Читать книгу Gestrandet in der Unendlichkeit: Paket 15 Science Fiction Abenteuer - Conrad Shepherd - Страница 15
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ОглавлениеDie Sprechanlage gab Signal. Der König meldete sich.
Es war der Leibwächter, den er los geschickt hatte. Aber er sagte kein Wort, sondern schickte ein Bild, das als Projektion über der Anlage schwebte:
Die schrecklich verstümmelte Leiche von Großmutter Schira!
Der König wusste sofort, dass nur sie es sein konnte. Wer sonst? Obwohl es nicht mehr erkennbar war. Als habe ein Raubtier sie regelrecht zerfleischt. Sie musste einen qualvollen Tod gestorben sein.
„Der Mörder hat wieder zugeschlagen!“, stammelte Adjutant Prolem Zumal.
„Heuchler!“, warf ihm der König daraufhin mit scharfer Stimme vor. „Wer hätte denn ein Interesse daran gehabt, den wichtigsten Zeugen zu töten? Na? Und dann auch noch auf eine Art und Weise, die keinerlei Rückschlüsse auf den wahren Täter zulässt?“
„Aber Eure Majestät, Ihr glaubt doch nicht wirklich, dass ich…?“
„Aha, Prolem Zumal, jetzt wieder die offizielle Anrede?“, sagte der König süffisant. „Wie wundersam, jetzt, wo die wichtigste Zeugin nicht mehr aussagen kann. Sie war bei mir, um anschließend regelrecht abgeschlachtet zu werden. Also, wenn es noch eines Beweises bedurft hätte…“
Der König gab dem verbliebenen Leibwächter einen Wink. Dieser trat mit grimmigem Gesichtsausdruck vor und zog gleichzeitig seine Waffe.
Adjutant Prolem Zumal war schneller. Die eigene Waffe lag plötzlich wie hingezaubert in seiner Hand. Er schoss sofort.
Der Leibwächter sank tödlich getroffen in sich zusammen. Die Hochgeschwindigkeitsnadel hatte seine linke Brustseite regelrecht aufplatzen lassen. Zwar war sie nicht tief eingedrungen, aber die Aufprallenergie hatte genügt, das Herz zum Stillstand zu bringen. Bei dieser hohen Geschwindigkeit hatte das Gewebe keine Chance, die Nadel eindringen zu lassen.
Auch die Hand des Königs flog jetzt an seine Waffe, doch ein herrisches…
„Stopp!“
…ließ die Hand auf halbem Weg verharren.
Adjutant Prolem Zumal wuchs regelrecht aus seinem Sessel empor, mit drohender Waffe.
„Wenn ich dich jetzt erschieße, werde ich nicht weit kommen!“, stellte er nüchtern fest. „Aber ich lasse mich auch nicht als Sündenbock missbrauchen. Zumal meine Festnahme nichts nutzen würde. Ich hätte keine Chance mehr, mich gegen diesen wahnsinnigen Mörder zur Wehr zu setzen – und auch du wärst endgültig schutzlos. Weil du ja glauben würdest, die Gefahr bereits beseitigt zu haben.“
„Sag, was du willst, ich werde dir nicht mehr glauben können, nachdem du nicht nur Großmutter Schira hast umbringen lassen, sondern auch noch meinen treuesten Leibwächter erschossen hast.“
„Mir blieb nichts anderes übrig, Feisal Allamon. Nicht ich trage Schuld an seinem Tod, sondern du selber. Ich habe ja keine Ahnung, was Großmutter Schira dir vor ihrem Tod gesagt hat. Vielleicht stand sie unter Zwang? Vielleicht hat der Mörder sie dazu gezwungen?“
„Um sie danach doch noch umzubringen? Das glaubst du doch wohl nicht selber.“
„Egal, was auch immer: Ich weise nur noch einmal darauf hin, wie wichtig ich für dich bin. Nicht nur für dich, sondern auch für das Kartell. Wenn du mich erledigst, zerstörst du die Präsenz auf Alpha Epsilon.“
„Niemand ist unersetzbar!“, belehrte der König ihn. „Und was willst du jetzt tun? Egal, ob du mich nun erschießt oder nicht: Du wirst nicht weit kommen. Es war völlig unnötig, meinen Leibwächter umzubringen. Es wird dir auch nicht den erwünschten Vorsprung verschaffen. Sobald du diesen Raum hier verlässt, wird der halbe Planet nach dir fahnden. Wie weit wirst du wohl kommen? Vielleicht noch nicht einmal an meiner Wachmannschaft vorbei, um den Palast zu verlassen?“
„Sie werden mir nichts tun!“, blieb der Adjutant zuversichtlich. „Solange ich dich am Leben lasse heißt das. Deshalb wirst du mich jetzt begleiten müssen, du falscher König. Und du unterschätzt meine Möglichkeiten, wenn du meinst, ich sei jetzt schon so gut wie erledigt. Ich habe hier in den letzten Jahren mehr und mehr die Macht ausgeübt. Du hast für alles nur deinen Namen hergegeben. Über das Meiste bist du noch nicht einmal informiert. Nicht weil ich es dir absichtlich vorenthalten hätte, aber es hat dich ganz einfach nicht mehr interessiert. Dir waren deine Partys und deine Orgien wichtiger geworden als die Machtausübung über Alpha Epsilon. Du bist zu einem dekadenten Arschloch geworden.“
„Jetzt zeigst du endlich dein wahres Gesicht!“, behauptete der König.
„So, tu ich das? Also mal ehrlich, wer ist denn so dumm, anzunehmen, ich würde eine tödliche Verschwörung gegen dich planen, um mir dabei selber zu schaden? Es lief doch bestens die ganze Zeit über. Ich hatte freie Hand und war der eigentliche Herrscher. Ohne dafür gerade stehen zu müssen. Wäre etwas schief gegangen, hätte man dir die Schuld geben. Geht es noch besser?“
Auch das konnte den König nicht überzeugen. Er griff jetzt trotz der drohenden Waffe doch noch nach seinem eigenen Nadler.
Adjutant Prolem Zumal machte zwei schnelle Schritte und schlug auf ihn ein.
Der Hieb traf Feisal Allamon am Kopf und machte ihn benommen. Lange genug, damit Prolem Zumal ihm die Waffe entreißen konnte, ehe sie ihm gefährlich wurde.
„Schon wieder hast du mich unterschätzt, mein Lieber!“, meinte Zumal anzüglich. Er zerrte den König aus dessen Sessel. „Und jetzt mitkommen. Ich brauche dich als menschlichen Schutzschild.“
„Es wird dir nichts nutzen. Glaube mir, Prolem!“, versuchte es der König ein letzte Mal, aber Zumal hörte nicht. Er stieß seinen König vor sich her zur Tür.
Diese wurde im selben Moment aufgestoßen. Der zweite Leibwächter. Er sah sofort, was hier geschehen war, und sprang zurück in Deckung.
Es war ein Fehler gewesen, den Audienzraum nicht überwachen zu lassen. Eine Erkenntnis, die dem König zu spät kam. Er war jetzt die Geisel seines ehemaligen Adjutanten, des Mannes, dem er bisher blind hatte vertrauen können.
Und er zweifelte keine Sekunde mehr daran, dass sein ehemaliger Adjutant tatsächlich ein solches Komplott gegen ihn geplant hatte.
Den kleinen, blauäugigen Jungen draußen sah er nicht. Ihn sah niemand, wenn er es nicht wollte. Das hatte er gelernt. Seine Tarnung war perfekt.
Momentan überlegte er noch, ob er die beiden Kontrahenten als Avatare übernehmen sollte. Aber dann entschied er sich dagegen. Denn dann hätte er beide Originale umbringen müssen.
Nicht dass sie ihm leid getan hätten, aber es wäre inzwischen äußerst schwierig geworden, ihre Leichen verschwinden zu lassen, denn jetzt befand sich der gesamte Palast im Aufruhr.
Der Gang vor dem Audienzsaal wurde nämlich durchaus bewacht, und jemand hatte angesichts der Geiselnahme des Königs durch seinen eigenen Vertrauten den Alarm ausgelöst.