Читать книгу Spirituelles Selbstmanagement - Barbara von Meibom - Страница 24

Amerikanische Studien über die Einstellung der Menschen haben eine bislang weitgehend unbekannte und unbeachtete Gesellschaftsschicht zutage gefördert: die Kulturell Kreativen. Doch statt eine unbedeutende Minderheit zu sein, machte der Anteil der Kulturell Kreativen bereits um die Jahrtausendwende rund 20 Prozent der US-amerikanischen Bevölkerung aus. Dies bedeutet: Annähernd ein Fünftel der US-amerikanischen Bevölkerung vertrat Werte, die vom Wirtschaftssystem bislang weitgehend missachtet werden: Harmonie mit der Natur, Leben in Gemeinschaft, Achtung der Frau, Offenheit für (spirituelle) Werte. Diese Gruppe dürfte bis heute nicht kleiner, sondern eher größer geworden sein.

Die Kulturell Kreativen

Als Kulturell Kreative oder Kulturschöpferische wurde ein Segment in der US-amerikanischen Gesellschaft benannt, das nach einer Untersuchung des Soziologen Paul H. Ray und der Psychologin Sherry R. Anderson bereits um die Jahrtausendwende 50 Millionen erwachsene Amerikaner umfasste und weltweit als die am schnellsten wachsende Werteszene gilt. Basis der Untersuchung war eine Werteforschung über einen Zeitraum von 13 Jahren, bei der insgesamt 100.000 US-Amerikaner befragt wurden. Kulturell Kreative sind Menschen, die holistische, kreative Werte vertreten und sich kritisch mit Materialismus und Hedonismus auseinandersetzen, also der Postmoderne zuzuschreiben sind. Ihnen liegt viel an persönlicher Selbstverwirklichung, sie sind besser informiert als der Durchschnitt der Gesellschaft, und sie setzen sich für das Gemeinwesen und die Natur ein. Sie sind altruistischer als die Norm und lehnen Intoleranz, Hedonismus und die Dominanz der Ökonomie über die Ökologie ab. Diesem integrativen Lebensstil geht es um die Synthese verschiedener Ansichten und Traditionen, um die Heilung alter Risse: zwischen Innerem und Äußerem, Spirituellem und Materiellem, dem Einzelnen und der Gesellschaft. Der Lebensstil der Kulturell Kreativen ist von Gesundheits- und Umweltbewusstsein geprägt. Daher wurde im Marketing für diesen Lebensstil das Akronym „LOHAS“ – Lifestyles of Health and Sustainability (gesunde und nachhaltige Lebensstile) – eingeführt. Er passt zu den Interessen der Outdoor- und Wellness-Industrie, aber auch der neuen Bio-Supermärkte und weiterer Marktsegmente, die der Öko- und Esoterik-Nische erfolgreich entstiegen sind. LOHAS steht für einen wachsenden, jedoch noch unerschlossenen Markt, der auf einen Jahresumsatz von weltweit rund 500 Milliarden US-Dollar geschätzt wird. (vgl. Ray/Anderson 2005)

Die Kulturell Kreativen sind eine schlafende Macht. Noch wähnen sich die meisten, die zu dieser Gruppe gehören, allein. Sie haben noch nicht begriffen, wie viele sie sind und sie haben noch kein Bewusstsein ihrer (Markt-)Macht und ihrer politischen Macht entwickelt. Dies kann sich rasch ändern, und zwar nicht nur in den USA41.