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KAPITEL 3 Krönungen in Kriegszeiten 1940 bis 1944: Titel mit dem Dresdner SC
ОглавлениеDie »Deutsche Sportillustrierte«, Einzelpreis 30 Pfennige, erschien im Februar 1942 mit einem glücklich dreinblickenden Paar auf der Titelseite; darunter stand: »Helmut Schön als Ehemann – Deutschlands erfolgreicher Nationalspieler Helmut Schön vom DSC hat in Dresden seine reizende Frau gefunden und kommt hier mit Frau Schön geb. Gräfe vom Standesamt.«
Die beiden hatten sich 1939 im Kasino unter der Tribüne des Ostrageheges kennengelernt. Die 21-jährige Annelies Gräfe war, so Schön, zuvor »mit unserem neuen Linksaußen verlobt« gewesen. Sie entschied sich dann aber doch für den Mittelstürmer. Schön selber, auch erst 23 Jahre alt, hatte »gerade eine Liaison mit der Wiener Tänzerin Nora aus dem Zentraltheater hinter mir«. Nun aber führte er seine Annelies zum Tanzen aus; sie trug einen schicken weißen Panama-Hut und bevorzugte Foxtrott und Tango.
Annelies Gräfe, die bei der Dresdner Filiale der Allianz-Versicherung angestellt war, stammte aus einer sozialdemokratisch geprägten Familie. Ihr Vater Otto Gräfe, ein Reichsbahnbeamter, verhehlte vor 1933 nicht seine Ablehnung der Nationalsozialisten: »Wer Hitler wählt, wählt den Krieg!« Mutter Lina sah es wohl ähnlich. Als ihnen die Tochter von ihrer neuen Bekanntschaft berichtete, war die erste Frage der Eltern: »Der Schön? Hoffentlich ist der kein Nazi!«
Jedenfalls berichtete es Helmut Schön so in seiner Autobiografie. Demnach erlebte er selbst eine ähnliche Reaktion, als er seine Schwester einweihte. Helene war zwölf Jahre älter als er und pflegte (laut Schöns Sohn Stephan) ein liebevolles Verhältnis zu ihrem »kleinen« Bruder. Für Sport und Fußball interessierte sie sich nicht, sie unterhielt in der Dresdner Kulturszene Kontakte zu Künstlern, Wissenschaftlern, Schriftstellern und Zeitungsmachern. Helenes vorsichtige Frage zu Helmuts neuer Liebe: »Ist die Nazi?«
Das also war geklärt. Bald wurde Verlobung und am 15. Januar 1942 die Vermählung gefeiert. Die Hochzeitsreise führte das Paar ins Erzgebirge; als es von dort zurückkam, wurde es mit einer schlimmen Nachricht konfrontiert: Max Wollf hatte sich das Leben genommen.