Читать книгу Virtuelle Teams führen? Frag doch einfach! - Christian Stadler - Страница 12

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Können wir aus der Historie ableiten, ob es Organisationsformen gibt, die die Anforderungen an das virtuelle Führen unterstützen?

Um diese Frage zu beantworten, möchten wir einen Sprung in die →OrganisationsentwicklungOrganisationsentwicklung wagen. Im Folgenden sollen die unterschiedlichen Führungsverhalten mit den Organisationsformen, die Frederic Laloux in seinem Buch „Reinventing Organizations“ aufgeführt hat, in Zusammenhang gebracht werden. Die unterschiedlichen Evaluationsstufen existieren in einem Unternehmen häufig parallel, abhängig von den Strukturen, die in der jeweiligen Organisation und der Haltung der Führungskräfte, die in dieser vorherrschend ist.

Organisationsform Beispiele Führungsverhalten
Impulsive Organisationen Machtausübung durch den Anführer, um den Gehorsam der Gruppe zu sichern. Angst hält die Organisation zusammen. Sehr reaktiv, kurzfristiger Fokus, Gedeiht in chaotischer Umgebung Straßengangs Arbeitsteilung Befehlsautorität
Traditionelle Organisationen Sehr formalisierte Rollen innerhalb einer hierarchischen Pyramide, Anweisung und Kontrolle von oben nach unten (Was und Wie), Stabilität ist der höchste Wert und wird durch exakte Prozesse gesichert, die Zukunft ist die Wiederholung der Vergangenheit Katholische Kirche Militär Regierungsbehörden Öffentliches Schulsystem Formale Rollen Prozesse Hierarchisch
Moderne leistungsorientierte Organisation Das Ziel ist, besser zu sein als die Konkurrenz, durch Innovation kann man an der Spitze bleiben, Management durch Zielvorgaben (Anweisung, Kontrolle, wenig Gestaltungsspielraum) Multinationale Unternehmen, Großkonzerne (Bsp. McDonalds) Innovation Verlässlichkeit Leistungsprinzip/ Effizienz Hierarchisch
Postmoderne Organisationen Innerhalb der Pyramidenstruktur, Fokus auf Kultur, übertragen von Verantwortung, um eine herausragende Motivation der Mitarbeiter zu erreichen Kulturorientierte, gemeinnützige Organisationen (Ben & Jerry’s,…) Verantwortung wird abgegeben Wertorientiert Berücksichtigen aller Interessengruppen (Stakeholder) Partizipativ
Integrale Organisation Vertrauen, zulassen von Gestaltungsspielraum Haltung auf Zuversicht, lernen ausgerichtet Selbstorganisation (Bsp. Spotify, Buurtzorg) Selbstverwirklichung Ganzheitlich Sinnorientiert (Purpose)

Quelle: Frederic Laloux, Reinventing Organizations; 2014, S. 13 und Seite 36

Wenn wir uns anschauen, welche Rahmenbedingungen es in der Geschichte gab und damit verbunden, welchen Einfluss technischer Fortschritt, Globalisierung und die politische Lage auf das Führungsverhalten haben, so können wir zur Schlussfolgerung kommen, dass die Evolution der Organisationsformen und den Erkenntnissen der Führungstheorien in Zusammenhang stehen. Beispielsweise im 19. Jahrhundert, in der Zeit, in der die industrielle Revolution stattfand, wurden Strukturen geschaffen, die von Hierarchie und →Prozessen geprägt wurden. Das Ziel bestand darin effizienter zu werden und die Produktion zu erhöhen. In Hierarchien, beispielsweise in Form von Pyramiden, wo Entscheidungen nur an der Spitze der Organisation getroffen werden, können heute, wo das Umfeld von ständigen Veränderungen geprägt ist, der Wettbewerb zunimmt, neue Produkte und Dienstleistungen angeboten werden, nicht schnell genug reagieren. Eine strikte Steuerung über verschiedene Hierarchieebenen würde die Veränderungsimpulse, die von außen kommen, nicht aufnehmen und umsetzen, wie es für eine Wettbewerbsfähigkeit notwendig ist. Themen wie Klimawandel, Globalisierung, Wasserknappheit, Ressourcenknappheit, Migrationen und Finanzkrisen begegnen uns in einer Komplexität, die uns nie vor tiefgreifender gesellschaftliche und persönliche Veränderungen gestellt hat. Informations- und Kommunikationstechnologien durchdringen alle gesellschaftlichen Bereiche. Damit verbunden steigt die Datentransparenz und ein schnellerer Zugriff wird gewährleistet.

Wenn wir es schaffen, Entscheidungen zu treffen, bei denen wir uns sowohl an den Erfahrungen der Vergangenheit orientieren und gleichzeitig aktuelle Rahmenbedingungen berücksichtigen, die Brücke zu schlagen, die uns hilft die aktuellen Anforderungen zu meistern und dabei in den Organisationen die Menschen in Ihrer Haltung in ihrem Bewusstsein für genau diese Anforderungen mitzunehmen, dann gestalten wir aktiv und integrieren verschiedene Perspektiven.

Wir sollten deshalb in der Organisation an den Rahmenbedingungen arbeiten, die es benötigt, um virtuelle Führung mit einer Haltung umzusetzen, die das Denken und Handeln der Beschäftigten prägen, um zukunftsfähig und damit flexibel anpassbar zu sein. Diese Haltung sollte gekennzeichnet sein von Vertrauen, Offenheit, Flexibilität und Mut.

Literatur- und Linktipps:

 Frederic Laloux, Reinventing Organizations; 2014

 Sebastian Klein, Ben Hughes „Der Loop Approach“, Campus Verlag, 2019

 Publikationen des Bundesministeriums für Arbeit und soziales: www.bmas.de/DE/Service/Medien/Publikationen/Forschungsberichte/Forschungsberichte-​Arbeitsmarkt/fb526-2-digitalisierte-​arbeitswelt-​nach-​arbeitsmarktregionen.html

Virtuelle Teams führen? Frag doch einfach!

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