Читать книгу Nawalny - Ben Noble - Страница 33

Ein politischer Aktivist benötigt mehr Geld, als er mit seinem Aktivismus einnehmen kann. Wie also hat Nawalny seinen Lebensunterhalt verdient? Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir uns Boris Simin zuwenden.

Dieser wurde 1968 geboren und ist der Sohn eines bekannten Geschäftsmanns, Dmitri Simin, der mit Vimpelcom eine der führenden russischen Telekommunikationsgruppen gegründet hat, die in Russland eher unter dem Markennamen »Beeline« bekannt war. Im Jahr 2006 – als er zum letzten Mal in Forbes’ jährlicher Liste der reichsten russischen Geschäftsleute auftauchte – wurde Dmitri Simins Reinvermögen auf 550 Millionen US-Dollar geschätzt.[216] Simin senior war gleichzeitig einer der großzügigsten russischen Spender, der über die »Dynasty Foundation« die Wissenschaften unterstützte. Sein Sohn Boris führte seine Arbeit fort und förderte liberale Publikationen wie The New Times und Meduza, aber auch Menschenrechtsorganisationen wie Memorial und das Sacharow-Zentrum.[217] Und den FBK. Seit seiner Gründung hat Simin dem Fonds monatlich 300000 Rubel gespendet (das entsprach im April 2021 etwa 3300 Euro).[218]

Seit 2019 war Simin außerdem Nawalnys persönlicher Sponsor. Er war seine Haupteinnahmequelle. Nawalny hat immer gesagt, er erhalte kein Geld vom FBK. In dem Interview mit Juri Dud aus dem Jahr 2017 behauptete Nawalny, er habe im vorhergehenden Jahr mehr als fünf Millionen Rubel (damals etwa 83000 Euro) verdient, und einen Großteil seines Einkommens erziele er als Anwalt.[219] Zwei Jahre später gab Nawalny bekannt, dass Simin sein Hauptsponsor sei, und zwar »seit ein paar Monaten«.[220] Nawalny nannte keine Summe, doch sie tauchte in seiner nächsten Einkommenserklärung auf: Im Juli 2020 gab er an, im Vorjahr 5440000 Rubel verdient zu haben (etwa 60000 Euro). Wieder nannte er Simin als Hauptsponsor und lobte die »Transparenz« von dessen Einkünften sowie die gute Arbeit der Dynasty Foundation.[221]

Das Geld, das Nawalny von Simin erhält, habe Nawalnys Worten zufolge mit »ein wenig Arbeit«, darunter auch Rechtsberatung, zu tun, die er für Simin erledigt habe. Doch handelt es sich im Wesentlichen um eine Art Mäzenatentum:

»Simin versteht sehr gut, dass ich etwas zum Leben brauche und die meiste Energie in die Politik stecke. Wir haben einen rechtsgültigen Vertrag, ich erledige tatsächlich etwas Arbeit … Mäzenatentum trifft es nicht ganz, aber natürlich hat er meine Dienste nicht unbedingt nötig. In erster Linie will er uns unterstützen.«[222]