Читать книгу Auswahlband Schicksalsroman 8 Romane in einem Buch September 2018 - Cedric Balmore - Страница 9
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ОглавлениеAm nächsten Tag aß sie zu Mittag zusammen mit Dr. Gerti Lamprecht an einem Tisch. Die sympathische Anästhesistin erzählte ihr von ihrem zwölfjährigen Sohn, der im Augenblick gerade bei seiner Großmutter war.
„Ich bin ganz froh, wenn ich Matthias mal los bin. Er hat jetzt oft seinen eigenen Kopf“, berichtete sie. „Übrigens habe ich Sie schon ein paarmal mit dem Rad fahren sehen. Ich bin auch eine begeisterte Radfahrerin. Hätten Sie nicht Lust, mit mir am Wochenende eine Tour zu machen?“
Eine gute Idee, dachte Doris. Und da sie die Anästhesistin mochte, sagte sie spontan:
„Gerne. Wo soll’s denn hingehen?“
„Ach, einfach so. Ich habe keinen bestimmten Plan. Die Umgebung von München ist mir ja mittlerweile richtig vertraut. Fahren wir einfach los. Es ist ja schönes Wetter und ich hoffe auch zum Wochenende. Haben Sie am Samstag Dienst?“
„Nein, dieses Wochenende habe ich frei.“
„Ich auch. Und für Notfälle holt man ja jemand vom Klinikum 'Rechts der Isar'. Also könnten wir schon am Samstag losfahren. Vielleicht irgendwo übernachten. In einer Jugendherberge. Ich habe einen Ausweis. Sie auch?“ Doris schüttelte den Kopf. „Ich besitze das Fahrrad noch gar nicht so lange. Ich habe es mir hier erst gekauft.“
„Es hat ja nichts mit dem Fahrrad zu tun. Aber gut, wir können auch woanders übernachten. Wo Sie mögen. Ich glaube, es wird ganz schön. Wenn nur das Wetter hält.“
Das Wetter hielt. Wenn auch die Luft am Samstag schon etwas drückend war, verflüchtigten sich die Wolken, die aufgezogen waren, und es wurde nachher noch richtig heiß. Sie kamen ordentlich ins Schwitzen beim Radfahren.
Gerti Lamprecht kannte eine Menge Möglichkeiten, um nicht immer Autostraßen fahren zu müssen, und es wurde eine ganz ordentliche Tour. Sie übernachteten in einem kleinen Landgasthof und fuhren dann am Sonntagvormittag wieder nach München zurück.
Während der ganzen Hinfahrt, wo es so heiß gewesen war, hatte sich kein richtiges Gespräch während des Fahrens ergeben. Und dann am Abend in dem kleinen Gasthof waren sie beide sehr müde gewesen. Doris eigentlich noch mehr als Gerti Lamprecht. Denn Doris war solche langen Radtouren nicht mehr gewöhnt. So fielen Doris am Abend beinahe die Augen zu. Und das Gespräch, das sie führten, hatte sich nur um Belangloses aus der Klinik gedreht. Die meiste Zeit erzählte Gerti Lamprecht von Professor Winter, aber auch von dem Chirurgen Dr. Münzinger. Den kannte sie wohl persönlich sehr gut. Sie deutete an, mit ihm mal eine Zeit lang ein regelrechtes Verhältnis gehabt zu haben, das aber nachher zerbrochen war. Geblieben sei, so berichtete Gerti Lamprecht, eine ehrliche Freundschaft.
Doris hatte Zweifel, ob es so etwas zwischen einem Mann und einer Frau überhaupt geben konnte. Aber sie war zu müde, um darüber zu diskutieren. Und am nächsten Morgen beim Frühstück unterhielten sie sich eigentlich nur über den Rückweg. Doris hatte dazu nicht viel zu sagen, zumal Gerti Lamprecht die Strecken alle viel besser kannte.
Während des Heimwegs frischte der Wind auf. Es war nicht mehr so heiß wie am Samstag, und als sie gegen Mittag in Weyarn aßen, war dort so ein Betrieb, dass sie beide auch nur über Alltägliches redeten.
Kurz vor München machten sie noch einmal Rast. Sie waren durch einen langen Waldweg gefahren, und hier im Schatten der mächtigen alten Bäume war es kühl und angenehm. Sie setzten sich auf einen Baumstumpf, und als sie sich etwas erholt hatten, begann Gerti Lamprecht plötzlich aus ihrer Vergangenheit zu erzählen. Von dem Mann, der Matthias’ Vater war, und wie sie ihn kennengelernt hatte. Noch einmal von Münzinger, von dem sie sehr respektvoll und freundschaftlich sprach, aber auch von anderen Kollegen, von Schwestern, und es fiel Doris auf, dass Gerti keinen einzigen schlechtmachte. Im Gegenteil. Sie sah überall nur das Gute. Und schließlich kam sie auf Wieland Graf zu sprechen.
Da sie sich mit allen Kollegen, bis auf Professor Winter, duzte, nannte sie die auch beim Vornamen.
„Wieland“, sagte sie, „ist ein Pfundskerl. Aber im Grunde ein armes Schwein. Dafür, was diese Frau aus ihm gemacht hat, sollte man sie einsperren. Als Arzt ist er ein Ass. Aber das werden Sie auch bemerkt haben. Nur privat herrscht bei ihm das nackte Chaos. Wissen Sie, was der brauchte?“
Doris wusste genau, worauf Gerti hinaus wollte. „Sie wollen sagen, er braucht eine Frau. Das ist es doch, Frau Doktor Lamprecht.“
„Doris“, sagte Gerti Lamprecht mahnend, „ich habe Ihnen doch gestern schon einmal gesagt, dass Sie den Doktor weglassen sollen. Ich lege auf diese Dinge keinen Wert. Und überhaupt. Ich als die Ältere schlage Ihnen vor, dass wir uns duzen. Einverstanden?“
„Aber das geht doch nicht. Im Dienst ...“
„Ach was. Der Chef hat gegen so etwas gar nichts. Er ist ganz anders, als sie denken. Nicht so hochgestochen. Kein Patriarch oder so ein Mensch gewordener Gott. Im Gegenteil. Der hätte es wahrscheinlich am liebsten, wenn wir auch zu ihm so wären, wie wir untereinander sind. Aber keiner wagt es ihm anzubieten. Eigentlich kann nur er das tun. Und vielleicht ist es wirklich nicht richtig. Aber wir untereinander, wenn wir uns gut verstehen, warum sollten wir uns nicht duzen. Also komm, sagen wir du?“
Doris nickte. „Wenn Sie ... wenn du willst?“
Da nahm Gerti Lamprecht Doris an den Schultern, zog sie an sich und küsste sie auf die Wange.
Doris zierte sich erst, aber dann erwiderte sie den Kuss.
„Also, jetzt sind wir Freundinnen“, sagte Gerti. „Und wenn ich auch Ärztin bin, das darf dich nicht stören.“
„Es stört mich nicht, wenn es dich nicht stört“, rief Doris lachend.
„So, und weißt du was? Jetzt hecken wir mal einen Plan aus, wie wir Wieland helfen.“
In Doris verkrampfte sich etwas. Das war kein Thema, das sie fortführen wollte. „Ach, lass ihn doch aus dem Spiel“, sagte sie.
„Warum?“ Gerti blickte Doris verwundert an. „Er ist doch ein prima Kerl, oder hast du nicht diesen Eindruck.“
„Doch. Ich arbeite gern mit ihm zusammen, weil er ein guter Arzt ist. Aber ich mag den Mann nicht in ihm sehen. Und ich möchte nicht, dass er in mir eine Frau sieht. Verstehst du, was ich meine?“
„Du kleines Schäfchen. Ist es dir etwa so ergangen wie ihm?“
„In gewisser Weise ja. Im Grunde ist es das, was uns beide verbindet“, gab Doris zu. „Aber ich möchte nicht, dass wir darüber sprechen. Es ist eine frische Wunde. Sie ist noch nicht richtig verheilt. Und es ist eine Privatsache.“
„Rede doch nicht solchen Stuss! Du brauchst doch einen Menschen, mit dem du darüber sprechen kannst, um es loszuwerden. Sonst wirst du es nie los. Was willst du nur damit sagen? Du bist doch geschieden von deinem Mann. Oder hast du noch immer ...“
Doris schüttelte den Kopf. „Nein. Er hat mir zwar dieser Tage einen schwachsinnigen Brief geschrieben, da geht es um irgendwelche Eigentumsgeschichten, die noch von der Scheidung herrühren. Aber ich bin mit ihm fertig. Ich frage mich heute, wie es möglich war, den Mann überhaupt geheiratet zu haben. Aber es ist passiert, und ich habe es hinter mir.“
„Und Wieland? Wäre das kein Mann für dich?“
„Bitte! Wenn du willst, dass wir noch weiter miteinander reden, dann aber bitte nicht über das!“, erklärte Doris entschieden. „Hier verstehe ich keinen Spaß. Ich möchte mit ihm arbeiten, aber nicht mehr. Von Männern habe ich vorläufig die Nase voll.“
„Aber du kannst sie doch nicht alle in einen Topf werfen. Sieh mal, ich habe auch mit Männern Pech gehabt. Aber deswegen lehne ich doch die Männer nicht insgesamt ab“, erklärte Gerti. „Verstehst du, was ich damit meine?“
„Ich verstehe sehr gut, was du damit meinst. Aber ich habe Angst, eine Wiederholung zu erleben. Am Anfang sind sie alle unheimlich nett. Und dann geht es los. Ich kenne keinen einzigen Mann, der anders wäre, jedenfalls nicht in dieser Beziehung.“
„Aber wir sind doch auch nicht immer von unserer Schokoladenseite zu betrachten. Wenn du mal mit einem Menschen zusammen bist, ergibt es sich einfach, dass er an dir Seiten kennenlernt, die nicht so schön sind. Das muss man eben tolerieren. Das wird immer so sein, wenn Menschen sich näher kennenlernen. Ich werde an dir auch nicht so günstige Eigenschaften kennenlernen. Und du an mir. Es fragt sich nur, wie stark die Sympathie ist, die wir füreinander empfinden. Das hat im Grunde gar nichts mit einer Ehe zu tun. Das passt immer, wenn Menschen zusammen sind. Wenn sie längere Zeit zusammen sind. Verstehst du?“
Doris nickte. „Trotzdem“, sagte sie. „Es ist für mich kein Thema.“
„Willst du damit sagen, dass du die Männer generell ablehnst? Dass du nie wieder mit einem Mann zu tun hast? Du lieber Himmel, du bist doch eine Frau. Du hast doch Empfindungen. Es muss doch Momente geben, wo du dich nach einem Mann sehnst.“
„Ich habe jedenfalls bis jetzt keinen vermisst“, behauptete Doris.
Gerti war zu intelligent, um in diesem Punkte weiter zu bohren. Sie erhob sich, lächelte zu Doris herab und frage: „Wollen wir weiter? Oder möchtest du dich noch was ausruhen.“
„Nein, nein. Den schlimmsten Muskelkater hatte ich heute Morgen. Aber das ist ausgestanden. Trotzdem bin ich froh, wenn wir wieder in München sind. Für den Anfang war das eine ganz schöne Tour.“
„Hast dich jedenfalls tapfer gehalten, Doris. Und jetzt auf die Räder und ab! Wir haben ja nicht mehr weit. Wenn wir nach Hause kommen, koche ich uns eine schöne Tasse Kaffee. Kommst du zu mir?“
„Und wenn du zu mir kämst?“, fragte Doris.
„Einverstanden. Fahren wir zu dir. Ich möchte gerne mal deine Wohnung kennenlernen. In dieser Gegend wollte ich einmal eine Eigentumswohnung kaufen. Ich habe es dann doch nicht getan. Das wäre für Matthias zu weit in die Schule gewesen,“
Doris wusste nicht einmal, wo Gerti Lamprecht jetzt wohnte. Sie fragte danach.
„Keine hundertfünfzig Meter von der TANNENHOFKLINIK entfernt. Ich habe es gut, nicht wahr? Also komm, jetzt fahren wir weiter.“
Sie radelten dann in die Stadt hinein zu Doris. Alles, wonach sich Doris sehnte, war eine heiße Dusche. Und Gerti schien es nicht anders zu ergehen.
„Willst du von mir frische Sachen haben?“, fragte Doris, „Dann kannst du ebenfalls duschen.“
Gerti freute sich über das Angebot. „Wenn es dir nichts ausmacht, aber immer.“
Doris duschte zuerst, und danach bereitete sie den Kaffee vor. Sie hatte noch Brötchen, buk sie auf, und als Gerti dann kam, tranken sie gemeinsam Kaffee. Sie hatten das Fenster weit geöffnet, und das entschädigte Doris für den Balkon, den sie nicht besaß.
Der Verkehrslärm war weit weg, drang aber leise bis zu ihnen herauf. Auf einem der Bäume, die man vom Fenster aus sehen konnte, zwitscherte eine Amsel. Die Sonne stand tief, und wieder wirkten die Dächer der Häuser und auch die Wipfel der Bäume wie vergoldet.
„Deine Wohnung ist nett“, sagte Gerti anerkennend. „Hübsch eingerichtet hast du sie auch. Nicht so überladen. Und schöne Bilder.“ Sie blickte auf eines der Bilder, ging dann bis zum nächsten und betrachtete es. „Wo hast du die nur her?“
„Selbst ist die Frau.“
Gerti blickte Doris überrascht an. „Die hast du gemalt?“
Doris nickte bescheiden. „Es ist keine große Kunst. Ich weiß. Aber es macht mir Spaß. Und mir gefällt’s halt.“
„Nicht nur dir. Ich finde die Bilder großartig. Hättest du nicht Lust, mir eins zu malen, wenn du mal Zeit hast?“
„Ja, dazu hätte ich Lust. Wenn es nicht eilig ist.“
Gerti ging jetzt von einem Bild zum anderen. „Die sind wirklich hübsch.“
„Auf dem Korridor sind noch zwei. Und in meinem Schlafzimmer auch.“ Doris blieb sitzen und hörte, dass Gerti auch ins Schlafzimmer ging. Hörte einen Ausruf des Überraschens, und dann kam sie zu Doris zurück. „Das ist ja ein Aktbild im Schlafzimmer.“
„Ja“, gab Doris zu, „aber ein Akt von hinten.“
„Wer ist das?“, wollte Gerti wissen. „Du selbst? Sie hat das Haar wie du. Und ich meine, man sieht auch etwas vom Profil. Das bist du, nicht wahr?“ Doris lachte. „Ich habe mal mit dem Selbstauslöser ein Bild gemacht, ein Foto also, und dann das Ölbild gemalt. Es war ein ganz großer Wunsch von Dieter, von meinem geschiedenen Mann. Und ich habe ihm diesen Wunsch erfüllt. Von mir aus hätte ich das nie getan. Eigentlich wollte er das Foto machen. Und natürlich von vorn, so wie die Maja. Aber dazu hatte ich keine Lust. Und deshalb ist das Foto auch von mir. Das Bild habe ich mitgenommen. Es hat ja keinen Sinn mehr für ihn.“
„Das ist wunderschön, dieses Bild. Und du sagst, das sei keine Kunst?“
Doris schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Nicht in dem Sinne, wie du Gemälde in den Ausstellungen siehst. Es ist eben Kunst für mich selbst.“
„Sag mal“, meinte Gerti und blickte Doris nachdenklich an, „du hast eine ganze Menge Qualitäten, die da im verborgenen stecken. Pflänzchen, deren Blüten man nicht sieht, wenn man nicht danach sucht. Das ist mir schon auf unserer Fahrt aufgefallen. Eigentlich bei jedem Gespräch. Es steckt viel mehr in dir, als man vermutet, wenn man hört, dass du Krankenschwester bist. Du hättest studieren können.“
Doris schüttelte unwillig den Kopf. „Bitte, lassen wir das Thema!“
„Gehörst du etwa auch zu denen“, sagte sie unbeeindruckt von Doris’ Ablehnung, „die ihrem Mann das Studium ermöglicht haben und jetzt mit leeren Händen dastehen?“
„Ich stehe nicht mit leeren Händen da. Er hat ganz schön bluten müssen, und ich habe auch nicht für ihn gearbeitet. Nein, damit hat es nichts zu tun. Ich hätte auch nicht studieren können. Ich habe zwar mittlere Reife, aber kein Abitur. Meine Eltern haben mich in eine Realschule gesteckt, und weitermachen wollte ich damals nach der mittleren Reife nicht. Ich hätte auf ein Gymnasium gehen müssen, um die Oberstufe zu machen. Und davor bin ich zurückgeschreckt. Es tut mir nicht leid, wenn du das meinst. Ich möchte auch keine Ärztin sein. Ich bin zufrieden mit dem, was ich habe. Und ich verdiene auch nicht schlecht. Ich komme jedenfalls sehr gut zurecht.“
Gerti spürte, dass sie sich in diesem Gespräch wieder auf Glatteis begab. Also wechselte sie rasch das Thema. Sie erzählte von sich, von Matthias und gab ein paar Anekdoten um ihren Sohn zum Besten, worüber sie beide lachten. Später dann verabschiedete sie sich und fuhr mit dem Rad davon. Doris war noch mit hinuntergegangen und winkte ihr nach. Als sie Gerti nicht mehr sah, ging sie ins Haus zurück.
Wie immer nahm sie die Treppe, das hielt frisch, obgleich sie heute am liebsten den Fahrstuhl genommen hätte. Denn jetzt spürte sie alle Muskeln ihrer Beine. Und nicht nur die.
Als sie schon fast an ihrer Wohnungstür angelangt war, hörte sie das Läuten des Telefons. Sie ging rasch hinein. Es war kein Irrtum. Es war ihr Telefon, das klingelte.
Als sie abgehoben und sich gemeldet hatte, hörte sie die Stimme von Dr. Graf.
„Schwester Doris“, sagte er, „ich habe von Schwester Silke eine Freikarte für die Oper bekommen und gerade durch Zufall erfahren, dass Sie eine andere Freikarte von ihr haben. Wir würden nebeneinandersitzen. Soll ich meine Freikarte zurückgeben? Oder ...“
Sie fand es in diesem Augenblick rührend, dass er sie deshalb ansprach. „Und Sie haben es wirklich jetzt erst erfahren, Herr Doktor?“, fragte sie.
„Ja. Ich kenne Sie ja und Ihre Einstellung. Im Grunde kann ich das alles verstehen. Und deshalb habe ich angerufen.“
„Sie brauchen Ihre Karte nicht zurückzugeben. Ich gebe meine auch nicht zurück. Es soll sich bloß nicht das vom Kino wiederholen, wenn Sie wissen, was ich meine.“
„Aber nein doch. Da hatte ich etwas getrunken, verstehen Sie das doch. Jeder Mensch rutscht irgendwann mal aus. Das war so ein Ausrutscher. Ich werde Ihnen keine Peinlichkeiten bereiten. Das verspreche ich Ihnen.“
Und plötzlich sagte sie etwas, das ihr einfach so über die Lippen kam, ohne dass sie darüber nachdenken musste:
„Ich freue mich jedenfalls darauf, dass wir zusammen hingehen. Bis Montagmorgen, auch wenn ich dann bei Professor Winter bin.“
Er war so überrascht und hatte mit dieser Bemerkung überhaupt nicht gerechnet, dass er gerade noch einen Gruß murmelte, bevor sie auflegte.
Aber kaum lag der Hörer auf der Gabel, erschrak sie. Warum habe ich das gesagt?, dachte sie. Bin ich verrückt geworden? Ich werfe meine eigenen Prinzipien über den Haufen. Natürlich, ich muss verrückt sein. Warum habe ich das nur gemacht?
Aber da war eine innere Stimme. Und die sagte, dass sie sich freuen sollte. Vielleicht würde der Montagabend sehr schön.
Vielleicht, dachte sie skeptisch.