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„Wie geht es Samira?“, frage Tomas, nachdem Borchardt von der Toilette zurückgekehrt war.

„Gut.“

„Was ist los, Martin?“

„Ich weiß nicht. Meine Emotionen könnten entspannter sein.“

„Wie meinst du das?“

„Das kann ich nicht wirklich erklären, momentan… Samira? Ja, Samira, mein Engel, sie macht sich sehr gut. Ich habe viele Gründe, ein stolzer Vater zu sein. Sie ist jetzt schon zwei Jahre mit Marc zusammen und das Studium bereitet ihr anscheinend Freude.“

„Und, wie macht sie sich in deiner Praxis?“

„Hervorragend, als hätte sie es schon immer getan. Wie läuft’s bei dir mit Ulrike?“

„Was soll ich sagen, es läuft. Wir verstehen uns gut, wir harmonieren miteinander, und sie will natürlich mehr.“

„Und du willst natürlich nicht mehr?“

„Hahaha, doch eigentlich schon. Ich hab’s einfach nicht eilig.“

„Sie ist eine sehr attraktive Frau und intelligent obendrein.“

„Ja, und?“, lächelte Tomas.

„So eine Kombination findet man nicht an jeder Ecke“, grinste Borchardt.

„Ich wusste ganz genau, dass der jetzt kommt.“

„Ich sag’s ja, wir alle haben hellseherische Fähigkeiten.“

„Ich muss gerade an unsere Mexikanerin denken.“

„An die musst du jedes Mal denken, wenn wir uns sehen“, lachte Borchardt herzhaft. „Und ja, sie war die heißeste Braut, die ich je gesehen habe.“

„Die Heißeste, die wir je gesehen haben“, stellte Tomas richtig.

„Die Heißeste, die unsere vier Hände gleichzeitig gespürt hatte“, schwärmte Borchardt.

„Nicht nur unsere Hände“, flüsterte Tomas angeregt.

„Tomas.“

„Ja, was Tomas?“

„Das ist fast dreißig Jahre her.“

„Ja, ist das nicht erstaunlich? Man hat ein außergewöhnliches Erlebnis und die Erinnerung daran will einfach nicht verblassen.“

„Das ist nicht erstaunlich, mein Lieber! Genauso, wie hässliche Erfahrungen ein Trauma auslösen können, können als angenehm empfundene visuell-sinnliche Erfahrungen Ähnliches im Gehirn auslösen.“

„Mit anderen Worten, wir sind traumatisiert.“

„Mein Guter, du bist traumatisiert“, feixte Borchardt.

„Sollen wir noch eins bestellen?“

„Nur ein kleines für mich.“

„D’accord.“

Tomas bestellte bei der vorbeilaufenden Servicekraft zwei kleine Helle.

„Ich trau mich gar nicht, dich zu fragen.“

„Dann lass es besser sein.“

„Möchtest du dich nicht mal… so langsam für… für eine neue Beziehung öffnen?“

„Ach Mensch, Tomas, ich dachte wirklich, wir könnten das heute sein lassen.“

„Wir haben ewig nicht darüber gesprochen. Nadine ist jetzt schon seit über sechs Jahren tot.“

„Ich weiß.“

„Und du hast seitdem keine Frau mehr gehabt.“

„Haben könnte ich jederzeit eine.“

„Ich würde mich einfach freuen, wenn du dich diesem Thema öffnen würdest.“

„Heute Vormittag, als ich eingeschlafen bin, hatte ich von ihr geträumt.“

„Ach ja, genau. Mensch, was war denn da los?“

Borchardt klärte ihn auf.

„Das kenne ich gar nicht von dir, dass du einfach einschläfst.“

Die Servicekraft brachte die beiden Hellen.

„Ja, glaubst du denn, dass der Traum eine Bedeutung hat?“

„Jeder Traum hat eine Bedeutung. Dieser jedoch will mich auf etwas hinweisen. Wann kommst du mich in Puerto de Mogán besuchen?“

„Hoffentlich das nächste Mal, wenn du da unten bist.“

„Das Klima ist so genial, dass man einfach nur da bleiben möchte“, schwärmte Borchardt.

„Ich will nicht leugnen, dass ich ein wenig neidisch bin. Da unten müsste es doch auch hübsche Frauen geben, oder?“

„Was du nicht sagst.“

„Und? Schon was in Aussicht?“

„Du gibst nicht auf, alter Haudegen, oder?“

„Wenn es um dein Wohl geht, nicht, mein Freund.“

„Wenn ich ehrlich bin, gibt es da unten eine sehr interessante einheimische, allerdings nicht aus Puerto de Mogán stammende Dame. Sie betreibt eine Konditorei mit Eiscafé direkt am Hafen.“

„Wo du gerne ein Eis und einen Kuchen zu dir nimmst?“

„Was bleibt mir anderes übrig?“

„Na dann, nichts wie ran an die Bouletten“, sagte Tomas sichtlich erfreut.

„Immer locker bleiben, mein Lieber.“

„Auch wenn wir die weibliche Natur nie wirklich verstehen werden, so brauchen wir sie dennoch, Martin.“

„Autsch, Tomas fängt an zu philosophieren“, sagte Borchardt lachend.

Traumgleiter

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