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Zweiundvierzig

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Matthias backt Schwarzbrot. Steinharte Fladen aus Buchweizenmehl und Melasse. Er sagt, das mache satt und sei nahrhaft. Die beste Art, unsere Vorräte einzuteilen. Bis zur nächsten Lieferung sei es noch eine Weile hin.

Wie ein alter Schamane mischt, knetet und walzt er den Teig, mit erstaunlich sparsamen Bewegungen. Dann klopft er seine Kleider ab, in einer Wolke aus Mehlstaub, und backt mehrere Brote direkt auf dem Ofen.

Das Wetter hat sich aufgeklart. Ich beobachte das Dorf hinter den Bäumen, die Häuser unten am Hang. In den meisten rührt sich kein Leben, doch aus einigen Schornsteinen dringt dichter Rauch. Graue Säulen steigen senkrecht zum Himmel, als weigerten sie sich, mit der unendlichen Weite zu verschmelzen. Zwölf an der Zahl. Mit unserer dreizehn. Durch das Fernrohr wirkt das Dorf ganz nah, aber das ist eine Täuschung. Zu Fuß dauert der Weg über eine Stunde. Und ich kann nicht mal aus dem Bett aufstehen.

Ich glaube, die Wintersonnenwende liegt bereits hinter uns. Zwar zeigt sich die Sonne nur kurz am Himmel, aber kaum merklich werden die Tage länger. Auch Silvester ist bestimmt längst gewesen. Genau weiß ich es nicht. Es ist auch nicht mehr wichtig. Mein Zeitgefühl habe ich schon lange verloren. Das Interesse an Gesprächen auch. Niemand widersteht dem Schweigen, vor allem niemand, der mit einem doppelten Beinbruch ans Bett gefesselt ist, im tiefsten Winter, in einem Dorf ohne Strom.

Noch haben wir einen guten Holzvorrat, aber er wird schnell kleiner. In unserer Veranda zieht es durch alle Löcher und Ritzen, und Matthias muss mehrmals in der Nacht aufstehen, um Holz nachzulegen. Wenn Wind weht, hat die Kälte uns fest im Griff.

In ein paar Tagen bekommen wir Nachschub an Holz und Lebensmitteln. Damit tröste ich mich. Ich habe zwar einen schrecklichen Autounfall überlebt, bin ansonsten aber ganz und gar hilflos.

Das Gewicht von Schnee

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