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Von der Keramik zur Siedlung

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Als sich die Bauern niederließen und anhoben, Äcker zu bewirtschaften und Tiere zu halten, brauchten sie einerseits Wohnhütten, andererseits Speichermöglichkeiten für landwirtschaftliche Produkte. Es war vor allem dieser Impuls des Speicherns, der etwa im 7. Jahrtausend – zuerst im Iran – zur Erfindung der Gefäßkeramik führte. Die Entwicklung der Keramik ist mit der Entstehung von Siedlung und Stadt eng verbunden. Gefäße dienten der Vorratshaltung und dem Austausch von Gütern – Tonamphoren waren die Container der antiken Welt. Keramik kam zudem im Rahmen der sich entwickelnden Tischsitten zum Einsatz. Das heißt natürlich, dass sowohl die Container als auch die feinen Sitten aus dem Orient stammen. Auch die neu erfundene Schrift war ursprünglich in erster Linie eine Technik des Speicherns.

Die Kunsthandwerker in den ersten Siedlungen, etwa in Hassuna, Samarra, Tell el-Obed oder Halaf (alle im heutigen Irak), schufen siebenund sechstausend Jahre vor unserer Zeitrechnung alle die oben erwähnten Neuerungen, die zur neolithischen Kultur gehörten. Es wurden erste Häuser gebaut, die auf Steinfundamenten mit Lehmziegeln oder bereits mit Steinen hochgezogen wurden und für Wände und Dächer Holz- und Schilfergänzungen aufwiesen. Man fand in den neolithischen Siedlungen sowohl runde überkuppelte Häuser mit Estrich-Fußböden als auch rechteckige Formen. In Tenta, Khirokitia und Klimonas auf Zypern in der Nähe von Limassol entdeckte man Reste von Rundhäusern, die ziemlich sicher mit Flachdächern gedeckt waren. Unter dem Fußboden ruhten die Verstorbenen. Diese Siedlungen aus der ersten Hälfte des 9. Jahrtausends gehören zu den ältesten im Mittelmeerraum und zeigen unübersehbare Anleihen aus Mesopotamien. Von hohem Alter sind auch das ebenfalls im 9. Jahrtausend gegründete Jericho und Çatal Hüyük in Anatolien aus dem 7. bis 6. Jahrtausend. Rund um die frühen Gebäudetypen wie Mittelsaalhaus oder Hofhaus aggregierte man weitere Räume. Das sah ziemlich chaotisch aus, folgte aber durchaus einem Plan. Die Anordnung der Räume wurde immer raffinierter und erreichte in den gigantischen Palastkomplexen der altorientalischen Potentaten erste Höhepunkte. So wie die Häuser ursprünglich scheinbar planlos wuchsen, wucherten um das Jahr 6000 v. Chr. auch die ersten Siedlungen, Muallafat und Dscharmo im Nordosten des heutigen Irak. In Eridu (heute Tall Abu Sahrain, Süd-Irak) stand um diese Zeit ein Kultschrein in einem rechteckigen Raum mit einer ebenso rechteckigen Apsis und wohl auch bereits einem Altartisch. Damit war die Grundform des Kultraums erfunden, den einige Tausend Jahre später alle drei monotheistischen Religionen für ihre Sakralbauten verwendeten.

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