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Die Personen

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In diesen Texten treffen sich regelmäßig Diotima, eine Philosophin, Aspasia, eine Künstlerin, Paul, ein Philosophielehrer und Hans, ein Kommunikationstrainer, manchmal zu zweit, manchmal zu dritt oder zu viert, manchmal mit Gästen in ihrer Wohngemeinschafts-küche, kochen, essen und reden über Philosophie. Ihre gemeinsame Auffassung ist: »In der Küche ist Philosophieren einfach schöner.«

Diotima freut sich, dass sie nach Sokrates‘ Lehrerin und Hölderlins angebeteter Briefpartnerin benannt wurde. Die historische Diotima ist wohl eine literarische Figur. Im Dialog Symposion (Das Gastmahl) des Platon berichtet Sokrates über seine Diskussion mit ihr über ihre Auffassung von der Liebe. Sie war offenbar eine so Kundige auf diesem Gebiet, dass sie von den meist männlichen Historikern nur als Hetäre gedacht werden konnte. Auch darauf ist Diotima stolz, sie gestaltet ihr Liebesleben selbst und lässt sich da auch nicht irgendwie moralisch reinreden.

Aspasia ist Künstlerin und hat ebenfalls einen berühmten griechischen Namen. Manche identifizieren sie mit Diotima, manche sehen in ihr deren andere Seite, die Personifizierung eines inneren Dialogs. In unseren Gesprächen nimmt Aspasia deshalb nicht immer einen Gegenstandpunkt ein, manchmal ergänzt sie die Gedanken von Diotima, manchmal widerspricht sie oder korrigiert.

Paul hat in der DDR5 studiert und gearbeitet und ist jetzt wie Hans freier Trainer. Er fühlt sich wohl in seiner Welt und hat seine Herkunft nicht vergessen. Er bezeichnet sich selbst als Tagelöhner, weil er immer nur für wenige Tage arbeitet und sonst in der Weltgeschichte herumstreift, als gäbe es kein Morgen. Er sagt immer: »Ich lebe jetzt! Weiß ich, ob ich morgen noch lebe?«

Hans wird manchmal Hans im Glück genannt, weil jedes Ereignis für ihn eine Quelle von Glück ist. Seine Philosophie leitet er von Epikur und Lukrez her und er bezeichnet sich selbst als Hedonisten. Gefragt, ob er sich denn nicht vor der Zukunft oder dem Tod fürchte, antwortet er:

»So lange ein Ereignis, selbst eines wie der Tod, noch nicht eingetreten ist, berührt es mich nicht, wenn es eingetreten ist, berührt es mich nicht mehr, weil ich erst dann wirklich wissen würde, welche Bedeutung dieses Ereignis für mich hat; also warum soll ich mir meine Gegenwart mit einer Angst verderben, die mich noch nicht oder nicht mehr betrifft?«

Hans kocht und nascht gerne und von ihm stammen auch die meisten Kochrezepte in diesem Buch. Hans ist freier Trainer und Dozent, er arbeitet in der Mongolei, in Arabien und an den verschiedensten Orten Deutschlands.

Die Sprache der Protagonisten ist nur selten eine natürliche Sprache und sie ist als solche auch nicht beabsichtigt. Ich habe Philosophinnen tatsächlich genauso sprechen hören, allerdings wurde dabei noch viel mehr namedropping6 betrieben als in diesem Buch.

Unsere Protagonisten beweisen ihre Thesen selten. Sie wollen sich äußern, nicht aber recht haben oder sich durchsetzen. Erst wenn Widerspruch auftaucht, fühlen sie sich richtig wohl. Ihr Streit ist damit harmonisch.

5 Deutsche Demokratische Republik, ein europäisches Land, in welchem versucht wurde, nach wissenschaftlichen Prinzipien eine humanistische Gesellschaft zu gestalten, welches aber am Ende zu einer schwachen Diktatur einer Oligarchie degenerierte. Bis zu dieser Zeit einziges Land der Welt, in dem eine gesellschaftliche Umwälzung völlig unblutig und unter Beteiligung fast der gesamten Bevölkerung herbeigeführt wurde. Jetzt ist die DDR in der Bundesrepublik Deutschland aufgegangen. Das wird allerdings nicht von allen als Fortschritt betrachtet.

6 namedropping heißt: „Mal so große Namen fallen lassen“ um den Anschein von Belesenheit zu erzeugen. Oft kennen die Namedropper allerdings nicht mehr als den Namen: „Schon der große Hegel hat gesagt…“

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