Blick eingefangen hatte, weil er nicht aufhören konnte zu gucken, lachte sie so herzlich, als klirrten Schellen. Dann rollte sie sich sofort weg. Aber ihr Gesicht blieb in seiner Erinnerung haften. Solange er leben würde, würde er ihren Anblick nie vergessen. Das krause, kurz geschnittene Haar, das wie eine zusätzliche Schicht auf ihrer Kopfhaut lag. Ihr Gesicht mit den schrägen Augen, die die Weichheit der Antilopen hatten, und ihre gerade, aber kurze Tiernase. Das Leuchten der Zähne, die von dem Lachen sprühten, das aus ihrem Mund brodelte. Dieser Laut blieb in seinen Ohren hängen und verließ ihn erst sehr viel später wieder. Als wüsste sie bereits mehr von ihm, als ihm lieb war, dass irgendjemand wusste.
Trotzdem stapfte er weiter hinter der Frau her, als hätte er nichts bemerkt. Alle Zurufe der Kinder beantwortete er mit gebeugtem Kopf, als sei er taub und ohne Worte.
Ehéh.