Читать книгу Nawalny - Ben Noble - Страница 39

Funken sprühen. Das wütende Kreischen einer Flex erfüllt den Raum, während sie sich durch die massive Metalltür eines Büros fräst. Drinnen verharren verängstigte Mitarbeiter.[240]

Es ist der 26. Dezember 2019 – und das Büro des FBK in Moskau wird von Ordnungskräften gestürmt. Die Beamten bedecken die Überwachungskameras, bevor sie vor den Augen der Fonds-Mitarbeiter Computer beschlagnahmen. Obwohl dies nicht die erste Razzia war, reagierte das Team mit seinem typischen Humor. Für die Bürotür des FBK wird eigens ein Twitter-Konto eröffnet.[241] Und die Tür berichtet in der ersten Person Singular: »Heute wurde ich nicht eingeschlagen. Es ist jetzt schon drei Tage her. Langsam erhole ich mich von den psychischen Folgen.«[242]

Nawalny sah einen Zusammenhang zwischen der Dezember-Razzia und den Recherchen des FBK zu Medwedew aus dem Jahr 2017.

Doch nicht nur das Medwedew-Video bereitete dem FBK Ärger. Das Verleumdungsverfahren im Moskauer Lebensmittelvergiftungsfall nahm für den Fonds kein gutes Ende. Er musste umgerechnet etwa 400000 Euro zahlen – für den FBK eine Riesensumme. Letzten Endes verkündete Nawalny im Juli 2020, man werde den FBK dichtmachen. Dies sei, so sagte er, die einzige Möglichkeit, mit der hohen Geldbuße umzugehen, die sich für die Aktivitäten des Fonds als lähmend erwies.[243]

Im August 2020 übernahm Jewgeni Prigoschin, der selbst Gegenstand der FBK-Recherchen war, die gesamten Prozesskosten in Höhe von 88 Millionen Rubel. Prigoschin, der auch als »Putins Chefkoch« bekannt ist, stritt die Anschuldigung ab, dass er etwas mit der Lebensmittelvergiftung zu tun habe, und erklärte stattdessen, er wolle »diese Gruppe von unehrlichen Leuten ohne jeden Cent und mit nackten Füßen« dastehen sehen.[244]

Doch das war nicht das Ende. Nawalny und sein Team gründeten einfach eine neue NGO – den »Fonds zum Schutz der Bürgerrechte« – und verwendeten in der Öffentlichkeit weiter das FBK-Logo. Das Team setzte seine Arbeit fort, und der Name der Organisation konnte an der Tür prangen bleiben – und wenn man sie noch so oft eintreten würde.