Читать книгу Bulle bleibt Bulle - Ein Hamburg-Krimi - Ben Westphal - Страница 17
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Die angenehmen Lufttemperaturen lassen die Passanten in Canet-en-Roussillon an der französischen Mittelmeerküste in sommerlicher Garderobe über die Promenade laufen. Das Geschäft mit den Touristen läuft bereits wieder an und auch Capitaine Lebrédonchel sitzt noch immer gemütlich in dem geflochtenen Gartenstuhl. Er schaut sich in Ruhe die Menschen an, wie sie glücklich und zufrieden die ersten Urlaubstage am Strand genießen oder hungrig nach einem geeigneten Strandrestaurant Ausschau halten, sich aufmachen zum Surfen oder Baden. In der Vorsaison ist die Gendarmerie traditionell noch wenig gefordert. Es ist nicht so viel Trubel, wenige Touristen sind vor Ort und die Leute achten mehr auf ihre Sachen. So lässt Capitaine Lebrédonchel die ausgedehnte Mittagspause bei einem Café au lait ausklingen und trinkt dazu noch ein stilles Wasser aus den französischen Alpen.
Die eine oder andere Passantin lässt ihren Blick länger als notwendig am charismatischen Franzosen hängen. Mit seinen dunklen, welligen Haaren und den markanten, aber auch charmanten Gesichtszügen kommt er dem Sinnbild einer französischen Urlaubsfantasie sehr nahe. Lebrédonchel fühlt sich geschmeichelt von den Blicken, doch reagiert er nicht weiter auf die Avancen. Er schaut auf das blaue Meer und dessen Schaumkronen, trinkt dabei genüsslich den duftenden Café au lait, während ihm der Wind durch die Haare streicht.
Bei dem letzten Schluck beginnt plötzlich sein Telefon zu piepen. Es spielt eine schwungvolle Melodie und reißt Lebrédonchel aus den Gedanken über das Leben.
Er greift nach dem Telefon, das er auf dem Tisch vor sich abgelegt hatte und schaut auf das Display. In der Anzeige erscheint eine ihm wohlbekannte Rufnummer aus alten Zeiten. Ein Lächeln schlägt die Falten an den Augen ineinander. Er streicht den grünen Hörer nach außen und begrüßt Claire mit einem freudig langgezogenen «Bonjour.»
«Hallo Jaques, wie geht es dir? Ich hoffe du bist glücklich geworden in Perpignan?», fragt Claire mit einem fürsorglichen Klang in ihrer Stimme.
«Es ist anders, Claire, es ist anders. C’est la vie. Aber es ist auch schön hier. Alles ist ruhiger und gelassener. Die Leute sind nicht so hektisch. Sie genießen das Leben. Und ich habe Zeit, sehr viel Zeit», beginnt Capitaine Lebrédonchel zu erzählen, wird dann aber von Claire unterbrochen.
«Ich bräuchte einen Teil deiner Zeit, Jaques. Wir haben einen Laster mit deutschem Kennzeichen. Das schicke ich dir gleich per Email, sobald ich die Daten habe. Der Laster muss angehalten und kontrolliert werden. Er soll große Mengen Kokain transportieren.»
«Und wann soll dieser Transport kommen?», fragt Jaques Lebrédonchel sogleich, während er sich im Stuhl vorlehnt und einen Stift mit Schreibblock aus seiner Tasche entnimmt.
«Das wissen wir noch nicht. Du musst deiner Grenzpatrouille das Kennzeichen übermitteln. Es kann einen guten Fang geben», antwortet Claire mit Nachdruck in der Stimme.
«Alors. Ich werde alles veranlassen. Wir haben freie Hand? Oder müssen wir auf etwas Rücksicht geben?», hakt Lebrédonchel noch einmal nach.
«Ihr könnt frei agieren. Ich weiß, dass der Hinweis bei dir in den besten Händen sein wird. Gib mir Rückmeldung, sobald ihr ihn habt. Einverstanden?», bittet Claire.
«Du hörst von mir», verspricht Lebrédonchel voller Charme in der Stimme.
«Das hast du schon einmal gesagt», erwidert Claire «Au revoir, mon capitaine.»
Bevor Lebrédonchel etwas erwidern kann, ist das Gespräch bereits beendet. Mit einem Lächeln blickt er auf das Telefon und steckt es im Anschluss in die Tasche. Er legt einen Zwanzigeuroschein unter die Tasse, steckt seine Sachen ein und verlässt umgehend das Bistro, um zurück nach Perpignan zu fahren. «Endlich passiert mal was!», freut er sich und öffnet strahlend per Fernbedienung seinen Dienstwagen.