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Sehnsucht nach Macht und Angst vor Liebe – Der Weg des Mannes?
ОглавлениеIch bin in Indien und sitze im Ashram von Whitefield, einem Kloster von Sathya Sai Baba, zu dem die Menschen aus aller Welt strömen, weil er sie mit seiner Botschaft der Liebe anzieht. Männer und Frauen sind im Ashram streng getrennt, die Männer auf der einen, die Frauen auf der anderen Seite. Dieses Mal sitze ich direkt am Mittelgang, von der Männerseite nur durch den breiten roten Teppich getrennt, auf dem Sai Baba entlangschreitet, zuerst zur Frauenseite gewendet, dann zur Männerseite.
Als ich seinen Weg auf der anderen Seite verfolge, traue ich meinen Augen nicht. Ich sehe Männer, strahlend und hingegeben an die Liebe. Freude, Süße, Zärtlichkeit, ja Ekstase spiegelt sich auf ihren Gesichtern, begierig, einen Blick des Meisters zu erhaschen, nach dem sie sich sehnen und von dem sie gesehen werden wollen. Der Anblick ist derart überraschend und ungewöhnlich für mich, dass ich wie im Schock bin. So also können Männer auch sein?! Strahlend, der Liebe zugewandt, offen, einfühlsam, zärtlich, hingebungsvoll! Ich kann es kaum fassen! Und es sind keineswegs nur die indischen Männer, die sich so offen zeigen; auch die so genannten Westler leuchten, drängen sich, sind voller Hingabe. Allmählich klingt der innere Aufruhr in mir ab und ich beginne mich zu fragen, wo dieses Antlitz der Männer sich sonst – im Alltag – versteckt. Warum wohl ist es sonst so gut verborgen hinter einer „coolen“ Fassade, nicht berührt von allen Gefühlen?
„So wie die Liebe dich krönt, kreuzigt sie dich.
So wie sie dich wachsen lässt, beschneidet sie dich …
Sie drischt dich, um dich nackt zu machen. Sie siebt
dich, um dich von deiner Spreu zu befreien. Sie mahlt
dich, bis du weiß wirst. Sie knetet dich, bis du geschmeidig
bist; und dann weiht sie dich ihrem heiligen Feuer,
damit du heiliges Brot wirst für Gottes heiliges Mahl.
All dies wird die Liebe mit dir machen, damit du die
Geheimnisse deines Herzens kennen lernst und in diesem
Wissen ein Teil vom Herzen des Lebens wirst.“25
Solche Metaphern nutzt der islamische Mystiker Khalil Gibran in seinem Buch „Der Prophet“. Die Liebe verwandelt vom Grunde auf, sie lässt sich nicht kontrollieren, nicht beherrschen. Sie konfrontiert jeden von uns mit sich selbst. Sie lässt die eigenen Schwächen spüren und lässt in tief greifenden Prozessen der Transformation eine Persönlichkeit entstehen, die liebesstark und furchtlos ist.
Wer sich solcher Erfahrung nicht aussetzen will, wer das Risiko, Schwäche zu fühlen, vermeiden will, wird sich gegen die Liebe sperren. Er projiziert diese Kraft zu lieben, die in ihm selbst angelegt ist, auf andere – mit Freud und Leid. Statt sich dem Feuer der Transformation durch Liebe auszusetzen, statt Mitgefühl zu entwickeln, sich den Schwachen zuzuneigen, die eigene Ohnmacht anzunehmen, den Wechsel von Glück und Trauer, Leben und Tod zu ertragen, dem Leben und seinen Wechselfällen gegenüber demütig zu werden, lässt er lieben. Im Patriarchat hat der Mann all dies an die Frau abgegeben. „Ich denke, also bin ich“ – so der berühmte Satz von Descartes. Das Fühlen wurde den Frauen überlassen, denen „physiologischer Schwachsinn“ (Möbius) unterstellt wurde. Was den Frauen zugestanden wurde: Sie durften den Mann zur Liebe ermutigen („Encourager l’amour“), doch natürlich nur in dem Maße, wie der Mann sich darauf einlassen wollte.
Die Abspaltung des Fühlens und die Überbewertung des Denkens im patriarchalen Projekt der Aufklärung verlangte nach einer Grundlage männlicher Identität, die ohne Fühlen auskommt. Sie fand sich im Allmachtswahn (H.E. Richter), in der der Mensch/ Mann glaubt, das Leben kontrollieren zu können – wenn schon nicht im Beruf, dann auf jeden Fall zu Hause gegenüber Frau und Kind. Doch der Preis für diese Art der Machtausübung ist hoch. Es ist der Verlust des Fühlens. Das Fühlen wird nicht nur an das andere Geschlecht delegiert. Zu fühlen wird als bedrohlich erlebt und bekämpft, innen wie außen.
Wo der Mensch/Mann nicht eingewoben ist in die Solidarität der Gemeinschaft des Lebens, wo er nicht Vertrauen durch Zugehörigkeit, sondern durch Machtausübung erhofft, wird die eigene Position immer gefährdet sein. Sie ruft Unsicherheit hervor. Das Leben wird zu etwas prinzipiell Gefährlichem, dem mit allen erdenklichen Mitteln Einhalt geboten werden muss. Die dahinter liegende Spaltung zwischen Tun und Fühlen, zwischen Macht und Liebe ist eine wichtige Ursache für Kriege und für Rüstungsausgaben, die weit mehr Geld verschlingen als benötigt würde, um Hunger und Leiden in der Welt erfolgreich zu überwinden.
Das männliche Projekt einer Machtausübung auf Kosten des Fühlens hat sich strukturell in Rüstungsspiralen und Kriegen verselbstständigt. Deren schlimmsten Auswüchsen wollten verantwortliche Politiker mit Hilfe des Völkerrechts Einhalt gebieten. So gilt noch immer ein verantwortlicher Machtgebrauch in Kriegszeiten als eine Tugend, die das Völkerrecht verbindlich einfordert. Doch um die Einhaltung der entsprechenden Regeln ist es schlecht bestellt: Der Schutz von Frauen und Kindern ist in modernen Kriegen mit Atombomben, bakteriellen und chemischen Kampfstoffen, Streugranaten und ferngesteuerten Raketen zur vernachlässigten Maxime verkommen. Gemordet und gebombt wird ohne Rücksicht. Im Selbstmordattentat der Terroristen wird der menschliche Irrweg, Macht vom Fühlen abzukoppeln, konsequent bis zum Ende gegangen: Der Terrorist meint, das eigene Leiden vermeiden zu können, indem er sich und andere in den Tod bombt und sich durch das Attentat das Anrecht auf himmlische (Sinnes-)Früchte erwirbt, sprich endlich fühlen darf.
Das Projekt der Machtausübung in seiner bisherigen Form (Rüstungsspiralen; ABC-Waffen, Terrorismus und Kampf gegen den Terrorismus) hat – statt zu mehr Sicherheit – zu noch größerer Unsicherheit geführt. Es hat sich als nicht erfolgreich erwiesen. Das zeigt, dass wir in eine Umbruchphase eingetreten sind. Es braucht offenbar eine Richtungsänderung. Die bisherige Spaltung in Macht und Ohnmacht entlang der Geschlechtergrenze, die sich in Strukturen und Prozessen der Moderne niedergeschlagen hat, ist an ihre Grenzen gekommen. Weder verschafft der gefühlsentleerte Gebrauch von Macht Sicherheit, noch führt er individuell und kollektiv zur Absicherung der eigenen Machtposition. In der Vergangenheit konnte der männliche Machtgebrauch Legitimität beanspruchen, sofern er darauf gerichtet war, Werte wie Volk, Vaterland, Nation, Frauen, Kinder, Schwache zu verteidigen. Auch der Firmenpatriarch fühlte sich legitimiert, unumschränkt über Familie und Beschäftigte zu herrschen, weil er meinte, seine Kräfte für das Wohl von anderen einzusetzen. Und das jeweilige Gefolge bestätigte, dass die Macht- und Autoritätshierarchien angemessen und akzeptiert waren. Die „Untergebenen“ fanden nach oben ihren Selbstwert durch die Nähe zur „Herrschaft“ und nach unten dadurch, dass wiederum andere „unter“ ihnen standen – in Beruf und Familie.
Es gibt eine Schattenseite dieser Identitätsfindung durch Machthierarchien. Sie zeigt sich im Kadavergehorsam (nach oben buckeln und nach unten treten), zu dem die Militärs im Wilhelminischen Reich erzogen wurden, im Mitläufertum, ohne das der nationalsozialistische Faschismus nicht hätte funktionieren können, oder im Abgeben des Gewissens an der Bürotür, wenn der Beruf es zu verlangen scheint. Die Schattenseite offenbart sich in einer Welt im Chaos, weil die Gesetze des Lebens missachtet und die Kraft der Liebe vom Gebrauch der Macht abgekoppelt werden. Die jüngste Variante in diesem Prozess zeigt sich in einer weltweiten Finanzkrise, die sich letztlich nicht als beherrschbar erweisen dürfte.
Heute sind solche patriarchalen Konzepte der Identitätsbildung und der Machtausübung immer weniger tragfähig. Globalisierung und Mediatisierung lassen alte Geschlechterstereotype aufbrechen. Identitätsbildung, die auf Beherrschung und Unterordnung basiert, stößt immer mehr auf Widerspruch und Widerstand. Was früher dem Mann zu gelingen schien, misslingt zunehmend: Die eigenen Gefühle unter Kontrolle zu halten, indem das Fühlen an die Frau delegiert wird. In der globalisierten Gesellschaft begehrt das Unterdrückte mächtig auf: als Gewaltausbrüche ethnischer Randgruppen, als Terrorismus, als eine Natur, die „zurückschlägt“, als Ansprüche von ökonomischen Schwellenländern, die vehement ihren Anteil am materiellen Kuchen einfordern oder als kollabierende Finanzsysteme, weil die Bewegungen der Finanzmärkte zum Ausdruck von Gier und Rücksichtslosigkeit geworden sind und sich völlig von den Bedürfnissen des Lebens abgekoppelt haben. Auch die Frauen verweigern sich zunehmend der Opferrolle, wollen selbst gestalten und das Projekt der Moderne in eine Richtung drehen, in der sie deutlich mehr Einfluss haben.
Dies alles bedeutet, dass Männer stärker auf ihre eigenen Gefühle zurückgeworfen werden, sei es in dem Versuch, die Kontrolle auch unter widrigen Bedingungen aufrechtzuerhalten, sei es, indem sie von ihren eigenen Gefühlen überschwemmt werden und die Ohnmacht erleben, die dem männlichen Selbstbild so sehr widerspricht.
Vor mir sitzt Markus (Name geändert). Er ist Chef eines erfolgreichen Betriebs, der weltweit operiert. Sein Führungsstil schwankt zwischen autoritär und patriarchal. Seine Mitarbeiter sind eher Weisungsempfänger als Mitglieder eines Teams. Die Nähe zum Chef kompensiert für sie die Zumutungen in einem überwiegend autoritär geführten System. Ich bin gerufen worden, weil erhebliche Unruhe die Leistungsfähigkeit der Unternehmensspitze blockiert. Der Grund: Die firmeninterne Hackordnung der Männer ist durch eine machtvolle Frau in Gefahr geraten, die vom Chef gestützt wird. Der Konflikt endet mit dem Ausscheiden der Frau. „Zu retten“ war dabei nur noch, dass man sich ohne Gesichtsverlust trennte und zum alten Zustand zurückkehrte. In dem anschließenden Einzelcoaching mit der obersten Führungskraft geht es um deren Führungsstil. Dabei wird erkennbar, welche Entwertungserfahrungen dieser Mann selbst in seiner eigenen professionellen Biographie erlebt hat. Als Antwort darauf hat er nun seinerseits einen kontrollierenden und autoritär geprägten Führungsstil entwickelt, mit dessen Hilfe er den Rückfall in alte traumatisierende Erfahrungen zu vermeiden sucht. Im Coaching wäre er mit diesen Erfahrungen und mit Schmerz, Wut und gelebter Selbstentfremdung konfrontiert gewesen. Doch das wollte er nicht. So entwickelt er erheblichen Widerstand dagegen, weiterzuarbeiten und nimmt eine Achillessehnenverletzung als Vorwand, um aus dem Coaching „auszusteigen“. Obgleich er sich als Opfer internationaler Finanzinvestoren begreift, obgleich er im Team erhebliche Schwierigkeiten hat und obgleich seine zweite Ehe wegen der permanenten Selbstüberforderung in Gefahr geraten ist, darf die Fassade nicht fallen. Kein Millimeter Kontrolle darf abgegeben werden. Die Erkrankung der Achillessehne hätte als Zeichen auf der körperlich-seelischen Ebene erkannt und gedeutet werden können. Doch die Gefahr, dass das Leiden an sich selbst und an der eigenen Lebenssituation aufbrechen könnte, erschien – ob bewusst oder unbewusst – als viel zu groß, als dass der Blick auf sich selbst gewagt worden wäre.
Was dieser Mann erlebt, ist typisch für die Lebens- und Arbeitssituation zahlreicher Manager im mittleren und oberen Management. Alle Energie wird darauf verwendet, die eigenen Ohnmachtsgefühle unter Kontrolle zu halten. Was dabei herauskommt, ist nicht zuletzt der autoritäre Versuch, Kontrolle über andere zu gewinnen.
Hier eine andere, quasi spiegelbildliche Variante desselben Konfliktes: Zu mir ist Herrmann (Name geändert) gekommen. Er befindet sich in einer für ihn subjektiv lebensbedrohlichen Krise. Seine Lebensgefährtin hat ihn verlassen. Sein Selbstwertgefühl ist damit von Grund auf zerstört; er trägt sich mit Selbstmordgedanken und weiß nicht, wie er sein Leben in den Griff bekommen kann. Auch professionell beginnt es, heftig zu kriseln, da seine Arbeitsfähigkeit – er ist in verantwortlicher Position – durch die innere Erschütterung leidet.
Hermann ist einen anderen Weg gegangen als Markus. Auch er hat in seiner eigenen Biographie massive Erfahrungen der Entwertung erlebt. Sein Vater war aus dem Krieg mit schweren Verwundungen zurückgekehrt. Dessen Versuch, die Schmerzen unter Kontrolle zu halten, lebte er, indem er versuchte, andere zu kontrollieren und ihnen das Recht auf einen eigenen Weg systematisch abzusprechen. So auch seinem Sohn, einem künstlerisch hochbegabten und kreativen Menschen, dem er gerne eine soldatische Persönlichkeit mitgeben wollte und dessen Persönlichkeit er ablehnte. Hermann half sich damit, dass er „Liebkind“ wurde, der anpassungsfähige Mitläufer, der die Macht zuerst an den Vater, später als Erwachsener an den jeweiligen Chef abgab. Als er zu mir kam, hatte er bereits eine Reihe traumatischer Erfahrungen hinter sich. Seine jeweiligen Chefs spürten die tief sitzende Unterwürfigkeit und Abhängigkeit. Es dauerte dann nicht lange und sie fingen an, ihn zu missbrauchen durch Missachtung, Ausgrenzung und Manipulation bis dann irgendwann der Rausschmiss kam. Das, was ihm Stabilität verlieh, die private Lebenssituation, war nun auch noch zerbrochen, so dass seine ganze Existenz in Gefahr geriet.
Während Markus hätte lernen müssen, seine Verletzbarkeit (seine Achillessehne) anzunehmen, musste Herrmann etwas ganz anderes lernen, um zu gesunden: Er hatte den Weg der „Frau“ gewählt, einen Weg, bei dem die eigene Macht abgegeben wird. Er, der sich ständig als Opfer und als ohnmächtig erlebte, musste seiner männlichen Seite begegnen, er musste seinen Willen zur Eigenständigkeit entdecken, seinen Wunsch und seine Fähigkeit zur Selbstverantwortung und zur Gestaltung seines eigenen Lebens. In mühsamen Schritten brachte er sein Verhältnis zu seiner Lebenspartnerin in Ordnung, um sich dann der Erweiterung seiner Selbstkompetenz und Selbstverantwortung im beruflichen Feld zuzuwenden, eine für ihn noch weit größere Herausforderung.
Herrmann ist ein Beispiel für viele Männer, die ihre männliche Seite nicht oder zu wenig leben und damit Schiffbruch erleiden. So wie Frauen innerlich wund laufen, die ihr Frausein abspalten und sich vermännlichen, so tun dies bezeichnenderweise auch Männer, die sich ganz auf die „weibliche Seite“ ihrer selbst geworfen haben. Die innere Abwehr des Patriarchats und des männlichen Autoritarismus hat viele jüngere Männer dazu veranlasst, das „männliche Gehabe“ über Bord zu werfen. Sie wollen nicht so sein wie ihre Väter und Großväter, die als gedemütigte Kriegsveteranen ihre Söhne prügelten und entwerteten und ein Zerrbild autoritärer Männlichkeit vorlebten. Sie wollten mitfühlend, liebevoll, freundlich sein. Doch diese Männer sind in Gefahr, statt mitfühlend und liebevoll zu sein, keine ausreichende Ich-Identität, kein gefestigtes Selbstbewusstsein zu entwickeln. Sie spalten die verhasste männliche Seite ab, machen sich zum Opfer von Einflüssen aller Art, begeben sich in Abhängigkeiten und erleiden – in einem männlichen Körper – ein ähnliches Schicksal wie Frauen, die ihre Macht abgegeben haben.
Zwei Wege also: Einerseits der Versuch, die eigenen Ohnmachtsgefühle durch Autoritarismus zu kontrollieren; andererseits die Bereitschaft, Macht abzugeben, indem man sich an (manipulativ) ausgeübte fremde Macht anpasst. Beide Wege sind Ausdruck der Ohnmachts-Allmachts-Spaltung. Wie die beiden letzten Beispiele zeigen, existieren solche Spaltungen offenbar nicht nur zwischen den Geschlechtern, sondern auch innerhalb der Männerwelt. Die Zugehörigkeit zum Clan, zur Bruderschaft, zur Gang basiert auf dem hierarchischen Prinzip zwischen Führer und Geführtem. Solange es sich dabei um eine rein männliche Gruppierung handelt, wissen sich (autoritäre) Führer und (abhängige) Geführte gleichermaßen machtvoll gegenüber dem Rest der Gesellschaft. Bis zum Exzess hat dies der nationalsozialistische Faschismus kultiviert. Er hat die Ohnmachts-Allmachts-Spaltung erfolgreich zum gesellschaftlichen Strukturprinzip sowohl innerhalb der Männerwelt selbst als auch gegenüber der Gesellschaft und gegenüber anderen Völkern und Ethnien gemacht: Die männliche Führungselite setzte ihren Machtanspruch mit autoritärsten Mitteln, mit Geheimpolizei und Spitzeltum durch. Jeder in der Hierarchie brauchte Mitläufer, die zu Erfüllungsgehilfen gemacht wurden, die die Befehle auszuführen hatten: in SA, SS, Wehrmacht, Gestapo, Verwaltung, Verbänden oder als Blockwart. Ein Teil der Männerwelt nahm den anderen Teil quasi in manipulative Haft und überhöhte dies durch eine Ethik von Führer und Gefolgschaft. Das Ganze wurde dann nochmals monströs verdoppelt, indem die autoritäre Elite sich und ihre Mitläufer zur Rasse der Herrenmenschen erklärte, die wiederum über die „rassisch Minderwertigen“ Herrschaft beanspruchten und diese mit Mord und Totschlag überzogen. Die Herren und ihre Knechte wähnten sich beide im Vollbesitz von Macht und Kontrolle und das böse Erwachen kam erst bei Kriegsende.