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Maika und ein Junge als Geschenk
ОглавлениеGruyères, Sylvester 1917/18
Viel Zeit war vergangen, und immer Anfang November hatte Gregor zum Geburtstag ein Geschenk erhalten. Nun war er schon fünfzehn, und auf dem zerknitterten Zettel, der um das linke Vorderbein eines schwarzen Pferchens gewickelt war stand „Wer den Mut hat zu galoppieren muss nicht auf der Stelle treten.“
Gregor hatte sich nie gefragt, wer die Geschenke brachte und sie im Schneetreiben auf den Fenstersims legte. So lange er zurückdenken konnte, hatte es an seinem Geburtstag geschneit und die kleinen Zirkusgaben trugen eine hübsche, kalte Verzierung aus Schneekristallen.
„Er hat sich nie gefragt“, sagte Maika. „Er hat sich nie gefragt, wer es ist, der ihm Geschenke bringt.“ Sie lächelte und dachte voller Zärtlichkeit an den Jungen, dem sie Jahr für Jahr ein paar Glücksmomente bescherte.
„Er hat sich nie gefragt“, bestätigte Nonno Louis, „und das ist gut so, meinst du nicht?“
Maika wiegte nachdenklich den Kopf.
„Lange war es gut so“, sagte sie, „aber ich frage mich, ob es auch heute noch gut ist. Nun ist er schon fünfzehn! Sollte er nicht langsam erfahren, dass ….“
„Nächstes Jahr“, sagte Louis schnell. „Nächstes Jahr werde ich mich alt genug fühlen, um mir einen Nachfolger zu wünschen. Und Gregor wird im nächsten Jahr das genau richtige Alter haben. Mit sechzehn ist man alt genug.“
„Alt genug, um …“, begann Maika, aber Louis legte ihr rasch und bestimmt die Hand auf den Mund.
„Alles passt zusammen wie eine Nussschalenhälfte auf die andere.“
Er zog eine Walnuss aus der Tasche und rüttelte an den beiden Hälften, bis sie sich voneinander lösten. Maika sah lächelnd zu. So war er, der Nonno, sanft, aber bestimmt, und was immer er wollte, erreichte er.
Sachte bewegte er nun auch die frische Nuss hin und her, auf und ab, bis sie sich aus der Schale löste. Er brach sie in zwei Hälften, entfernte die hölzerne Trennhaut und reichte Maika die eine Hälfte, während er sich die andere in die Backe schob.
„Nächstes Jahr“, versprach er kauend, „nächstes Jahr ganz bestimmt.“
Er warf Maika einen verschwörerischen Blick zu und sie freute sich still. Wie gut, dass sie sich einig waren. Nächstes Jahr also, nächstes Jahr ganz bestimmt.