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Nawalny, der Social-Media-Mogul

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Diese Recherchen wurden zunächst in Form von Blog-Einträgen veröffentlicht. Die kremlfreundlichen Medien qualifizieren Nawalny deswegen gerne als Blogger unter vielen ab. Und er ist definitiv ein Blogger – allerdings einer, hinter dem eine ganze Organisation steht, die russische Journalisten einmal sein eigenes »Medienimperium« nannten.[201] Dieses »Imperium« hatte seine Anfänge auf der Livejournal-Plattform, umfasste jedoch bald schon alle möglichen Social-Media-Formate. Nawalny war von Beginn an ein Online-Phänomen gewesen – immer begierig danach, es einigen der russischen Internet-Pioniere nachzutun.[202] Er war ein früher Twitter-User. Ebenso begeistert war er von Instagram, wo er politische Inhalte neben Selfies mit seiner Familie postet. Auch auf YouTube hat er sich eine riesige Fangemeinde aufgebaut.

Diese Social-Media-Präsenz wurde in den Jahren 2012 und 2013 noch intensiviert. Um seine Botschaft zu verbreiten, hatte Nawalny 2012 mit Anna Weduta eine eigene Pressesprecherin engagiert. Als er seinen ersten größeren Wahlkampf – um das Amt des Moskauer Bürgermeisters 2013 – lancierte, entwickelte er zusammen mit Weduta eine effektvolle Medienstrategie: drei Posts pro Tag auf seinem Blog, mit dem wichtigsten Beitrag um die Mittagszeit. Außerdem war er nicht länger der einzige Autor. Als er 2014 gefragt wurde, wer seinen Blog schreibe, antwortete er, »das Kollektiv Nawalny«.[203] Die Texte waren dennoch aus einem Guss. Seine Mitstreiter hatten gelernt, in Nawalnys Stil zu schreiben – »schlau und ohne Selbstzensur«.[204]

YouTube sollte zu seinem eigenen Fernsehsender werden, auf den er auch Zugriff hatte, als er von den regulären Kanälen in Russland abgeschnitten war. Obwohl Nawalny bereits 2007 einen YouTube-Kanal eingerichtet hatte – wo er erste Gehversuche im Genre »Enthüllungsreportage« unternahm –, investierte er zunächst wenig in dieses Medium. Die ersten FBK-Videos, in denen die Recherchen des Fonds zusammengefasst wurden, sahen noch sehr amateurhaft aus. Doch alle im FBK waren überzeugt, dass YouTube die Zukunft sei und dass man Profis benötige, um bessere Resultate zu erzielen. Nawalny erkannte das Potenzial von YouTube spätestens, als in den Jahren 2015 und 2016 mehrere seiner Videos Millionen von Klicks erreichten.[205] Dutzende Videos sollten folgen. Und nicht nur Videos, sondern auch Livestreams.

Ab 2016 erlebte Livestreaming in Russland einen rasanten Aufstieg. Der FBK engagierte einen Produzenten mit Vergangenheit im russischen Hochglanz-Journalismus, um einen eigenen Livestream-Kanal zu entwickeln: »Nawalny Live«. Man begann mit einem Morgenmagazin. Das Ergebnis wirkte clever und stilbewusst – etwas, das zu einem Markenzeichen des FBK wurde. Im Jahr 2017 feierte Nawalny um 20:18 Premiere – eine tägliche Sendung, in der Nawalny die Nachrichten kommentierte, Fragen der Zuschauer beantwortete und seine Strategie erläuterte. Im ersten Jahr erhielt die Sendung im Schnitt 400000 Views.[206] Nawalny hatte ein neues Publikum gefunden.

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