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Der offene & geschlossene Modus nach John Cleese

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Dazu und auch im Bezug auf den Rest dieses Kapitels, möchte ich auf einen Vortrag von John Cleese (Schauspieler, Komiker und Mitglied von Monty Python) über Kreativität aus dem Jahr 1991 verweisen. In seinem Vortrag sprach er über die Arbeit von Donald Mackinnon (Psychologe), der herausfand, dass der kreative Prozess kindlicher Natur ist, dergestalt, dass das Spielen mit Ideen im Vordergrund steht, wenn auch ohne praktischen Nutzen. Weiter stellte John Cleese das Konzept des offenen und geschlossenen Modus vor, die sich wie folgt unterscheiden.

Der offene Modus ist das Spiel, indem wir der Neugier folgen, wenn auch ohne Resultat und in dem es keine Fehler gibt bzw. man nichts falsch machen kann. Es geht sich um das Experimentieren, eine Offenheit gegenüber allem, was passieren könnte und das Gefühl, dass egal was passiert, es ok ist und selbst die wildeste Idee die Möglichkeit birgt, im Nachgang eine originelle hervorzubringen.

Der geschlossene Modus hingegen ist derjenige, in dem wir uns die meiste Zeit befinden, geprägt von Zeitdruck, Lösungsorientiertheit und praktischem Nutzen. In diesem Modus ist nach John Cleese keine Kreativität möglich.

Weiterhin fügt er an, dass der Umgang mit einem kreativen Problem auf einem Wechsel zwischen offenen und geschlossenen Modus basiert. Der Offene, um die Lösung zu finden, der Geschlossene, um sie anzuwenden. Gleichermaßen fällt uns dieser Wechsel, gerade vom geschlossenen Modus zurück in den offenen schwer.

Ein letzter Punkt, der für dieses Kapitel wichtig ist, ist, dass sich die kreativsten Menschen dadurch auszeichnen, sich mehr Zeit zu nehmen, um an der Lösung eines Problems zu arbeiten. Dazu fügt er an, dass, sobald sich uns ein Problem ergibt, sich gleichermaßen ein Gefühl der Nervosität und des Unwohlseins einstellt, was dazu führt, dass wir schnell eine Entscheidung treffen wollen, nicht, weil es die beste Entscheidung ist, sondern, um das Unwohlsein loszuwerden.

Im Bezug auf den Rewrite bedeutet dies, dass Sie Ihren ersten Entwurf im offenen Modus schreiben sollten. Wie in den vorangegangenen Kapiteln erwähnt, zweifeln Sie nicht, während Sie schreiben!

Richten Sie nicht, während Sie schreiben, und lesen Sie nicht erneut, was Sie geschrieben haben, während Sie schreiben! Denn diese Tätigkeit bringt Sie im Handumdrehen wieder in den geschlossenen Modus. Daher halte ich es in diesem Zusammenhang auch nicht für sinnvoll, den Wechsel zu wagen. Bleiben Sie im offenen Modus! Schreiben Sie mit Ihrem Herzen! Lassen Sie Ihren Kopf schreiben oder Ihr Unterbewusstsein! Wie man es nennen möchte, es kommt auf dasselbe hinaus. Im Rewrite begeben Sie sich in den geschlossenen Modus und überarbeiten analytisch, rational, was Sie im »Spiel« erarbeitet haben. Schreiben Sie Ihren ersten Entwurf weiter und hören Sie nicht auf, für alles andere ist der Rewrite zuständig. Das Unwohlsein, das uns bei der Konfrontation mit einem Problem plagt, ist genau der Grund, warum es im Rewrite nicht darum geht, einmal über Ihre Geschichte zu arbeiten und sich für diese eine Überarbeitung so viel Zeit wie möglich zu nehmen, da Sie auf diese Art & Weise Gefahr laufen, eine Entscheidung zu treffen, eben nicht, weil es die beste ist, sondern, um das Unwohlsein loszuwerden. Wenn Sie sich jedoch wieder und wieder mit der Problematik beschäftigen, nähern Sie sich systematisch der besten Lösung.

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