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Als er von Martina nach Hause kam, sah Miriam anders aus. Sie trug die Haare nach hinten gekämmt. Sie wirkte streng mit ihrer Frisur. Sie wirkte verschlossen mit dieser Frisur. Sie wirkte ängstlich mit dieser Frisur. Ihre Augen sagten etwas, ohne dass ein Wort über ihre Lippen kam. Sie sagten: »Ich halte es gut mit mir allein aus.« Sie sagten: »Meinst du, ich weiß nicht, wo du warst? Meinst du, ich weiß nicht, was du gemacht hast?«

Er fühlte sich fern von ihr.

Sie redete mit sich selbst. Sie spürte etwas in sich, spürte Worte, die aufeinandertrafen und sich in Gegensätzlichem Platz schufen. Sie suchte nach Ursachen. War Johannes für sie auf einmal, weil er war, wie er war, schwer und kompliziert? Er war das Dürfen. Sie war das Sollen. Sie war das Gute, Züchtige, Fleißige, Ordentliche, Saubere und Treue. Er war das Gehen, das Sehen, das Neugierige.

Sie war, wie sie war. GOtt wollte, dass sie so war. GOtt wollte, dass sie keusch und züchtig lebte. GOtt wollte, dass sie keine unkeuschen Gedanken hatte. GOtt wollte in SEiner Liebe, dass es ihr gut gehe.

»Lass uns zusammen beten, denn heute ist ein gesegneter Tag für dich.« Das war der Satz, den die Mutter an dem Tag zu ihr gesagt hatte, an dem das Besondere in ihr anfing. Diese Veränderung. Dieses Plötzliche.

Auf einmal sah für sie beide alles anders aus. Auf dem Saalplatz wurden Leute mit Blut bespritzt. Mann und Frau. JEsus und seine Schwester. Er und sie. Alles in dieser Welt war dazu bestimmt, zu bluten und auseinanderzugehen. Gegen alles in der Welt gab es Zaubersprüche, aber gegen das Auseinandergehen von Geschwistern gab es keine. Von nun an gab es zwei Wahrheiten. Es gab die Wahrheit der Augen und die Wahrheit der Nacht. Sie wollten gleich sein; aber sie schafften es nicht. In ihr und außer ihr. Drinnen und draußen. Mit dem einen Auge und dem anderen. Dunkle Umrisse und dunkle Formen. Nichts war mehr gleich.

Sie und er. Miriam und Johannes. Sie waren einander fremd geworden. Von einem Tag auf den anderen. Und es ging weiter. Einfach so. Es war drei Jahre her, dass die Mutter für den gesegneten Tag gebetet hatte. Heute, als er von Martina kam, war die Trennung endgültig.

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