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Forschung, Mission, Kolonisation

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Die Eroberung anderer Länder folgt regelmäßig einem Muster, in dem der Zusammenhang von Lehren und Macht sichtbar wird. Die Ersten, die in einem fremden Land auftauchen, sind die Forscher, die Kartographen und Wissenschaftler. Diese definieren das neue Land. Sie sind in der Regel freundlich zu den Eingeborenen, weil sie existenziell von ihnen abhängen. Die nächsten sind die Missionare. Deren Aufgabe besteht in der Zerstörung der einheimischen Religion, Sprache und Wissensbasen. Oft durchaus mit humanistischem, aufklärerischem oder medizinischem Anspruch werden die geistigen Grundlagen der einheimischen Gesellschaftsordnung systematisch zerstört. Danach kommt das Militär, das die politische Macht sichert. Wenn die geistige und die politische Vorherrschaft gesichert ist, wächst die Industrie und die wirtschaftliche Infrastruktur. Diese Abfolge findet nicht nur bei »Wilden« oder »Naturvölkern«17 statt. In der so genannten politischen Wende im Nachgang des Untergangs des sozialistischen Weltsystems konnte genau die gleiche Abfolge beobachtet werden.

Oft sind es die Eingeborenen selbst, welche sich auf die neuen Rangabzeichen, das neue Geld, den anderen Glauben, Sicherheit und so weiter stürzen und ihr ihnen alltägliches Eigentum dagegen eintauschen. Raub muss nicht immer gewaltsam stattfinden. Die biblische Erzählung18, in der Jakob, der jüngere Sohn Isaaks seinem älteren Bruder Esau dessen Erstgeburtsrecht gegen einen Teller Linsen abkaufte, als Esau erschöpft von der Jagd heimkehrte, zeigt das. So lange ich auf Grund meiner körperlichen, juristischen oder wirtschaftlichen Kraft über die Existenzbedingungen eines Menschen bestimmen kann, kann ich diesen Menschen befehlen, eine bestimmte Handlung zu vollziehen.

Wenn der Rausch der Veränderung vorüber ist und Bilanz gezogen wird, geht das Jammern und Lamentieren über das Verlorene los.

Das Lament der Eingeborenen und Eroberten:

Sie nehmen uns den Boden – sie geben uns Mieten und Schulden

Sie nehmen uns die Zeit – sie geben uns Urlaub

Sie nehmen unseren Raum – sie geben uns Kisten

Sie nehmen uns unser Heimweh – sie geben uns Fernweh

Sie nehmen uns die universellen Güter – sie geben uns Geld

Sie nehmen uns die Würde – sie geben uns Rangabzeichen

Sie nehmen uns unsere Märchen – sie geben uns Geschichte

Sie nehmen uns die Sänger – sie geben uns die Lehrer

Sie nehmen uns den Hunger – sie geben uns den Appetit

Sie nehmen uns die Angst – sie geben uns den Horror

Sie nehmen uns die Sehnsucht – sie geben uns Massenmedien

Sie nehmen uns die Nahrung – sie geben uns Fast-Food

Sie nehmen uns den Sex – sie geben uns die Pornografie

Sie nehmen uns die Liebe – sie geben uns die Ehe

Sie nehmen uns die Kleider – sie geben uns Anzüge

Sie nehmen uns unsere bösen Geister – sie geben uns Politiker

Sie nehmen uns unsere Lieder – sie geben uns Radios

Sie nehmen uns das Naturschöne – sie geben uns Galerien

Sie nehmen uns unsere guten Geister – Sie geben uns Religion

Sie nehmen uns unsere Weisheit – sie geben uns Wissenschaft

Sie nehmen uns unser Wissen – sie geben uns Glauben

Sie nehmen uns unsere Hoffnung – sie geben uns ihr Jenseits

Sie nehmen uns unsere Freiheit – sie geben uns ihre Sicherheit

Sie nehmen uns unser Vergnügen – sie geben uns ihre Clowns

Sie nehmen uns unsere Gespräche – sie geben uns Telefon

Sie nehmen uns unsere Träume – sie geben uns Rauschgifte

Sie nehmen uns unser Glück – sie geben uns ihre Berechnungen

Sie nehmen uns unsere wilden Tiere – sie geben uns Zoologische Gärten

Sie nehmen uns unsere Ruhe – sie geben uns Lärmschutzanlagen

Sie nehmen uns unsere Riten – sie geben uns Gesetze.

Dafür benötige ich keine Theorie der Motivation, keine Fortbildung, keine Bücher, keine Weisheit. Motivationale Fragen berühren also

•Techniken der Herrschaft, insofern sie über den Raub und die Erpressung hinausgehen,

•Techniken der Manipulation,

•Techniken des Betruges,

•Techniken des Lehrens.

Status – Lust – Identitaet

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