Читать книгу Dunkel ist die Finsternis - Ben Kossek - Страница 8

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2.

Es war ein grauer, verregneter Freitag, dieser 15. September. Es nieselte schon seit den frühen Morgenstunden, und jetzt hatte vor wenigen Minuten ein heftiger Regenguss eingesetzt. Dunkle Wolken waren urplötzlich aufgezogen, begleitet von kräftigen Sturmböen, die von Nordwesten her über das Markermeer fegten und fortwährend dicke Regentropfen klatschend gegen die Windschutzscheibe des Wagens peitschten. Die Scheibenwischer arbeiteten auf Hochtouren. Die beiden Männer im Wagen saßen seit geraumer Zeit schweigend nebeneinander und starrten missmutig nach draußen. Kein Wetter, das dazu angetan war, ihre Laune zu heben. Gerade fuhren sie über die Hollandse Brug in Richtung Almere, als eine Böe den Dienstwagen von der Seite her erfasste und ihn für einen kurzen Augenblick aus der Spur drückte. Doch der Fahrer hatte damit gerechnet und geschickt gegengesteuert.

Die beiden Kripobeamten waren gerade auf dem Weg in die Vollzugsanstalt Almere. Dort saß einer der meistgesuchten und gefährlichsten Verbrecher, der in den letzten zehn Jahren auf den Fahndungslisten der Polizei gestanden hatte, seit gestern Abend in Untersuchungshaft und wartete auf seine Vernehmung. Der Häftling, dessen Name Hendrik Mulders war, war einer von vier Hauptverantwortlichen des Waffenschieberrings unter Führung des erschossenen Spediteurs Claudius Steelmans gewesen.

Eine sechsköpfige internationale Ermittlungsgruppe, die aus Kollegen des Amsterdamer Polizeikorps und der Mordkommission in Köln unter der Leitung von Roger van Leeuwen gebildet worden war, hatte gegen die Bande von Amsterdam aus ermittelt. Dabei waren zwei der vier Rädelsführer unter teilweise rätselhaften Umständen ums Leben gekommen, Ruud van Dongen und Claudius Steelmans. Der dritte Mann, ein Este namens Arto Kraana, der in den Niederlanden unter einem falschen Namen, Daan van de Heijden, aufgetreten war, befand sich derzeit außer Landes und damit auch außer Reichweite der Ermittler. Man vermutete, dass er sich nach Tallinn, der Hauptstadt Estlands, abgesetzt hatte. Und letztendlich war da noch dieser Hendrik Mulders, wohl der gefährlichste der vier führenden Köpfe, den man am vergangenen Samstag nach einer Geiselnahme auf einem abgelegenen Fabrikgelände hatte festnehmen können.

Und nun befanden sich Luuk van der Beek von der Kripo in Amsterdam und Alex Berger von der Mordkommission in Köln, zwei Mitglieder der internationalen Ermittlungsgruppe, auf dem Weg in die Haftanstalt in Almere, um diesen Hendrik Mulders zu vernehmen. Es stand nicht zu erwarten, dass der Häftling eine Aussage machen würde – im Gegenteil. Mulders war ein äußerst gerissener Hund, mit allen Wassern gewaschen und würde es den Beamten so schwer wie möglich machen. Alles lief darauf hinaus, dass am Ende nur die Beweislage und die Indizien dazu führen konnten, den Mann langfristig hinter Gitter zu bringen. Dennoch wollten Van der Beek und Berger nichts unversucht lassen.

Als sie gegen 10 Uhr 20 die grauen Außenmauern der Haftanstalt hinter sich gelassen hatten und den Vorraum betraten, um ihre Dienstwaffen und Handys abzugeben, war der Anwalt des Häftlings, ein bekannter Strafverteidiger aus Amsterdam, bereits eingetroffen und wartete im Verhörraum. Als Van der Beek und Berger den Raum betraten, erhob sich der Anwalt mit neutraler Miene und gab jedem die Hand.

„Guten Tag, meine Herren. Ich bin der Rechtsbeistand von Herrn Mulders, Ludger van Holsbeck. Man sagte mir gerade, dass mein Mandant bereits unterwegs ist. Er müsste demnach jeden Moment hier erscheinen.“

„Vielen Dank, ich bin Kommissar Luuk van der Beek und das hier ist mein Kollege Alexander Berger, Mordkommission Köln.“ Die beiden Beamten nahmen am Tisch Platz. „Hätten Sie etwas dagegen einzuwenden, wenn die heutige Vernehmung von Herrn Mulders in deutscher Sprache geführt wird? Mein Kollege Berger spricht kein Niederländisch.“

„Nein, das sollte kein Problem darstellen.“ Ein Kopfschütteln begleitete Van Holsbecks Worte, während er sofort ins Deutsche wechselte und wieder an dem Tisch, an dem er bereits zuvor gesessen hatte, Platz nahm. Kurz darauf öffnete sich eine elektronisch gesicherte Metalltür an der anderen Seite des Verhörraums, und zwei Vollzugsbeamte führten einen Mann in einem Overall und in Hand- und Fußfesseln in den Raum. Er hinkte leicht, was seine Bewegungen schwerfällig erscheinen ließen. Aber Van der Beek wie auch Berger wussten genau, dass der Mann alles andere als schwerfällig war. Seine langen blonden Haare fielen ihm halb ins Gesicht, als ihn die Vollzugsbeamten zu dem freien Stuhl am Tisch führten.

„Wäre es möglich, Herrn Mulders die Fesseln abzunehmen?“, fragte Ludger van Holsbeck mit einer lässigen Handbewegung in Richtung seines Mandanten. Einer der beiden Vollzugsbeamten blickte fragend zu Luuk van der Beek und Alex Berger.

„Nein, tut uns leid. Das ist nicht möglich“, antwortete Luuk. Ludger van Holsbeck runzelte die Stirn und verzog mürrisch das Gesicht. Mulders saß mit einem feinen ironischen Lächeln neben seinem Anwalt und gab sich den Anschein, nicht sonderlich an dieser Zusammenkunft interessiert zu sein.

„Ich habe bereits gemäß unserer Absprache vorab mit meinem Mandanten gesprochen“, erklärte der Strafverteidiger, während er gleichzeitig von seinen Akten aufsah. „Dürfte ich zunächst einmal erfahren, was genau Sie Herrn Mulders zur Last legen?“

„Natürlich“, antwortete Luuk van der Beek jovial und zog sein Aufnahmegerät aus der Tasche. „Ich denke, dagegen gibt es keine Einwände.“ Ohne auf eine Antwort Van Holsbecks zu warten, schaltete er das Gerät ein und legte es in die Mitte des Tisches.

„Nein, das geht natürlich in Ordnung.“ Van Holsbeck beeilte sich, nun doch noch etwas zu sagen. „Und?“

„Nun, wir beschuldigen Herrn Hendrik Mulders, mindestens die folgenden vier Morde begangen zu haben: An dem deutschen Notar Johan Walter Grothe sowie dem Inhaber einer Reifenhandelsfirma, Marinus Sanders und dessen Mitarbeiter Sandro Roth. Außerdem ist er ebenfalls verantwortlich für den Tod des estnischen Staatsbürgers Asko Kraana, wobei hier die näheren Umstände noch zu klären wären. Dazu kommt die Geiselnahme von Emma Janssen und der Tatbestand der Erpressung in mehreren Fällen.“

„Welche Beweise liegen Ihnen vor, dass es sich bei den vier Morden um meinen Mandanten als Täter handelt?“ Offenbar war es für Van Holsbeck bereits klar, dass er gegen die Geiselnahme wegen der Beweislage schlecht vorgehen konnte.

„Es wurde die Mordwaffe, die in allen vier Fällen verwendet wurde, sichergestellt. Es ist eindeutig die Waffe Ihres Mandanten. Auf ihr befinden sich ausschließlich seine Fingerabdrücke. Und die an den Tatorten sichergestellten Geschosse wurden alle aus der Waffe Ihres Mandanten abgefeuert. Bei der Tötung von Asko Kraana waren wir selbst zugegen, Mulders konnte da gerade noch entkommen. Bei der Geiselnahme wurde er dann allerdings festgenommen, nachdem er zuvor auf uns geschossen hat. Und für die Erpressungen gibt es eindeutige Zeugenaussagen in mehreren Fällen.“ Luuk van der Beek wandte sich nun, ohne auf weitere Fragen von Seiten Van Holsbecks zu warten, direkt an Mulders. „Möchten Sie sich zu den vorgebrachten Anschuldigungen vorab äußern, Herr Mulders?“

Hendrik Mulders saß auf seinem Stuhl und warf ein ziemlich unverschämtes Grinsen in Richtung der Beamten. „Dazu kann ich Ihnen leider nichts sagen, ganz abgesehen davon, dass ich zu keiner Aussage verpflichtet bin, die mich selbst belasten könnte. Meine Personalien sowie meine Adresse haben Sie ja schon.“

„Wo waren Sie am 23. März dieses Jahres zwischen 10 und 12 Uhr vormittags, Herr Mulders?“

„Das weiß ich nicht mehr.“ Lässiges, süffisantes Grinsen.

„Das würde bedeuten, dass Sie für die Tatzeit, zu der Grothe auf dem Rastplatz Liempde-Oost erschossen wurde, kein überprüfbares Alibi haben. Ich kann Ihnen sagen, wo Sie zu diesem Zeitpunkt waren: genau dort! Sie waren es, der Grothe in seinem Wagen erschossen hat und einen Aktenkoffer, in dem sich höchst belastendes Material gegen Steelmans und Sie befand, aus dem Kofferraum von Grothes Wagen verschwinden ließ. Wir haben im Innenraum von Grothes Wagen noch etwas gefunden, das eindeutig Ihnen gehört und uns verrät, dass sie ganz sicher dort waren – wir fanden ein Haar von Ihnen und haben es mit Ihrer DNA abgeglichen. Sie waren dort, am 23. März, Mulders! Und Sie haben ihn erschossen. Auf Grothes Aktenkoffer, den wir in Ihrer Wohnung in Zwanenburg gefunden haben, waren neben seinen auch Ihre Fingerabdrücke! Zu dumm nur, dass sie den Koffer irgendwann doch noch ohne Handschuhe angerührt haben! Verdammt dummer Fehler, der Ihnen da unterlief.“

„Woher wollen Sie wissen, dass das Haar meines Mandanten nicht zu einem anderen Zeitpunkt in das Fahrzeug des Notars Grothe gelangt war?“, schaltete sich nun zum wiederholten Mal Ludger Van Holsbeck ein.

„Herr Grothe und ihr Mandant haben sich nur ein einziges Mal getroffen – an diesem besagten 23. März auf dem Rastplatz in Liempde Oost. Sie kannten sich überhaupt nicht.“

Hendrik Mulders verzog keine Miene. Er wusste genau, dass die beste Strategie nun war, sich zu den Vorwürfen direkt nicht zu äußern. Dass man ausgerechnet ein Haar von ihm in Grothes Fahrzeug sichergestellt hatte, war ein verheerender Beweis!

„Das sind doch alles Spekulationen, meine Herren. Wer weiß, wie das Haar meines Mandaten in den Wagen von Grothe kam“, antwortete stattdessen Ludger van Holsbeck genervt.

„Wohl kaum. Grothe und Ihr Mandant hatten, wie ich soeben schon sagte, noch nie zuvor etwas miteinander zu tun, außer an besagtem Tag auf der Raststätte Liempde Oost.“ Dann wechselte Luuk plötzlich ganz überraschend das Thema. „Aber eines muss man Ihnen lassen, Mulders: Wie Sie uns mit der vorgetäuschten Ermordung von Claudius Steelmans in diesem Hotel in Haarlem hinters Licht geführt haben, das war ganz großes Kino. Meine Hochachtung.“

„Danke, solch ein Lob erhält man nicht alle Tage. Ja, die beiden Kugeln, das war wirklich ich. Aber Van Dongen war zuvor bereits tot, wie Sie inzwischen ja wissen, also kein Mord. Es freut mich zu hören, dass Sie damit so einige Probleme hatten.“

„Die hatten wir tatsächlich. Wir haben die verkohlte Leiche für Claudius Steelmans gehalten. Aber am Ende hat uns doch der Knochenbau der Leiche verraten, dass es sich um Van Dongen handeln musste – und natürlich die beiden Zeugenaussagen, die uns bestätigten, dass sie Van Dongens Leiche nach Haarlem gebracht hatten. Aber dadurch, dass sie soeben zugegeben haben, die Kugeln auf den Leichnam im Hotel selbst abgefeuert zu haben, liefern Sie uns die Beweise, dass Sie auch Grothe, Sanders und Roth erschossen haben. Es war die gleiche Waffe, mit der die Schüsse auf die drei abgegeben wurden, und es waren nur ihre Fingerabdrücke auf dieser Waffe, Mulders. “ Luuk versäumte es nicht, nun ebenfalls lässig zu grinsen, während er sich entspannt zurücklehnte. Berger folgte dem Schauspiel schweigend und beobachtete Hendrik Mulders‘ Reaktionen indessen genau.

„Wo waren Sie in der Nacht vom 30. auf den 31. März dieses Jahres?“, fragte Luuk van der Beek sofort nach.

Mulders lieferte hier ein perfektes Schauspiel. Er tat so, als würde er ernsthaft nachdenken, um kurz darauf mit einem entschuldigenden Lächeln zu antworten: „Wenn ich das jetzt so spontan wüsste! Aber tut mir leid, ich muss Sie enttäuschen. Ich kann mich nicht mehr erinnern. Ist doch schon zu lange her.“

„Nur, um Ihr Erinnerungsvermögen etwas zu unterstützen: Es war die Nacht nach unserem Zugriff in Neuss, in der Sie hierher in die Niederlande geflohen sind, gemeinsam mit Van de Heijden, Steelmans und den später von Ihnen ermordeten Sanders und Roth. Sie haben in dieser Nacht den Touareg gefahren, Steelmans saß neben ihnen.“

„Warum erinnere ich mich bloß nicht?“

„Die Fingerabdrücke, die wir in dem Wagen fanden, haben das bestätigt. Sie sind gefahren und Steelmans saß daneben. Aber viel wichtiger ist doch, wohin Sie in dieser Nacht gefahren sind.“

„Wie gesagt, ich erinnere mich nicht.“

„Auch da helfe ich gerne. Sie und Steelmans fuhren zu Ihrer Villa in der Nähe von Montfort. Dort trafen Sie sich mit Van de Heijden und den beiden anderen, Sanders und Roth.“

Mulders schwieg.

„Sie haben Sanders und Roth dort mit Ihrer Waffe erschossen, Mulders, in dieser Nacht“, mischte sich nun Alex Berger ein, und Luuk van der Beek ergänzte: „Um Ihre Leichen danach im Polderveld versenken zu lassen. Visser war Ihnen dabei behilflich. Die Projektile, die wir aus den Köpfen der beiden geangelt haben, stammen aus Ihrer Waffe. Aus dieser Nummer kommen Sie nicht mehr raus.“

„Manet quod demonstrandum“, ließ Van Holsbeck verlauten, jedoch machte er kein glückliches Gesicht dabei.

„Das werden wir. Wir werden es sicher beweisen. Und dann wäre noch die Tatsache, dass Sie am Abend des 4. September dieses Jahres am gleichen Ort einen weiteren Mann erschossen haben, einen gewissen Asko Kraana.“

„Oh, daran erinnere ich mich tatsächlich. Nun, das ist ja auch noch nicht so lange her“, bemerkte Mulders überraschend, um sogleich anzufügen: „Aber da Sie ja nach eigenen Angaben selbst vor Ort waren, als dies geschah, dürfte Ihnen auch nicht entgangen sein, dass ich eindeutig in Notwehr gehandelt habe. Der Kerl wollte mich dort erschießen und hat meine Villa angezündet. Ich denke, das lässt sich alles ohne Probleme nachvollziehen. Darin seid ihr doch die Spezialisten. Von einem Mord kann man hier wohl nicht sprechen, oder?“

„Manet quod demonstrandum“, konterte Luuk. „Die näheren Umstände werden, wie bereits erwähnt, von uns noch untersucht. Waren Sie nicht überrascht, wen Sie da erwischt haben?“

„Dazu hatte ich nicht die nötige Zeit – ich meine, um überrascht zu sein. Ich habe mich gewehrt. Und alles ging verdammt schnell, wie Sie sich denken können.“

„Ich frage das nur, weil wir sicher sind, dass Sie es eigentlich auf jemand anderen abgesehen hatten.“

„Jemand anderen? Wer sollte das sein? Ich habe mich gewehrt und den Kerl erschossen, weil er mich und meine beiden Freunde töten wollte, das ist alles!“ Mulders hob nun bei diesen Worten doch deutlich die Stimme.

„Es ging Ihnen nicht nur darum, sich zu verteidigen, Mulders. Sie wussten genau, dass der Mann kommen würde und dass er die Absicht hatte, Sie zu töten, ganz speziell Sie.“

„Woher wollen Sie das wissen?“

„Weil Sie alles so arrangiert hatten, dass dieser Showdown dort bei Ihrer Villa stattfinden sollte. Sie hatten dieses Aufeinandertreffen genaustens geplant. Mit anderen Worten: Sie wollten den Spieß umdrehen und dem Mann mit Ihren beiden Freunden eine Falle stellen, stimmts?“

„Unsinn.“

„Leider nicht. Sie dachten, dass dieser Mann, der zuvor schon Steelmans im Garten seines Hauses in Kinderdijk wie auch Ihren Freund Gerrit Visser auf dessen Firmengelände in Westpoort erschossen hatte, nicht Asko, sondern Arto Kraana war. Sie hatten Arto Kraana erwartet.“

„Was soll das alles“, mischte sich Ludger van Holsbeck nun erneut ein. „Asko oder Arto, wer sind die Kerle überhaupt?“ Er richtete einen ungeduldig fragenden Seitenblick auf Mulders und dann auf die beiden Kommissare.

„Asko und Arto Kraana sind estnische Staatsbürger und außerdem Brüder, Zwillingsbrüder, um es genau zu sagen. Und das Interessante an der Sache ist, dass die zwei sich zum Verwechseln ähnlich sind, wie ein Ei dem anderen. Man kann sie nicht einmal auseinanderhalten, wenn man direkt vor ihnen steht.“

Während Van Holsbeck nun doch etwas belämmert und ratlos dreinschaute, saß Mulders mit versteinertem Gesicht auf seinem Stuhl und sagte kein Wort. Man konnte nur erahnen, was gerade im Kopf des Mannes vorging. Er musste sich fragen, woher die Polizei wusste, dass es zwei Brüder gab, eben Zwillingsbrüder, Arto und Asko Kraana. Woher hatten die ihre Informationen? Er selbst hatte es nur von Frederik Mortensen erfahren, der den ganzen verdammten Clan offenbar kannte.

„Tut mir leid, ich weiß nichts von zwei Zwillingsbrüdern“, begann Mulders nun. Aber das ironische Grinsen war aus seinem Gesicht gänzlich verschwunden.

„Zu dem Zeitpunkt, als Sie ihn erschossen haben, wussten Sie es wohl wirklich nicht. Denn Sie dachten, Sie hätten Arto Kraana erschossen. Oder sollte ich lieber sagen: Daan van de Heijden, ihren ehemaligen Kumpel und Weggefährten, der sie offenbar hintergangen hatte und dadurch den Unmut von Steelmans und Ihnen auf sich zog.“

Wäre Hendrik Mulders nicht ein so gerissener Hund und so abgebrüht, wäre er bei diesen Worten Van der Beeks vermutlich wütend aufgesprungen oder tot vom Stuhl gefallen! Woher wussten die Scheißbullen das alles nur, fragte er sich. In seinem Kopf arbeitete es auf Hochtouren. Wenn sie ihm das nachweisen konnten, würden sie ihn ganz bestimmt drankriegen!

„Ich denke, der kleine Plausch ist jetzt und hier zu Ende“, erklärte er mit einem leichten Knurren in der Stimme. „Ich wüsste nicht, was ich Ihnen noch zu sagen hätte.“ Luuk van der Beek und Alex Berger spürten, dass sie ihm einen ordentlichen Treffer in der zwölften Runde verpasst hatten, und Ludger van Holsbeck warf das Handtuch in den Ring, indem er gerade damit begann, schon mal seine Unterlagen zusammenzupacken. Er schien für heute erst einmal genug und es plötzlich sehr eilig zu haben.

„Es ist für uns eigentlich nicht wichtig, was Sie hier aussagen, Mulders. Wir werden alles, was wir heute gegen Sie vorgebracht haben, auch beweisen. Verlassen Sie sich drauf! Eigentlich wollten wir Ihnen nur mitteilen, dass wir bereits alles wissen, ob Sie nun eine Aussage machen oder nicht. Es ist uns gleichgültig. Wir wollten nur Ihr Gesicht dabei sehen.“

Mit diesen Worten erhob sich Luuk van der Beek. Alex Berger folgte seinem Beispiel. Dann verließen beide den Raum, ohne Mulders noch eines Blickes zu würdigen.

Sie hatten ihren Auftritt gehabt …

Dunkel ist die Finsternis

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