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1.4 Das Rot als Eigenschaft der Materie der Rose

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Eine klassische materielle Position zum Thema „Die Rose ist rot“ ist die, das Rot mit bestimmten Eigenschaften der Materie der Rose gleichzusetzen – genauer gesagt, mit der spektralen Remissionsverteilung ihrer Oberfläche. Je nachdem, welche Lichtanteile von der Rose absorbiert und welche reflektiert werden, entsteht im Betrachter ein bestimmter Farbeindruck. Diese Ansicht ist auch heute weit verbreitet und bereits der englische Philosoph Thomas Hobbes (1588-1679) schrieb 1651 in seinem „Leviathan“ über Farben und die weiteren Sinnesqualitäten:

„Dies alles nennt man empfindbar und ist im Grund genommen nichts anderes als eine Bewegung der Materie im Gegenstand, durch welche er auf die Sinneswerkzeuge mannigfaltig wirkt.“ [21]

Das klingt plausibel: Ein Gegenstand hat die Farbe, die sich aus der spektralen Lichtverteilung ergibt, die er reflektiert, und welche Farbe dies ist, hängt einzig und allein von seinen materiellen Eigenschaften ab. Implizit wird hier somit behauptet, dass Farbe bereits existiert, bevor sie im Empfinden eines Lebewesens erscheint. Hobbes schreibt dazu: „Licht und Farbe haben Bezug aufs Auge.“ [22] Und: Sie seien „empfindbar“. [21]

Deutlich wird wieder die passiv-rezipierende Rolle des empfindenden Subjektes – ebenso wie bei der dispositionalen Deutung. Im Sinne dieser materialistischen Vorstellung findet der Mensch eine bunte Welt vor, die in seiner Wahrnehmung realitätsgetreu abgebildet wird. Da ist es nicht weit bis hin zum Naiven Realismus: „Die Dinge sind so, wie wir sie wahrnehmen.“

Darüber hinaus gibt es eine materielle Komponente, die einer genaueren Untersuchung bedarf: das Licht. Von der Rose können nur solange Rot-Anteile des Lichtes reflektiert werden, solange solche auch im Licht enthalten sind. Ist dies nicht der Fall, dann kann die Rose auch nicht rot sein. Ebenso kann ein eigentlich weißes Blatt Papier, wenn es mit rotem Licht bestrahlt wird, rot erscheinen. Aber was bedeutet das überhaupt: eigentlich?

Um diesem Aspekt der schwankenden Lichtverhältnisse (und ihrer Auswirkungen) zu entgehen, definieren Vertreter der materialistischen Position sog. Normalbedingungen. (Vgl. Armstrong, 1968: A Materialist Theory of the Mind, 284f. [23]) In Bezug auf das Rot unserer Rose wäre „Tageslicht“ eine solche Normalbedingung. Auch wenn dies relativ unscharf erscheinen mag, so ist der Begriff „Rot“ sicherlich ebenfalls unscharf. Von wissenschaftlicher Exaktheit kann man hier auf keinen Fall sprechen. C. L. Hardin setzt sich in „Color for Philosophers. Unweaving the Rainbow“ mit diesem Thema auf der Grundlage der Wahrnehmungspsychologie eingehend auseinander und kommt zu dem Schluss, dass man bei der Suche nach wirklich präzisen Normalbedingungen auf enorme Schwierigkeiten stößt. [24] Allenfalls für eine grobe Klassifikation könnten diese herhalten:

„Selbstverständlich, wenn wir die Farbklassifikation grob genug machen, dann wird jeder normale Beobachter hinsichtlich ihrer Anwendung in paradigmatischen Fällen übereinstimmen: Dieser Feuerhydrant ist rot, jener Sonnenuntergang ist rot.“ [25]

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