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Bist du ein Philosoph, gar ein Vegetarier?

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Heute kommt Aspasia völlig genervt in die Küche: »Da hat mich auf der Party schon wieder jemand angequatscht, der sich selbst als Philosoph bezeichnete, aber dabei nur damit prahlen wollte, dass er ein Semester Philosophie studiert hat und dass er bisher ganz gut durch sein Leben gekommen sei. ›Oh, ich bin auch Philosoph – Lebensphilosoph‹ das höre ich gelegentlich und dann weiß ich, dass ich weglaufen muss. Jetzt wird mir jemand auf die Nerven gehen, Plattheiten absondern, seine Geschicklichkeit im Alltag herausstreichen und vielleicht mit ein paar modischen Floskeln versuchen, Eindruck zu schinden. Ein wenig Antisemitismus, ein wenig Verschwörungstheorie, ein bisschen halb verdauter Buddha: Das ist Philosophie definitiv nicht. Für solche Schwätzer gilt Großmanns Gesetz: Es gibt für jedes komplexe Problem eine einfache Lösung, und das ist die falsche! Diotima, was sagst du, wenn dich jemand fragt, ob du eine Philosophin bist?«

Diotima antwortet: »Nun, ich habe Philosophie studiert, ich habe in so etwas wie Philosophie promoviert, ich lehre gelegentlich Philosophie. Ich liebe die Weisheit. Aber eine Philosophin sein? Zur Philosophin wird man geboren, das kann man nicht lernen. Es ist wie jedes große Talent auch nicht unbedingt eine so tolle Sache, welche sicheres Glück und Anerkennung garantiert. Nur die wenigsten Philosophen konnten von ihrer philosophischen Leistung leben. Ganz im Gegenteil, viele Philosophinnen und Philosophen wurden durch das, was sie entdeckten, akut gefährdet und wagten, wie Spinoza oder La Mettrie, zu ihren Lebzeiten keine Veröffentlichung ihrer Hauptwerke. Korrekt kann ich mich nur als eine Liebhaberin von Philosophie bezeichnen, eine, die Spaß an der Philosophie hat.«

»Ja«, sagt Diotima weiter, »Philosophie beginnt beim Wundern, meist über scheinbar alltägliche Dinge oder Sachverhalte. Typisch philosophische Fragen sind:

 Warum?

 Worüber reden wir gerade?

 Von welchem Standpunkt aus betrachtest du den Gegenstand?

Wundern heißt vor allem, sich nicht mit der einfachen Existenz oder dem Glauben an die Wahrheit abzugeben. Philosophisches Denken zeichnet sich durch den Zweifel und das bohrende Nachfragen aus – und das schließt den Zweifel an der eigenen Wahrnehmung ein! Philosophen und Philosophinnen geben keine klaren Antworten, und meistens hat der Zuhörer nach einer philosophischen Antwort mehr Fragen als zuvor!«

»Das ist doch genauso wie bei den ewigen Fragen: ›Du isst kein Fleisch? Bist du Vegetarier?‹«, knurrt Hans »Dabei muss ich doch keinem wie auch immer gearteten -ismus anhängen, um kein Fleisch zu essen. Ganz abgesehen davon, dass Vegetarismus sich darüber definiert, dass ich vorwiegend Gemüse – vegetables, heißt das auf englisch – esse.«

»Vegetarismus beginnt beim Wundern über die Sitte, pflanzliche Produkte nur als Beilage zu verwenden. Natürlich hat das historische Wurzeln. Fleisch und Fisch waren die Ausnahme, hinter die der Alltag des Gemüses oder des Getreidebreis zurücktrat. Jetzt aber, wo wir ohne die Mühen der Jagd jeden Tag Fleisch und Fisch essen können, gilt das nicht mehr und wir besinnen uns wieder auf unsere Wurzeln. Ich«, so ergänzt Paul »antworte jedenfalls auf die Frage, ob ich Vegetarier oder Veganer sei, dass ich ungern Fisch und Fleisch esse und deshalb vegetarische und vegane Kost bevorzuge.«

»Außerdem ist dieses Essen auch fantasievoller!«, behauptet Hans »Und ich werde es euch mit ein paar Rezepten beweisen! Wir beginnen mit Philosophenbrot!«

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