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Geburt der Macht aus der Liebe (zum Leben)

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Macht bzw. Mächtigkeit als im Wesen angelegte Energie und Strahlung drängen danach, sich auszudrücken. Wer vom Wesen her mächtig ist, also eine starke Lebensenergie hat, dem wird Macht angetragen. Wer Macht hat, wird Macht ausüben. Damit stellt sich die brennende Frage, aus welchem Geist heraus Macht und Mächtigkeit gelebt und ausgeübt werden.

Vorweg: Wir können nicht umhin, Macht zu leben und auch Macht über andere auszuüben. Mit Hilfe von Macht werden Kinder erzogen, Verhältnisse geordnet, Strukturen geschaffen, Prozesse geregelt, zwischen Recht und Unrecht unterschieden, Prinzipien und Regeln durchgesetzt. Macht ist existenziell und lässt sich weder wegdiskutieren, noch kann auf sie in sozialen Beziehungen und Gesellschaften verzichtet werden.

Umso wichtiger ist die Frage, aus welcher Haltung heraus Macht ausgeübt wird. Wird die Machtenergie als ein Geschenk angenommen und im Prozess der Persönlichkeitsentwicklung verantwortlich geformt oder geben Menschen ihre Macht ab? Findet ein Machtverlust statt oder geschieht ein Machtmissbrauch, bei dem die eigene Macht destruktiv gegen sich und andere gewendet wird? Sind die treibenden Kräfte für den eigenen Machtgebrauch Unsicherheit, Angst, Egoismus, Neid, Gier, Eifersucht und Zweifel an sich und dem Leben? Oder sind die treibenden Kräfte Mitgefühl, Fürsorge, Achtung, Respekt und die Liebe zum Leben?

Der Sozialphilosoph und Therapeut Erich Fromm hat eine wichtige Unterscheidung getroffen, die zwischen Biophilie und Nekrophilie. Sie ist für unseren Zusammenhang relevant.

Biophilie: „Die Biophilie ist die leidenschaftliche Liebe zum Leben und allem Lebendigen; sie ist der Wunsch, das Wachstum zu fördern, ob es sich nun um einen Menschen, eine Pflanze, eine Idee oder eine soziale Gruppe handelt. Der biophile Mensch baut lieber etwas Neues auf, als dass er das Alte bewahrt. Er will mehr sein, statt mehr zu haben. Er besitzt die Fähigkeit, sich zu ändern […]. Er hat mehr das Ganze im Auge als nur die Teile, mehr Strukturen als Summierungen. Er möchte formen und durch Liebe, Vernunft und Beispiel seinen Einfluss geltend machen – nicht durch Gewalt und dadurch, dass er die Dinge auseinanderreißt, nicht dadurch, dass er auf bürokratische Weise die Menschen behandelt, als ob es sich um tote Gegenstände handelte.“39

Nekrophilie: „Mit Nekrophilie meine ich die Liebe zu allem, was mit Gewaltanwendung und Destruktivität zu tun hat … Da dem Nekrophilen die erforderlichen Eigenschaften für Kreatives abgehen, ist es ihm in seiner Unfähigkeit ein Leichtes, zu zerstören.“40

In der gegenwärtigen Gesellschaft, die immer noch vom Patriarchat gekennzeichnet ist, gibt es eine ausgeprägte Spaltung zwischen Werten, denen eine Berechtigung im privaten Alltag eingeräumt wird, und Werten, die im professionellen Alltag für angemessen gehalten werden.

Im privaten Alltag überwiegen die so genannten „weiblichen“ Werte der Fürsorge und Liebe, des Haushaltens, des Miteinanders und der Förderung von menschlichem Wachstum – man könnte auch sagen biophile Werte. Im beruflichen Alltag dominieren hingegen „männliche“ Werte der Tauschwertorientierung (Macht, Besitz, Reputation), der (hierarchischen) Durchsetzungsfähigkeit, Kontrolle, Beherrschung und von Sieg und Niederlage, d.h. zumindest partiell nekrophile Werte.

Wo solche Spaltung vorherrscht, ist es für Menschen – Männer wie Frauen – weitgehend selbstverständlich, dass sie im privaten Alltag emotionale und soziale Kosten vermeiden wollen. Doch gerade Führungskräfte sind oft mit gleicher Selbstverständlichkeit bereit, im beruflichen Alltag hohe emotionale, soziale und ökologische Kosten in Kauf zu nehmen. Diese Spaltung wirkt zerstörerisch und wird von einer wachsenden Zahl von Menschen in Frage gestellt. Menschen fordern immer mehr eine Wertekohärenz, die sich auf das Leben in allen seinen Facetten bezieht. Dies gilt insbesondere für die so genannten Kulturell Kreativen.

Spirituelles Selbstmanagement

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