Читать книгу Love Collection II - Clare Dowling - Страница 19
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ОглавлениеEine Chefköchin! Zach marschierte durch die Halle und eilte, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die geschwungene Treppe hoch. Und nicht nur irgendeine unbedeutende Köchin, die sich mit einem schicken Titel schmückte, sondern, wenn er recht verstanden hatte, eine bestens ausgebildete Chefköchin. Er fluchte leise vor sich hin. Wenn er diese Vorstellung auch am liebsten mit einem verächtlichen Lachen abgetan hätte, musste er zugeben, dass sie sehr plausibel klang.
Es gab doch nichts Schöneres, als sich wie ein kompletter Vollidiot zu fühlen. Plötzlich war er nicht einmal mehr davon überzeugt, dass, Beruf hin oder her, Lily hinter anderer Leute Geld her war, wie er ihr oft genug unterstellt hatte. Zu spät erkannte er den Fehler in seiner Logik, über den er sich schon ein paar Tage den Kopf zerbrach. Er hatte sie gefragt, ob sie befürchte, freie Kost und Logis zu verlieren, wenn er die Heirat von Glynnis und David verhinderte. Er griff sich an die Stirn. Es ist dir wohl nie in den Sinn gekommen, du Schlaukopf, dass sie das größte Interesse daran haben müsste, diese Heirat zu verhindern, wenn sie tatsächlich eine Schnorrerin wäre. Sobald Glynnis einen Ehemann hätte, der ihre Finanzen überwachte, wäre die Chance, weiter Geld aus ihr herauszuleiern, verschwindend gering.
Zach atmete tief aus und straffte die Schultern. Na und, wo lag das Problem? Er hatte sich geirrt und ihr eine Reihe unberechtigter Vorwürfe gemacht. War doch egal — er konnte sich ja bei ihr entschuldigen.
Dennoch fragte er sich, was sie sich bei der ganzen Sache erhoffte. Um irgendetwas musste es doch für sie gehen. Ob sie jetzt ihr Geld selbst verdiente oder nicht, niemand legte sich für jemanden, den er nur kurz kannte, so ins Zeug wie Lily für seine Schwester. Außer er war beim Militär, natürlich.
»Zach.«
Beim Klang ihrer sanften Stimme schnellte er herum und sah sie mit dem für sie typischen Hüftschwung über den Flur auf ihn zukommen. Sie sah aus wie der feuchte Traum eines jeden Marine, als sie auf einem neuen Paar aus ihrem schier unerschöpflichen Vorrat an Stöckelschuhen dahertänzelte. Er trat ihr entgegen. »Gratuliere, da haben Sie mich ja kalt erwischt. Sie sind bestimmt verdammt zufrieden mit sich.«
Sie besaß die Unverschämtheit, auch noch zu lachen. »Ich muss zugeben, dass es eine ganz nette Abwechslung ist, mal nicht als üble Schnorrerin angesehen zu werden.«
Er packte sie an den Oberarmen und drückte sie mit dem Rücken gegen die Wand. »Was sind Sie dann, verdammt noch mal?«
Sie täuschte keineswegs Verwirrung vor, sondern presste ihre Hände gegen die Wandtäfelung in ihrem Rücken, hob das Kinn und sah ihm direkt in die Augen. »Genau das, was ich von Anfang an behauptet habe, Herr Oberfeldwebel. Eine Freundin von Glynnis.«
»Na klar. Und Sie haben aus reiner Menschenliebe Ihren Job hingeschmissen, um sich mir an die Fersen zu heften und zu verhindern, dass ich das junge Liebesglück zerstöre.«
»Ich habe überhaupt nichts hingeschmissen. Ich bin Chefköchin auf einer Firmenjacht, und die geht erst in der letzten Maiwoche wieder auf Fahrt. Und, ja« — sie zuckte die Schultern –, »genau aus diesem Grund bin ich mitgekommen. Ich habe versucht, Ihnen klar zu machen, dass David anders ist, als Sie denken, aber Sie wollten ja nicht auf mich hören.«
Ihre Schultern fühlten sich fest an, als sie sich unter seinen Händen bewegten, und erinnerten ihn daran, dass es vielleicht nicht das Allerklügste war, sie zu berühren — besonders jetzt, wo seine Gefühle völlig durcheinander geraten waren –, und er ließ sie so schnell wieder los, als könnte er sich seine Finger an ihr verbrennen. »Dazu wäre ich vielleicht eher bereit gewesen, wenn Sie sich die Mühe gemacht hätten, mir mitzuteilen, dass Sie sich Ihren Lebensunterhalt selbst verdienen.« Im nächsten Augenblick jaulte er innerlich auf. Das war also seine tolle Entschuldigung? Er mochte heute Morgen ja schlechter Laune und gestresst sein, aber dass er sich idiotisch verhielt, entging ihm keineswegs. Und was ihn wirklich nervte, war, dass seine Übellaunigkeit nicht einmal viel mit der Entdeckung zu tun hatte, dass Lily nicht die kleine Schnorrerin war, als die er sie beschimpft hatte. Die Erkenntnis, dass er sich ihr gegenüber wie ein Volltrottel benommen hatte, war nur das Sahnehäubchen auf dem Ganzen.
Lily schien zu ahnen, was in ihm vorging. »Ich verspüre nicht das dringende Bedürfnis, mich Leuten gegenüber zu rechtfertigen, die mir irgendwelche an den Haaren herbeigezogenen Dinge unterstellen«, sagte sie mit erstaunlichem Gleichmut für jemanden, der jedes Recht gehabt hätte, empört zu sein. »Und ich glaube auch nicht, dass es das ist, was Ihnen im Moment zu schaffen macht«, sagte sie und blickte ihn an. »Was ist los, Zach?«
Er trat er einen Schritt zurück, sein Herz flatterte. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
»Das wissen Sie sehr wohl. Sie standen bereits unter Hochspannung, als ich zum Frühstück runterkam. Hat es mit Mrs. Beaumont zu tun?« Sie berührte seinen Arm und sah plötzlich besorgt aus. »Hat sie etwas gesagt? Gibt es Neuigkeiten von Glynnis und David? Es ist ihnen doch nichts passiert?«
Der Ärger, der schon den ganzen Morgen über in ihm rumorte, brach nun mit aller Macht an die Oberfläche, und er schlug mit der geballten Faust gegen die Wand, direkt neben ihrer Schulter. »Endlich. Endlich jemand, dem bewusst zu sein scheint, dass auch Glynnis in Gefahr ist.«
Ihre Augen weiteten sich. »Aber natürlich ist sie das.«
»Das scheint bisher allerdings niemandem sonst aufgefallen zu sein. Sie haben alle furchtbare Angst um den lieben David — aber ich habe noch kein Wort der Sorge um meine Schwester gehört. Mein Gott, Lily, es ist, als würde sie nicht existieren.«
»Ich bin sicher, das liegt daran, dass sie sie nicht kennen, Zach.«
Zornig beugte er sich zu ihr hinunter. »Ich kenne den lieben David auch nicht, aber ich habe wenigstens den Anstand, so zu tun, als machte ich mir Sorgen um ihn.«
Lilys Lippen zuckten, aber sie erklärte ruhig: »Ich will damit doch nur sagen, dass ich mir vorstellen kann, dass Glynnis irgendwie keine reale Person für sie ist, da keiner von ihnen sie bis jetzt kennen gelernt hat.«
»Ich habe keine Lust auf irgendwelche formellen Entschuldigungen — ihr Verhalten ist durch nichts zu rechtfertigen!« Er stützte seine Arme auf beiden Seiten ihres Kopfes gegen die Wand und beugte sich so weit vor, dass sich ihre Körper beinahe berührten. So nahe vor ihr nahm er ihren warmen, süßen Duft intensiv wahr, und plötzlich richtete sich die ganze in ihm aufgestaute Erregung auf ein ganz neues Ziel. Oder vielleicht war es auch gar nicht so neu. Jedenfalls war er schon geraume Zeit nervös und unruhig und suchte eine Gelegenheit, Druck loszuwerden. Unwillkürlich senkte er den Kopf, bis seine Nase fast ihre Halsbeuge berührte, und atmete ihren Duft ein. Er schien nicht einem bestimmten Punkt, sondern direkt ihrer Haut zu entströmen, aber eigentlich war ihm egal, woher er kam. Er nahm ihn in sich auf, und plötzlich waren seine Lippen so trocken, dass er sie mit der Zunge befeuchten musste. »O Gott. Ich möchte Sie küssen.«
Sie erstarrte. »Wie bitte?«
Er hob seinen Kopf so weit, dass er ihr ins Gesicht sehen konnte, und spürte, wie ihm das Herz bis in den Hals schlug. »Ich möchte Sie küssen. Ich möchte Sie eigentlich schon die ganze Zeit küssen. Seit ich Sie das erste Mal gesehen habe.«
»Na klar«, sagte sie spöttisch. »Das können Sie Ihrer Großmutter erzählen.«
»Aber es stimmt. Allerdings habe ich es mir zur eisernen Regel gemacht, niemals etwas mit einer Frau anzufangen, die meine Schwester um ihr Erbe erleich—« Er hielt inne. Guter Schachzug, Romeo. Erinnere sie nur an all die Beleidigungen, die du ihr an den Kopf geworfen hast — das sollte sie in die richtige Stimmung versetzen. »Was ich sagen will, ich konnte einfach nicht.«
»Aha«, sagte sie in neutralem Ton. »Dann stehe ich jetzt also offiziell nicht mehr unter der Anklage, mich mit Glynnis wegen ihres Geldes angefreundet zu haben?«
»Ja. Vermutlich schulde ich Ihnen eine Entschuldigung für einige Dinge, die ich gesagt habe.«
»Ach, meinen Sie?« Sie musterte ihn mit ihren leuchtend blauen Augen. »Und die Anklage, ein Flittchen zu sein, ist auch fallen gelassen worden? Oder, Moment mal. Vielleicht doch nicht, vielleicht weckt gerade das in Ihnen den Wunsch, mich zu küssen?«
»Nein — besser gesagt, ja. Scheiße.« Er sah auf sie hinunter und zuckte hilflos die Schultern. Genau dieses doppeldeutige Gerede von Frauen war es, was ihn in den Wahnsinn trieb, und dass er sich zusätzlich zu all den anderen Problemen jetzt auch noch damit auseinander setzen musste, hätte seine Erektion von Rechts wegen sofort in eine Erdnuss verwandeln müssen.
Aber dem war nicht so. »Noch mal von vorne. Nein, das ist nicht der Grund, warum ich Sie küssen möchte«, erklärte er. »Und ja, auch diese Anklage wurde fallen gelassen.« Als bestünde überhaupt die Aussicht, sie zu küssen. Warum, zum Teufel, gab er ihr die Gelegenheit, ihr Ego zu hätscheln, indem sie ihn abwies? Sein klügeres Ich sagte ihm, er sollte sich einfach umdrehen und weggehen.
In letzter Zeit war klug allerdings nicht unbedingt das erste Wort, das ihm einfiel, wenn er sich selbst beschreiben sollte — warum also jetzt damit anfangen? Er blieb, wo er war, und sah sie unsicher an.
»Dann wollen wir doch mal sehen, ob ich das richtig verstanden habe.« Sie holte tief Luft, was dazu führte, dass ihr Busen sich gegen seine Brust drückte und er seinerseits ganz tief Luft holen musste.
Sie zählte die einzelnen Punkte an ihren Fingern ab. »Ich stehe nicht mehr unter dem Verdacht, ich hätte Glynnis vom rechten Weg abgebracht, um an ihre Kohle ranzukommen. Dann bin ich offensichtlich nicht mehr auf der Liste der zehn Top-Flittchen. Und Sie haben plötzlich das dringende Verlangen, mich zu küssen.« Ein kleines, freches Lächeln spielte um ihre Lippen, als sie zu ihm aufsah.
Er senkte den Kopf, bis seine Lippen nur mehr den Bruchteil eines Zentimeters von ihrem Mund entfernt waren. »Von plötzlich kann nicht die Rede sein, Lil. Und, ja. So in etwa stehen die Dinge.«
»Nun, dazu kann ich nur eines sagen, mein Lieber.« Ihre Zunge stahl sich hervor, um ihre Oberlippe zu befeuchten.
Bei diesem Anblick musste er den Impuls unterdrücken, sich einfach zu nehmen, was er wollte-Scheiß auf politisch korrektes Verhalten. Er zwang sich, ihr in die Augen zu sehen. »Lassen Sie mich raten. Schleich dich?«
»Das sind zwei Wörter, Taylor, und ich brauche nur eines. Es ist kurz, es ist nett. Es lautet –«
»›Nein‹. Hab schon kapiert.«
»Okay.«
»Der einzige Dienst, den ich deiner Schwester erwiesen habe«, sagte Christopher und zog Jessica in ihr gemeinsames Schlafzimmer, »bestand darin, ihr anzubieten, ihrem Auto Starthilfe zu geben.«
»Ja, das hast du eben auf der Treppe schon gesagt.« Jessica beobachtete ihn, als er ihren Arm losließ und auf und ab zu gehen begann. O Gott, er sah so gut aus. Mit seinen hohen Wangenknochen, den glänzenden braunen Haaren und den hellgrünen Augen hätte er Model sein können, und sie wusste ganz genau, was die Leute dachten, wenn sie sie beide zusammen sahen — wie, um Himmels willen, hatte dieser griechische Gott jemals an ein so graues Mäuschen geraten können? Nicht dass Jessica ihnen das verübelt hätte. Sie fragte es sich selbst oft ... und hatte Angst, die Antwort zu kennen: dass er sie nämlich wegen ihrer Verbindungen geheiratet hatte.
Sie hatten sich vor zwei Jahren bei einem Fundraising-Dinner kennen gelernt, bei dem das Gedeck allein tausend Dollar gekostet hatte. Ihr Komitee hatte damals die Dekoration übernommen. Sie würde diesen Abend nie vergessen, weil ihr bis zu diesem Moment nicht klar gewesen war, dass man jemandem zum ersten Mal begegnen konnte und im nächsten Augenblick das Gefühl hatte, ihn so gut zu kennen, als würde man direkt in sein Inneres sehen. Es hatte nur eines einzigen Gesprächs mit diesem großen, unverschämt gut aussehenden Mann in dem wie angegossen sitzenden Smoking bedurft, und sie hatte gewusst, dass er ihr Mann fürs Leben war.
Normalerweise fühlte sie sich in Gegenwart von attraktiven Menschen befangen und bekam den Mund nicht auf, aber er schien gar nicht zu wissen, wie umwerfend er war, und gab ihr das Gefühl, hübsch und schlagfertig zu sein. In den folgenden Tagen war er ihr nicht von der Seite gewichen, und sie hatte geglaubt, im siebten Himmel zu schweben: Nicht einmal vier Monate später hatten sie geheiratet, und Christopher hatte seine Wohnung in Bellingham aufgegeben, war in das Haus der Beaumonts gezogen und hatte einen Posten im Familienunternehmen übernommen.
Er ging zu ihr und sah sie an, und als sich seine goldbraunen Augenbrauen über seiner Nase zusammenzogen, hatte sie einen Augenblick lang das Gefühl, er könne ihre Gedanken lesen. Aber das war offensichtlich nicht der Fall.
»Dann wiederhole ich mich eben«, brummte er und zuckte die Schultern. »Es ist meine Schuld — ich weiß ja, wie leicht Cassidy dein Selbstvertrauen untergraben kann. Aber ich schwöre dir, Jessica, in dem Augenblick, in dem ich mein Telefonat beendet hatte, wollte ich zum Frühstücken kommen, wie ich es dir gesagt hatte. Was kann ich dafür, dass Cassidy mich hier oben an der Tür abfing und über ihren liegen gebliebenen BMW und irgendeine Verabredung jammerte, die sie angeblich unbedingt einhalten musste.«
»Und doch war sie beim Frühstück und hatte plötzlich alle Zeit der Welt, um unseren Gast zu beleidigen.« Das mulmige Gefühl in der Magengegend, das ihr Christophers Telefonat verursacht hatte, erwähnte sie lieber nicht. Als er die Sprechmuschel mit der Hand abgedeckt und ihr gesagt hatte, dass sie schon vorausgehen sollte, hatte sie den beunruhigenden Eindruck gehabt, er wollte nicht, dass sie das Gespräch mithörte.
Aber ihr Mann hatte die Fähigkeit, ihr all ihre Ängste zu nehmen, und die setzte er nun ein. »Was soll ich sagen?«, fragte er sie sanft. »Das ist doch typisch Cassidy. Sobald ich festgestellt hatte, dass nur wieder mal die Batterie leer war, weil sie wie üblich die Fahrertür nicht richtig zugemacht hatte, bot ich ihr an, ihr Starthilfe zu geben. Aber nein, auf einmal hatte sie es überhaupt nicht mehr eilig und erklärte, dass sie erst einmal frühstücken will.« Er strich Jessica über die Wange und sah ihr mit ernstem Gesicht in die Augen. »Wir wissen doch beide, dass sie nur Unfrieden stiften will.«
Und das, verdammt noch mal, bekam sie auch ganz gut hin, dachte Jessica unglücklich. Sie spürte förmlich, wie all ihre Selbstzweifel ihr hässliches Haupt erhoben. Sie atmete ein paar Mal tief durch, sie wollte nicht, dass sie die Oberhand gewannen. Sie hätte sich heute Morgen so gut gefühlt, als sie Lily bei der Vorbereitung des Frühstücks geholfen hatte, und dieses Gefühl wollte sie bewahren, weil es ihrem Selbstbewusstsein ausgesprochen förderlich war. Sie sah zu Christopher hoch und wechselte das Thema. »Lily sagte, sie könnte mir Kochen beibringen.«
»Wirklich? Und hast du Lust darauf?«
»Ja.« Sie lachte. »Ist das nicht albern?«
»Aber nein. Nicht, wenn du Spaß daran hast.« Er musterte sie. »Du magst sie, nicht wahr?«
»Ja, ich mag sie. Sie ist nett, und sie bringt mich zum Lachen.«
»Es gibt nicht viele, die das dieser Tage von sich behaupten können.« Das klang irgendwie bitter, aber bevor sie intensiver darüber nachdenken konnte, ob sie sich das vielleicht nur einbildete, fragte er: »Was meinst du, in welchem Verhältnis sie zu Taylor steht?«
Sie sah ihn überrascht an. »Sie sind ein Paar«, sagte sie spontan. Dann zögernd: »Meinst du nicht?«
»Hat sie das gesagt?«
»Äh, nein, aber du musst sie doch nur ansehen. Und ihn. Und dann liegt da so ein ... so ein Knistern in der Luft, wenn sie beide im selben Raum sind. Deshalb dachte ich —«
Christopher schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, Liebes. Was das Knistern angeht, gebe ich dir Recht, aber wenn ich mir überlege, wie er sie anschaut, habe ich nicht den Eindruck, dass sie schon miteinander im Bett waren. Außerdem siezen sie sich!«
Mit einem Schlag war Jessicas gute Laune verflogen. »Stimmt, das ist mir bis jetzt gar nicht aufgefallen«, sagte sie leise. Sie trat einen Schritt zurück, strich sich mit beiden Händen die Haare aus der Stirn und sah ihren Mann niedergeschlagen an. »Damit hätte ich mal wieder meine gute Menschenkenntnis und genaue Beobachtungsgabe unter Beweis gestellt.«
Mit zusammengezogenen Augenbrauen erwiderte Christopher ihren Blick. »Kann dir ihr Liebesleben nicht egal sein?«
Sie seufzte. »Doch, schon. Nur habe ich ihnen in meinem Übereifer zwei nebeneinander liegende Zimmer mit einem gemeinsamen Bad gegeben.«
Da er mit einer Abfuhr gerechnet hatte, dauerte es einen Moment, bis das, was sie gesagt hatte, zu ihm durchgedrungen war. »Was meinen Sie mit ›okay‹?«, fragte er und lehnte sich zurück, um Lily in die Augen sehen zu können. »›Okay‹ als Antwort auf meine Frage, ob ich mich schleichen soll, oder ›okay‹ wie ja?«
»›Okay‹ wie ja. Ich bin einfach ein neugieriger Mensch.« Aber in demselben Moment, in dem Lily frech das Kinn hob, fragte sie sich, was sie da eigentlich tat. Das alles war so furchtbar unklug, und sie versuchte, einen Rückzieher zu machen. »Vergessen Sie’s. Da habe ich wohl mal wieder, ohne nachzudenken, einfach drauflos geplappert. Es wäre schrecklich dumm, wenn –«
»Oh, nein, das haben Sie nicht«, knurrte er. »Sie haben ›okay‹ gesagt. Jetzt ist es zu spät, um Ihre Meinung zu ändern.« Er umfasste ihren Nacken mit einer Hand, zog sie von der Wand weg, senkte seinen Kopf und verschloss ihren Mund mit seinen Lippen.
Eine schier unbezwingbare Lust durchzuckte sie, wenn man bedachte, dass es nur ein zarter, fast scheuer Kuss war. Zachs Lippen waren leicht geöffnet und kosteten sanft ihren Mund, aber seine Zunge behielt er bei sich. Doch selbst ohne — Junge, der Typ konnte küssen! Seine Lippen spielten mit den ihren, und dann machten sie wahr, was sie versprachen. Sie strichen zart über ihren Mund ... dann nicht mehr ganz so zart ... dann noch ein wenig fordernder. Als sich sein Mund plötzlich um ihren schloss und leicht an ihren Lippen saugte, richtete sie sich unwillkürlich auf ihre Zehenspitzen auf. Sie legte ihre Arme um seinen Nacken, ihre Lippen verlangten nach mehr. Impulsiv fuhr sie mit der Zungenspitze über die feuchte Rundung seiner Oberlippe.
Zach gab einen undefinierbaren Laut von sich, sein Mund wurde verlangender, und er presste sie gegen die Wand. Er spreizte die Beine und ging in die Knie, bis er auf gleicher Höhe mit ihr war, dann fuhr er mit den Händen in ihre Haare und hielt ihren Kopf fest. Sein Kuss wurde verlangender, verlor jedoch nichts von seiner Keuschheit. Bis er sich schließlich nicht mehr zurückhalten konnte und sich seine heiße Zunge plötzlich zwischen ihren Zähnen hindurchschob, um ihren willigen Mund zu erkunden.
Lily hatte ein Gefühl, als hätte sie an eine Starkstromleitung gefasst — Zachs Zunge sandte einen Stromstoß durch ihren Körper, in ihre Nippel, ihre Fingerspitzen, ihre Zehen. Muskeln tief zwischen ihren Schenkeln verkrampften sich. Sie stöhnte und erwiderte seinen Kuss mit Leidenschaft, jagte seiner drängenden, forschenden Zunge mit der eigenen hinterher, bis beide zu einem feuchten, glühenden Tanz zusammenfanden.
Für einen Moment löste er sich von ihr und flüsterte einen Fluch, dann drehte er seinen Kopf und tauchte wieder in einen Kuss ein. Seine Finger verfingen sich kurz in ihren Haaren, lösten sich und streichelten an ihrem Hals entlang, über die Rundung ihrer Schultern und Achselhöhlen. Seine Handballen strichen leicht über Lilys Brüste, doch bevor die Luft, die sie scharf einsog, ihre Lungen erreichte, hatten seine kundigen Hände ihren Weg bereits bis zu ihrer schmalen Taille fortgesetzt, um sich gleich darauf fest um ihre vollen Hüften zu legen. Er hob sie unvermittelt hoch, als er sich wieder zu seiner vollen Größe aufrichtete.
Mit einem Ausruf des Erstaunens befreite sie ihren Mund und verstärkte den Griff um seinen Nacken. Aber Zach hatte offensichtlich nicht die Absicht, sie loszulassen, und im nächsten Augenblick schon presste seine harte Brust Lily gegen die nicht ganz so harte Wandtäfelung, ihre Füße schwebten über dem Boden, und wieder fing sein Mund ihre Lippen ein. Sie schlang ihre Beine um seine schmalen Hüften, um sich festzuhalten.
Tief aus seiner Kehle stieg ein zufriedener Laut auf, und seine Hände glitten weiter und schlossen sich um ihre runden Hinterbacken. Ohne von ihren Lippen zu lassen und sie damit fast um den Verstand zu bringen, schob er sie etwas höher über seine Hüften. Dann plötzlich traf die lodernde Stelle zwischen ihren Beinen auf seinen harten Penis. Sämtliche Nerven in Lilys Körper begannen zu vibrieren, und unwillkürlich drängte sich ihr Becken nach vorne, um die wunderbare Berührung zu verstärken.
Jede Zurückhaltung wich der Glut ihrer Leidenschaft.
Das Drängen von Zachs Mund wurde immer heftiger, und er presste ihren Kopf gegen die Wand, aber sie merkte es kaum. Das Einzige, was in diesem Moment wirklich in ihr Bewusstsein drang, waren der Geschmack seines Mundes, die Hitze seines Körpers und die Härte seines Schwanzes, der in einer wiegenden Bewegung gegen sie stieß und stieß und stieß.
Dann löste er seinen Mund ohne Vorwarnung von ihr, und ein heiserer Fluch entfuhr ihm, und im nächsten Augenblick fand sich Lily auf ihren Füßen stehend wieder. Sie blinzelte wie ein Maulwurf, der plötzlich ans Licht gezogen worden war, lehnte sich mit zitternden Knien gegen die Wand und sah zu ihm auf. »Zach?«
Dann hörte auch sie, was seine schärferen Ohren offensichtlich schon vorher vernommen hatten. Schritte kamen schnell die Treppe hoch. Sie strich sich das Haar zurück und fuhr sich nervös mit den Händen über die Hüften, um ihren Pullover glatt zu streichen. Gleich darauf kam Jessicas zickige Schwester in ihr Blickfeld.
»Ach, hier sind Sie« sagte Cassidy atemlos. »Der Entführer hat gerade angerufen.«