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Hintergrundinfos: Flucht und Vertreibung

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Zwischen 1939 und 1950 waren etwa 25 bis 30 Millionen Menschen von Flucht und Vertreibung betroffen. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden zunächst die Menschen in den von Deutschen eroberten und besetzten Gebieten zur Flucht gezwungen. Millionen Polen, Ukrainer, Weißrussen und Balten mussten fliehen oder wurden von der Wehrmacht vertrieben. Gegen Ende des Krieges und nach Kriegsende wurde die deutsche Zivilbevölkerung dann selbst Opfer von Flucht und Vertreibung. Rund 18 Millionen Deutsche lebten vor Kriegsende in den Ostprovinzen des Reiches oder in den deutschen Siedlungsgebieten in Ost- und Südeuropa. Etwa 14 Millionen Deutsche waren in der Endphase des Krieges nach Westen geflüchtet oder wurden nach dem Kriegsende vertrieben oder deportiert. Millionen ehemaliger Soldaten, befreiter KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter waren als sogenannte Displaced Persons unterwegs. Hinzu kamen Zehntausende Kinder aus der Kinderlandverschickung und Millionen ehemals Evakuierte, die versuchten, nach Hause zu kommen.

Die Flüchtenden waren bei Kriegsende weitestgehend auf sich allein gestellt, viele erfroren, wurden von feindlichen Tieffliegern beschossen oder fielen den sie überholenden sowjetischen Truppen zum Opfer. Gut zwei Millionen Deutsche verließen ihre von der Roten Armee eroberte Heimat nicht und waren in der Folgezeit häufig Repressalien ausgesetzt. Den spontanen Vertreibungen bei Kriegsende folgte die systematische Vertreibung der Deutschen aus dem Osten aufgrund des Potsdamer Abkommens. Unter staatlicher Aufsicht wurden in Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei die dort noch lebenden Deutschen in das Gebiet der alliierten Besatzungszonen zwangsumgesiedelt, nachdem ihr Eigentum zuvor bis auf das Handgepäck konfisziert worden war.

Zwischen 600 000 und über eine Million Zivilisten kamen bei Flucht und Vertreibung ums Leben. Andere Schätzungen gehen von 2 Millionen aus, die Flucht, Vertreibung oder Deportation nicht überlebten. Weit mehr als die Hälfe davon waren Frauen und Kinder. Die Überlebenden kamen entkräftet und mittellos in den verbliebenen Gebieten Deutschlands an. Willkommen waren sie nicht. Sie wurden als Habenichtse ausgegrenzt und beschimpft. Infolge von Flucht und Vertreibung lebten im geteilten Deutschland bald doppelt so viele Menschen pro Quadratkilometer wie vor dem Zweiten Weltkrieg. Die Millionen, die aus Ost- und Westpreußen, Pommern, Schlesien und dem Sudetenland geflüchtet waren oder ausgewiesen wurden, mussten in den bestehenden Wohnraum zwangseingewiesen werden.

Millionen von Menschen waren während des Krieges voneinander getrennt worden. Jeder vierte Deutsche war auf der Suche nach Angehörigen oder wurde selbst gesucht. 300 000 davon waren Kinder, die ihre Eltern verloren hatten, vor allem auf den Flüchtlingstrecks aus dem Osten. Das Deutsche Rote Kreuz gründete 1945 einen Suchdienst. Allein 500 000 Kinder wurden auf Karteikarten erfasst. Radio und Fernsehen übertrugen Suchmeldungen, Zeitungen druckten Plakate mit den Bildern der Kinder.



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