Читать книгу Gestrandet in der Unendlichkeit: Paket 15 Science Fiction Abenteuer - Conrad Shepherd - Страница 16

8

Оглавление

Der Leibwächter im Gang vor dem Audienzsaal hob die Arme, als Zumal seine Geisel auf ihn zu trieb.

„Ho, ho, ho!“, rief er. „Nur mal langsam. Es nutzt dir nichts, wenn du noch mehr Blut vergießt. Außerdem bin ich unbewaffnet.“

„Meine Rede!“, keuchte der König und betastete seine Kopfwunde. Ein wenig Blut sickerte daraus, aber für ihn war das anscheinend eine so schwere Verletzung, dass er jetzt laut aufstöhnte. Er fügte hinzu: „Nichts unternehmen. Prolem Zumal ist verrückt geworden. Es hat ihm nicht genügt, die zweite Geige zu spielen. Er will das Ganze.“

„Blödsinn!“, konterte dieser verkniffen. „Aber du bist zu blöd, um das zu erkennen. Für die ganze Situation bist allein du verantwortlich, während der Mörder hier noch frei herumläuft.“

„Der Mörder von Großmutter Schira?“, mischte sich der Leibwächter vorsichtig ein. „Aber das war kein Mensch. Sie wurde von einem großen Tier zerfleischt. Die Spuren sind eindeutig.“

„Aber siehst du irgendwo hier im Palast ein großes Raubtier herumlaufen, das wahllos Menschen zerfleischt?“, widersprach ihm Prolem Zumal. „Was seid ihr alle für Idioten. Kein Wunder, dass ich die ganze Zeit über die Geschäfte übernehmen musste. Sonst wäre überhaupt nichts mehr gelaufen. Und wenn ihr mich erledigt, ist sowieso alles vorbei. Selbst wenn der eine oder andere das dadurch entstehende Chaos überstehen sollte: Wahrscheinlich wird sich Großmogul Tscholu Fandamino höchst persönlich um den kläglichen Rest kümmern. Falls nicht vorher schon die Raumflotte von Axarabor auftaucht.“

„Ach, jetzt verstehe ich endgültig“, rief der König. „An diese wolltest du uns verraten? Und was hätte es dir gebracht? Straffreiheit oder so etwas?“

„Quatsch, alles war gut. Bis du wahnsinnig geworden bist. Durch Großmutter Schira oder was? Nicht schade, dass sie jetzt tot ist. Wie auch immer. Und jetzt vorwärts mit dir, und sorge ja dafür, dass wir freies Geleit bekommen!“

„Du hast es gehört!“, wandte sich der König jetzt an seinen Leibwächter.

Die Angst war deutlich in sein Gesicht geschrieben. Er hatte endgültig erkannt, dass es wohl keinen Ausweg mehr gab. Auch wenn Prolem Zumal dadurch vielleicht doch noch aus dem Palast entkommen würde. Aber er wollte nicht durch seine Hand sterben.

„Was wird danach geschehen?“, erkundigte er sich bang, während Prolem Zumal ihn den Gang entlang trieb. Dabei hatte Prolem Zumal auch ein Auge auf den Leibwächter, der jedoch keinerlei Anstalten machte, ihn anzugreifen. Er stand einfach nur da, mit erhobenen Armen, und schaute ihnen hinterher.

Irgendwie machte das Prolem Zumal misstrauisch. Der eine Leibwächter hatte sein Leben geopfert. Quasi. Und der andere Leibwächter ließ es einfach so zu, dass sein König als Geisel abgeführt wurde?

Prolem Zumal schaute wieder nach vorn. Lauerte da bereits eine Falle für ihn?

„Noch einmal, Feisal Allamon: Sage deinen Leuten, sie sollen sich zurückhalten.“ Er erhob seine Stimme: „Mein Finger ist am Abzug. Wer auch immer auf mich schießt, muss damit rechnen, dass meine Waffe dabei los geht. Du weißt, was eine Hochgeschwindigkeitsnadel mit deinem Kopf anstellen wird auf Nulldistanz.“

Der König fing prompt an zu bibbern. Klar hatte er ebenfalls mit einer Falle für seinen Entführer gerechnet und dabei gehofft, alles würde gut gehen. Danach sah es für ihn jetzt allerdings nicht mehr aus.

„Alle ziehen sich zurück!“, schrie er panikerfüllt. „Hört ihr? Keine Experimente. Lasst Prolem Zumal ziehen. Lasst ihn entkommen. Er wird es nicht schaffen, den Planeten zu verlassen. Und was kann er schon allein ausrichten?“

„Nein, allein nicht, aber wenn du mich schon als Verschwörer ansiehst, ja, sogar als obersten Kopf einer Verschwörung… Wieso kommst du dann nicht auch auf die Idee, dass ich hier im Palast Verbündete habe?“

„Jetzt gibst du es tatsächlich zu, Prolem Zumal?“

„Ich gebe gar nichts zu. Ich bitte dich nur, dies zu bedenken, damit du endlich vorsichtiger wirst. Hier ist irgendwo ein wahnsinniger Mörder, der wie ein Raubtier Menschen zerfleischt. Meinst du denn, das hätte ich selber getan oder was?“

„Ach, ich verstehe. Du rechnest tatsächlich damit, dass deine Verbündeten dir zu Hilfe eilen. Sollen sie doch. Meine loyalen Palastwachen sind auf jeden Fall in der Mehrheit.“

Sie bogen um die nächste Gangbiegung. Niemand war hier zu sehen. Hatte hier die Falle gelauert? In welcher Form? Es gab jedenfalls keine mehr.

Ex-Adjutant Prolem Zumal kannte den direkten Weg zum Haupteingang, doch genau diesen mied er. Er wählte stattdessen einen der Nebenausgänge. Aus gutem Grund, wie er seiner Geisel zu zischte:

„Ich bin zwar nicht der Verschwörer, für den du mich hältst, mein König, aber natürlich habe ich immer damit rechnen müssen, dass du dich irgendwann gegen mich wenden würdest. Klar, mein Job ist begehrt. Es gibt genügend allein schon hier im Palast, die gern meinen Platz einnehmen würden. Nicht deinen, aber meinen. Weil ich die Macht hatte, während du nur noch die Galionsfigur warst.“

„Was willst du mir damit sagen?“

„Ich will dir damit sagen, dass immer die Gefahr bestand für mich, von einem Neider denunziert zu werden, damit du dich gegen mich wendest, und dass ich allein schon aus diesem Grund einen Plan B habe – schon länger sogar. Und genau diesen werde ich nun aus dem Hut zaubern.

Na, wie gefällt dir das, werter König?“

„Überhaupt nicht!“

„Macht nichts. Ich werde dich sowieso nicht umbringen. Das hatte ich nie vor. Warum sollte ich auch? Du wirst überleben müssen, damit du die Scherben selber aufsammeln kannst, die du verursacht hast. Während ich untertauche. Und nun rate mal, wer von der Kartell-Führung für das ganze Debakel letztlich zur Rechenschaft gezogen wird? Na? Was würde es mir nutzen, wärst du tot? Richtig: Gar nichts!“

„Du glaubst tatsächlich, von hier fliehen zu können?“

„Ja, natürlich kann ich es das. Nicht vom Planeten, nein, da gebe ich dir recht. Aber das will und muss ich gar nicht. Es wird kommen wie es kommen muss. Durch mein Verschwinden wird ein Machtvakuum entstehen, das du nicht mehr in der Lage bist auszufüllen. Deine Leute werden ihre Loyalität verlieren. Nicht sofort, aber nach und nach. Es wird Machtkämpfe geben innerhalb des Kartells hier auf Alpha Epsilon. Und ich werde mir das in aller Ruhe aus der Ferne ansehen.“

Die letzte Gangbiegung. Von dort aus ging es schnurstracks zu einem der Seiteneingänge.

Es sollte so aussehen, als wollte der ehemalige Adjutant mit seiner Geisel dort hinaus fliehen. Zusätzlich befahl er seiner Geisel, noch einmal ausdrücklich seine Palastwache zu warnen. Außerdem sollte der Bereich draußen vor dem Seitenausgang frei gehalten werden.

Doch bevor er den Ausgang erreichte, schoss er blitzschnell auf die Kameras im Gang, um die Überwachung zu unterbinden. Dann stieß er seine Geisel in eine Art Besenkammer.

Darin befanden sich zwar nicht gerade Besen, aber sie war ziemlich klein. Zu klein, um sich darin aufzuhalten.

Doch dies war auch gar nicht nötig, weil Prolem Zumal eine Geheimtür öffnete und seine Geisel hindurch stieß.

„Was – was ist das?“, wunderte sich der König, der überdeutlich erkennen musste, wie wenig er sich in seinem eigenen Palast auskannte.

„Den Geheimgang gab es schon vorher, bevor wir vom Kartell den Palast übernommen haben. Ich habe persönlich jeden umgelegt, der davon wusste. Also blieb nur ein einziger Eingeweihter übrig: Ich!“

„Und das ist dein Plan B, nachdem dein Komplott gescheitert ist?“

„Du bist wirklich zu blöd, um es noch einmal zu wiederholen, falscher König: Es hat nie ein Komplott gegeben. Das gibt es nur in deinem kranken Hirn. Aber ich habe dir von Anfang an nur so viel getraut wie ich dich sehen konnte. Zu Recht, wie man heute sieht.“

Der Durchgang schloss sich hinter ihnen. Tiefe Dunkelheit umgab sie.

Zumal stieß den falschen König weiter.

„Vorsicht, Stufen! Es geht eine steile Treppe hinunter.“

„Ich – ich sehe überhaupt nichts!“, gestand der König bibbernd.

„Macht nichts. Für mich ist es hier wie am hellen Tag. Ich trage spezielle Kontaktlinsen, die mir das ermöglichen.“

„Dann bist du tatsächlich auf diesen Moment bestens vorbereitet?“

„Sage ich doch die ganze Zeit schon.“

„Du hättest mich frei lassen können!“

„Hätte ich, aber dann hätte man mich wesentlich konsequenter verfolgt, nicht wahr? Und man wird natürlich den geheimen Durchgang finden. Vielleicht schon in ein paar Minuten? Jedenfalls werden alle wissen, dass ich nicht den Palast verlassen habe mit dir. Zumindest nicht durch den offiziellen Seiteneingang.“

„Wohin geht es hier?“

Prolem Zumal blieb ihm diesmal die Antwort schuldig.

Immer wieder kam der König ins Stolpern auf der Treppe, die gar nicht mehr enden wollte. Die Dunkelheit bereitete ihm zusätzliche Angst.

Enttäuscht schüttelte Prolem Zumal den Kopf.

„Du bist ja noch dekadenter geworden als ich ohnehin schon angenommen habe. Als ich dein Adjutant wurde, habe ich dich insgeheim sogar bewundert. Du warst ein würdiger Führer innerhalb des Kartells. Für mich warst du sogar der Größte, direkt nach Fandamino, dem Großmogul. Nun sieh dir an, was aus dir geworden ist…“

Der König sagte nichts mehr. Er weinte nur noch, denn das Versprechen, dass Zumal ihn nicht töten würde, glaubte er längst nicht mehr.

Gestrandet in der Unendlichkeit: Paket 15 Science Fiction Abenteuer

Подняться наверх