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12.

Am gleichen Tag etwa um die Mittagszeit meldete sich Gabriel Schosters Handy mit rhythmischem Brummton. Auf dem Display leuchtete der Name seines Geschäftsführers Van Doorn auf. Schoster überlegte einen kurzen Augenblick, bevor er den Anruf entgegennahm.

„Thom, welche Überraschung! Und, hast du gute Neuigkeiten für mich?“ Gabriel Schosters Stimme klang sehr entspannt, fand Thom van Doorn, was für ihn zunächst einmal sehr beruhigend war. Nun würde sich zeigen, ob Joris ihm hatte helfen können. Thom versuchte, möglichst ruhig zu wirken, als er antwortete.

„Ja, Gabriel, ich wollte dich davon in Kenntnis setzen, dass Coen Evers keine Gefahr mehr ist.“

„Ich weiß, Thom. Ich wurde bereits informiert. Ich habe gehört, dass Evers sich doch tatsächlich in seiner Zelle erhängt hat. Sehr labil, der Mann. Gut, dass dieses Problem gelöst ist.“

„Ja, ich bin froh darüber.“ Thom van Doorn atmete erleichtert aus, überlegte jedoch im gleichen Augenblick, woher Schoster das so schnell wissen konnte. Bestimmt nicht von Joris Rijkaard. Der hätte ihm sonst sicher nicht gesagt, dass er sich heute bei Schoster melden sollte. Joris wollte, dass er, Thom, wieder in gutem Licht bei Schoster stand. Der musste demzufolge seine Informationen noch von anderer Seite erhalten haben. Aber von wem? Vielleicht direkt aus der Haftanstalt? Doch bevor sich Thom van Doorn hierrüber Gedanken machen konnte, unterbrach ihn Schosters Stimme in seinen Überlegungen.

„Es war aber kein Selbstmord, oder?“

„Nein, wir haben etwas nachgeholfen, so wie du es gewünscht hast. Nur offiziell war es einer“, erwiderte Thom, ohne aber auf die Einzelheiten um den Tod des Kuriers weiter einzugehen.

„Hätte nicht gedacht, dass du das hinkriegst, Thom! Das war gute Arbeit, meine Hochachtung! Wie hast du das angestellt?“ Van Doorn war sich nicht sicher, ob es Gabriel Schoster wirklich interessierte, wie es ihm gelungen war, Evers auszuschalten. Deshalb war seine Antwort nur kurz und knapp:

„Ich kenne die richtigen Leute.“ Was in diesem besonderen Fall auch stimmte. Er hatte den Mann angerufen, von dem er am ehesten hoffte, er würde ihm helfen können – Joris Rijkaard. Und Rijkaard hatte ihm geholfen! Aber das brauchte Schoster erst gar nicht zu wissen.

„Nun, Evers hat zwar nicht allzu viel gewusst, aber er hätte uns trotzdem gefährlich werden können. Deshalb ist es gut, dass er zum Schweigen gebracht wurde. Und was ist mit diesem Idioten Tombrink, der sich ebenfalls erwischen ließ?“

„Per Tombrink wusste nicht mal das, was Evers wusste. Dieser kleine Dealer ist keine Gefahr für uns. Der kannte ja nur Evers, seinen Kurier und Kontaktmann.“

„Dann sollte ja alles wieder in bester Ordnung sein, Thom. Es freut mich, dass du das regeln konntest und ich wieder auf dich zählen kann. Du weißt ja, Vertrauen ist das Wichtigste in unserem Geschäft. Ich muss dir nun einmal vertrauen können. Und jetzt habe ich das Gefühl, dass ich das wieder kann.“

„Danke, Gabriel. So etwas kommt nicht wieder vor, das kann ich dir versprechen.“ Noch während Thom den Satz mehr oder weniger unüberlegt von sich gab, weil er erleichtert war, die Sache doch so gut überstanden zu haben und vielleicht sogar aus einer gewissen Euphorie heraus, hoffte er inständig, dass er das soeben gegebene Versprechen auch wirklich würde einhalten können.

Doch schon mit dem nächsten Satz gelang es Gabriel Schoster erneut, Zweifel bei ihm zu säen.

„Das hoffe ich auch. Ich brauche Leute wie dich, Thom. Du kannst mir einen Ersatzmann für Evers besorgen?“ Van Doorn stutzte. Sollte das etwa ein weiterer Test bezüglich seiner Loyalität und seiner Verlässlichkeit sein? Er überlegte kurz, dann entschloss er sich für eine vorsichtige, diplomatische Antwort.

„Mal sehen. Ich muss mich mal umhören, und das geht nicht so schnell, weil wir ja auch jemand brauchen, der zuverlässig ist, stimmt‘s?“ Van Doorn hoffte, dass dies überzeugend klang.

„Ja, sicher. Gut, dass du daran denkst. Also höre dich mal um und sage mir Bescheid, wenn du jemanden hast.“

„Mach‘ ich.“

Nachdem Gabriel Schoster das Gespräch beendet hatte, saß er sehr nachdenklich hinter seinem Schreibtisch und grübelte. Hatte der Kerl es doch geschafft, Evers auszuschalten! Zu gerne hätte er gewusst, wie Thom van Doorn das angestellt hatte! Hatte der Kerl etwa gewisse Beziehungen zu Leuten, die so etwas bewerkstelligen konnten? Sein Mann in der Haftanstalt hatte ihm nicht sagen können, wie die Sache eingefädelt wurde. Sicher war nur, dass zwei andere Häftlinge Coen Evers in seiner eigenen Zelle erhängen konnten! War da vielleicht noch ein anderer Wärter im Spiel, der die beiden Häftlinge in die Zelle von Coen Evers gelassen hatte? Es konnte gar nicht anders gelaufen sein! Aber woher hatte sein Geschäftsführer solche Beziehungen?

Gabriel Schoster hatte keine Sekunde lang die Absicht, Thom van Doorn eine neue Chance zu geben. Der Mann hatte seinen Vertrauenskredit aufgebraucht – ein für alle Mal. Thom war eine Gefahr für ihn, denn er wusste über sein Netzwerk viel zu genau Bescheid. Und er würde bald seinen nächsten Fehler begehen. Das wusste Schoster, nicht etwa, weil er so besonders gerissen war, sondern weil Thom van Doorn so leicht durchschaubar war!

Und bevor dies geschah, musste die Gefahr beseitigt werden. Thom van Doorn musste sterben …

Aber wer waren seine Helfer? Das hätte Gabriel Schoster doch allzu gerne gewusst!

Dunkel ist die Finsternis

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