Читать книгу Bulle bleibt Bulle - Ein Hamburg-Krimi - Ben Westphal - Страница 24
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«Da sind aber auch nur Klamotten drin, glaube ich. Ich hatte die mal geöffnet und reingeschaut, als meine Mutter mir von der Tasche erzählte. Ich wollte ja nicht, dass Flo auch noch meine Mutter in irgendwas mit reinzieht», redet Robert Köhler auf die Ermittler ein. Bis auf Bert sind allesamt zu der Tasche im alten Kinderzimmer von Flo gegangen.
Nachdem Scotty einige Fotos geschossen hat, hievt Kuno die Tasche vom Schrank und stellt sie auf dem Bett ab. Er macht Scotty anschließend Platz und überlässt ihr die Öffnung der Tasche.
«Da sind wir ja alle mal gespannt, was das so für Klamotten sind, die ihr Bruder hier bunkert, nicht wahr?», sagt Scotty mehr zu sich selber, als zu Robert Köhler. Der fühlt sich dadurch jedoch gleich dazu eingeladen, ebenfalls in das Schlafzimmer zu kommen, um einen Blick auf die Tasche und deren Inhalt zu erlangen.
Scotty öffnet den Reißverschluss langsam mit ihren in blauen Einweghandschuhen befindlichen Händen, so dass das Schnurren vom Reißverschluss langgezogen den Raum erfüllt. Ein leicht chemischer Geruch steigt aus der offenen Tasche in Scottys Nase. Sie kann ihn umgehend zuordnen und lässt sich von der abdeckenden Designerjacke nicht ablenken.
Sie macht ein weiteres Foto, nimmt die Jacke aus der Tasche und wirft sie auf das Bett. Unter der Jacke kommen mehrere feste Klötze zum Vorschein, die in etwa so groß sind wie Milchpakete. Mehrfach mit Klarsichtfolie umwickelt, liegen sie auf einer großen Waage, einem Karton mit Einweghandschuhen und mehreren Einkaufstüten von unterschiedlichen Supermärkten.
«Ich denke, die Tasche nehmen wir so mit, wie wir sie gefunden haben, oder was meint ihr?», fragt Scotty in die Runde. Ihre Augen strahlen vor Freude, als würde Geburtstag und Weihnachten auf einen Tag fallen.
«Ist es das, wofür ich es halte?», fragt Blondie unsicher und starrt auf die nun wieder verschlossene Tasche mit gebanntem Blick.
«Jo. Ich habe auf Anhieb sieben Stück gezählt. Jetzt muss die Tasche erst einmal als Spurenträger ins Präsidium. Vorher gehen wir noch rüber zur Wohnung von Florian Köhler. Sie haben nicht zufällig einen Schlüssel für die Wohnung ihres Bruders?», fragt Scotty.
«Nee. Mein Bruder und ich sind nicht so dicke miteinander. Meine Mutter hätte vielleicht einen, aber ich wüsste nicht wo und ich kann sie auch nicht anrufen, denn sie hat kein Handy», antwortet Robert Köhler, völlig irritiert von der Situation. Auch wenn er nicht weiß, was dort gerade genau gefunden wurde. Dennoch war er sich auf Grund der Reaktion der Beamten sicher, dass es nichts Gutes für seinen Bruder bedeuten würde.
«Ihre Mutter hat kein Handy?», fragt Ernie völlig irritiert und blickt Robert Köhler staunend an.
«Ja, sie ist dieser eine Mensch, der sich gegen die Technik wehrt und ihren Festnetzanschluss für ausreichend empfindet. Sie hat auch kein Internet, falls es sie interessiert», antwortet Köhler mit den Schultern zuckend.
Bert entfernt die Ramme als Türstopper, wodurch ihm das Türblatt gleich entgegen geschwungen kommt.
Er tritt aus der Wohnung heraus, erneut mit der Ramme in der Hand, um die schräg gegenüberliegende Tür praktisch und schnell zu entriegeln. Dabei stockt er in seiner Bewegung.
«Leute, die Tür steht offen. Sie ist nur angelehnt und der Schlüssel steckt.» Bert stellt die Ramme ab und zieht umgehend seine Dienstwaffe. Auf die Tür zielend geht er langsam auf sie zu und wartet bis Ernie, Kuno und Blondie ihm das Zeichen geben, dass sie bereit sind. Bert stößt die Tür auf und blickt kurzzeitig in den Flur.
«HIER IST DIE POLIZEI. KOMMEN SIE MIT ERHOBENEN HÄNDEN IN DEN FLUR!», schreit Bert in den leeren Flur hinein. Er wartet auf eine Reaktion, doch niemand erscheint.
«HIER IST DIE POLIZEI. MEINE LETZTE AUFFORDERUNG: KOMMEN SIE MIT ERHOBENEN HÄNDEN IN DEN FLUR!»
Keiner der vier nimmt ein Geräusch oder eine Bewegung aus der Wohnung war. Bert vergewissert sich kurz bei denen hinter ihm stehenden Kollegen. Alle nicken ihm eindeutig zu. Langsam betreten sie die Wohnung und sichern die Räume. Scotty bleibt solange mit geschulterter Tasche im Hausflur stehen und beobachtet des Treppenhaus.
«Sauber.»
«Sauber.»
«Sauber. Hier ist niemand», ruft Kuno aus der Wohnung, worauf Scotty ebenfalls hineinkommt, den Schlüssel von der Tür abzieht und in einen Asservatenbeutel steckt.
«Frau Kommissarin, warten Sie. Was ist mit der Tür meiner Mutter?», fragt Robert Köhler freundlich.
«Tut mir leid, da müssen Sie den Hausmeister anrufen. Die Rechnung zahlt Ihr Bruder!», antwortet Scotty schulterzuckend.
«Aber der hat doch gar kein Geld», erwidert Robert Köhler sichtlich frustriert.
«Da können wir leider nicht helfen. Die Schuld liegt bei Ihrem Bruder», ruft Scotty dem niedergeschlagenen Köhler zu und schließt die Tür.
«Leute, hier war jemand vor uns da. Der ist offenbar abgehauen, während wir drüben waren. So ein Mist!», brüllt Kuno durch das Wohnzimmer, in dem alle Schranktüren offenstehen und die Sofakissen auf dem Boden verstreut liegen.
«Alles halb so schlimm, Kuno. Ich denke wir haben das gefunden, was die hier vermisst haben», jubelt Scotty in den Raum hinein. Sie geht auf Kuno zu, hebt die Tasche an ihren Trägern an und klopft Kuno abschließend aufmunternd auf die Schulter. «Wir schauen trotzdem, ob wir etwas Spannendes finden.»