Читать книгу Zirkus Zauberhaft - Claudia Gürtler - Страница 15
Gregor unter dem Apfelbaum
Оглавление„Es sieht ganz so aus, als könne ein über alles geliebter, verwöhnter Sohn sein Geburtstagsfest nicht geniessen“, bemerkte Herr Schröder sarkastisch. „Hat er nicht alles, was man sich wünschen kann, ein sicheres Elternhaus, treusorgende Eltern, die Aussicht auf eine gute Ausbildung und einen noch besseren Beruf? Nun ja, vielleicht langweilt er sich manchmal ein bisschen an seinem Schreibtisch, in der Bibliothek, im nach botanischen Grundsätzen angelegten Garten. Vielleicht sieht er manchmal nicht ein, dass er weder Geschwister noch lärmende Spielkameraden braucht, vielleicht weiss er nicht, dass sie ihn nur von Wesentlichem abhalten würden.“
„Es muss nicht gespielt werden“, warf Frau Schröder ein. „Spielen ist Zeitverschwendung. Spielen ist unnötig.“
„Danke, meine Liebe“, sagte Herr Schröder. Er belohnte seine Frau mit dem Anflug eines Lächelns.
„Ein Leben in Sicherheit und Luxus, das konzentriertes Lernen und Arbeiten möglich macht, wiegt alles andere auf“, behauptete Herr Schröder.
Wut begann in Gregor zu brodeln.
„Es wiegt nichts auf, gar nichts“, bemerkte der Junge düster.
„Du vergisst dich, mein Sohn“, empörte sich seine Mutter.
„Ich möchte, dass du den Morgen in der Bibliothek verbringst und darüber nachdenkst, was du gerade gesagt hast“, verlangte sein Vater.
„Was ist mit Träumen, Träumen, wie sie mein Grossvater träumt?“, fragte Gregor mutig.
„Lass das Träumen und denk über Pläne für deine Zukunft nach“, verlangte der Vater. „Die Zeit drängt, du bist eben sechzehn geworden! Warum sagst du uns nicht endlich, für welchen Beruf du dich entscheidest?!“
„Ich bitte darum, unter dem Apfelbaum im Garten nachdenken zu dürfen“, sagte Gregor wohlerzogen.
„Unter dem Apfelbaum, lateinisch ‚Malus‘, nun ja, warum nicht, es ist dein Geburtstag.“
Frau Schröder öffnete den Mund, um zu protestieren, aber ihr Mann schnitt ihr das Wort ab: „Die Idee, sich im Winter unter einen kahlen Apfelbaum zu setzen, ist völlig verrückt, aber wahrscheinlich beeilt er sich mit dem Nachdenken, wenn er ordentlich friert.“