Читать книгу Gestrandet in der Unendlichkeit: Paket 15 Science Fiction Abenteuer - Conrad Shepherd - Страница 21
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ОглавлениеJeder Schuss ein Treffer. Ein guter Schütze wie Prolem Zumal konnte ein Ziel, das so nah war, unmöglich verfehlen.
Tödlich getroffen sank der König zu Boden.
Aber es lief ab wie bei Großmutter Schira: Nicht nur der Körper verschwand allmählich im Nichts, sondern auch das viele Blut, das er sterbend vergossen hatte.
Fassungslos stierte Prolem Zumal auf den blanken Boden. Es war nicht das erste Mal in letzter Zeit, dass er an seinem Verstand zweifelte, aber es war das schlimmste Mal.
Gehetzt schaute er umher. Er fühlte sich auf einmal von tausend Augen beobachtet.
Hier unten hatte er sich in die Abgeschiedenheit flüchten wollen, wohl wissend, dass niemandem gelingen konnte, gewaltsam zu ihm vorzudringen. Sie konnten ihn weder aushungern noch sonst wie zur Aufgabe zwingen. In aller Ruhe wollte er abwarten, bis sie alle ihre Bemühungen endlich einstellten, weil sie ohnedies nichts brachten. Um anschießend zuzusehen, wie allmählich die Macht über Alpha Epsilon bröckelte.
Bis eines Tages dann Großmogul Tscholu Fandamino persönlich auftauchen würde, um dem Treiben ein Ende zu setzen. An dem König würde er ein Exempel statuieren. Ganz gewiss. Und wenn dann alles vorbei war, konnte Prolem Zumal sein selbstgewähltes Gefängnis verlassen und persönlich wieder in Erscheinung treten.
Soweit zumindest der Plan. Aber was ging hier wirklich vor?
„Glaubst du tatsächlich, das sei ein guter Plan?“, hörte er die Stimme des Königs hinter sich.
Prolem Zumal wirbelte halb um die eigene Achse.
Der König stand da, völlig unversehrt wie es schien, und hatte beide Hände erhoben.
„Vorsicht, nicht wieder gleich schießen! Denke daran, dass du deine Munition vielleicht irgendwann nutzbringender verwenden kannst. Wenn du mich hier andauernd tötest, bringt das nichts. Ich komme trotzdem immer wieder. Es geht nur unnötig Zeit verloren, glaube mir. Und ich bin schließlich zu dir gekommen, weil ich das Gespräch suche.“
„Das Gespräch? Mit mir? Du bist nicht wirklich der König. Der ist abgehauen, rechtzeitig. Ich habe ihn fliehen lassen. Keine Ahnung, was er jetzt dort oben macht. Wahrscheinlich überwacht er die Maßnahmen, zu mir durchzukommen. Da kann er lange überwachen. Ich…“
„Ja, ja!“, unterbrach ihn das Königs-Double. „Das haben jetzt alle begriffen. Könnten wir jetzt bitte wieder auf deinen so großartigen Plan zurückkommen?“
Prolem Zumal ging nicht auf die Frage ein. Er legte lauernd den Kopf schief.
„Wer bist du eigentlich? Der Mörder, der alle von uns umbringen will?“
„Nein und ja zugleich – gewissermaßen. Ja, ich habe den einen oder anderen getötet. Zum Beispiel auch Großmutter Schira. Du weißt selber, wie sehr sie den Tod sowieso längst verdient hatte. Aber ich bin jetzt nicht zu dir gekommen, um dich auch noch zu töten. Zumindest vorerst nicht.“
„Weil du meinen Plan erfahren willst?“
„Nein, auch nicht deshalb, weil ich den ja inzwischen wirklich zur Genüge kenne. Es geht mir dabei um etwas ganz anderes.“
„Und worum?“
Zögernd steckte Prolem Zumal die Waffe weg. Dieses Königs-Double hatte recht: Es nutzte nichts, es immer wieder zu töten. Wie auch immer das überhaupt möglich war: Er musste sich mit der Situation abfinden.
Oder war er nicht doch inzwischen völlig wahnsinnig geworden und bildete sich Dinge ein, die gar nicht wirklich existierten?
„Oh doch, ich existiere durchaus!“, widersprach das Double diesen Gedanken.
Prolem Zumal erschrak.
„Kannst du etwa… meine Gedanken lesen?“
„Natürlich kann ich das. Problemlos. Und nicht nur das: Ich kenne all deine Erinnerungen, auch diejenigen, von denen du selber nichts mehr weißt, weil du nichts mehr davon wissen willst. Ich weiß deshalb, was für ein Abschaum du in Wirklichkeit bist. Obwohl es mich nicht überrascht, denn alle Mitglieder des Adakoni-Kartells sind übelster Abschaum.“
„Du musst es ja wissen.“
„Und ob, Prolem Zumal, wie du dich nennst. Klingt auch nicht besser als dein wahrer Name, den du vor aller Welt verheimlichst.“
Prolem Zumal hatte alle Mühe, um seine Beherrschung zu ringen. Er glaubte dem Double auf einmal jedes Wort.
„Wer bist du wirklich? Also, wer steckt hinter dieser Erscheinung?“
„Das weiß niemand – und auch du wirst es niemals erfahren. Obwohl es dir sowieso nichts nutzen würde. Trotzdem: Ich habe gelernt, besonders vorsichtig zu sein. Vielleicht sogar übervorsichtig? Nun, besser ist es auf jeden Fall. Ich habe ja alle Zeit des Universums, wie es aussieht.“
„Alle Zeit des Universums?“, wunderte sich Prolem Zumal.
„Nun, vielleicht bin ich so etwas wie unsterblich? Was natürlich nicht heißen soll, dass ich unverletzbar bin. Und dennoch werde ich dir meine wahre Identität nicht verraten. Jeder, der sie kennengelernt hat, musste sterben, falls er nicht arglos blieb. Nicht weil ich wirklich ein Mörder bin. Ich bin eher so etwas wie ein gnadenloser Rächer. Dabei geht es mir weniger um den einzelnen Adakoni, sondern es geht mir vor allem um das Ganze.“
„Du willst tatsächlich das Adakoni-Kartell zerschlagen?“
Prolem Zumal lachte humorlos.
Das Double des Königs winkte ab:
„Ja, du hast recht, klingt irgendwie albern. Wie ja schon das Beispiel Raumflotte von Axarabor zeigt. Als sie euer Imperium halbierten, trafen sie auf kaum Widerstand. Irgendwie waren alle führenden Kartellmitglieder rechtzeitig geflohen. Als wären sie gewarnt worden.
So richtig begriffen habe ich das leider immer noch nicht. Ich weiß nur, dass sich der Abschaum von den befreiten Welten auf die noch unterdrückten Welten verteilt hat. Außerdem sind Kommandotrupps unterwegs, um neue Welten zu unterdrücken. Ihr seid wie Ungeziefer, das man nicht völlig ausrotten kann. Wenn man ein Nest beseitigt, entstehen an anderer Stelle gleich zwei neue.“
Prolem Zumal lachte abermals.
„Und da willst du als Einzelperson wirklich den Sieg erringen, wenn es noch nicht einmal die Raumflotte von Axarabor geschafft hat?“
„Nun, sagen wir mal so: Es wird mir unmöglich völlig gelingen, was allerdings nicht heißen soll, dass ich mit meinem Rachefeldzug aufhöre. Auch wenn noch so viele Nester nachwachsen: Jedes einzelne Nest ist es wert, ausgelöscht zu werden. Wie zum Beispiel hier auf Alpha Epsilon. Die Bevölkerung wird nichts von mir erfahren, aber sie werden für ihre neue Freiheit dankbar sein, glaube mir.“
„Dann mal viel Erfolg!“
„Kommen wir zurück zu deinem Plan“, schlug das Double des Königs vor, ohne auf die süffisante Bemerkung des ehemaligen Adjutanten einzugehen. „Glaubst du denn wirklich, dass der Großmogul persönlich hier auftauchen wird?“
„Davon bin ich sogar überzeugt.“
„Aber dein Plan sieht vor, dass zunächst einmal die Macht hier bröckeln wird. Vielleicht sogar so sehr, dass die Bevölkerung eine Möglichkeit darin sieht, sich zu erheben.“
„So ist es!“
„Aber ich will mich nicht so lange hier aufhalten.“
„Ich dachte, du hättest alle Zeit des Universums – als Unsterblicher?“
„Trotzdem. Ich denke an die anderen Welten, die noch befreit werden müssen, und an die vielen Menschen auf diesen Welten, die unter eurem Joch schrecklich leiden müssen.“
„Der Rächer und Befreier der Welten! Aha!“
„Glaubst du wirklich, solche Bemerkungen verbessern deine Situation?“
„Nein, das zwar nicht, aber sie machen sie erträglicher.“
„Nun gut, ich überlege gerade, wie ich weiter vorgehen soll. Da eröffnen sich mir sozusagen gleich mehrere Optionen.“
„Die wären?“
„Vielleicht sollte ich zunächst einmal dafür sorgen, dass du hier deine Ruhe bekommst?“
„Willst du denn die Palastwache dort draußen verjagen oder was?“
„Nicht ganz, Prolem Zumal. Es würde doch eigentlich reichen, dich oben erscheinen zu lassen. Nicht in echt natürlich. Diesen Part würde dann ich selber übernehmen. Ich wäre dann wie du und würde mich gefangen nehmen lassen.“
„Hast du denn eine Ahnung davon, was Feisal Allamon mit dir anstellen würde?“
„Nicht mit mir direkt, sondern mit dem entsprechenden Avatar. Wenn ich nicht will, werde ich auch die Folterqualen nicht spüren. Zumindest wären der König und seine Vasallen abgelenkt von der Bunkeranlage.“
„Das würdest du wirklich für mich tun? Aber was wäre der Vorteil für dich dann?“
„Ich sagte ja nicht, dass ich das wirklich durchführen will. Ich spreche ja zunächst nur die Möglichkeiten an.“
„Aha? Und welche Optionen schweben dir sonst noch so vor?“
„Den König beseitigen und als dieser dort oben herumlaufen. Deshalb bin ich dir ja auch hier als König erschienen. Gewissermaßen, um Übung zu kriegen. Glaubst du, dass ich überzeugend wäre?“
„Keine Ahnung.“
Der Avatar lachte jetzt erheitert.
„War nur als Scherz gedacht, Prolem Zumal, denn ich kenne nicht nur deine Erinnerungen vollständig, sondern natürlich auch die des selbsternannten Königs. Es ist wirklich schlimm, wie sehr er in den vergangenen Jahren nachgelassen hat. Ein dekadenter Nichtstuer. Du musstest die ganze Arbeit erledigen, stets bemüht, nicht zu sehr in den Vordergrund zu geraten, denn das hätte er dir nie verziehen.“
„Also gut: Du wärst überzeugend. Nun zufrieden? Aber was wäre dabei dein Vorteil?“
„Richtig, es geht ja darum, den Großmogul hierher zu locken. So schnell wie möglich. Wie könnte das am besten passieren? Wenn ich jetzt dich dort oben spiele, lenke ich lediglich alle Aufmerksamkeit ab vom Bunkersystem. Für den Großmogul wohl kaum ein Grund, hier aufzutauchen.“
„Jetzt beginne ich zu verstehen: Du willst sozusagen der Schlange den Kopf abschlagen! Du meinst, wenn du den Großmogul erledigst, dann ist auch das Kartell am Ende. Soll ich dir dazu etwas sagen?“
„Es ist mir bereits bekannt, weil ich deine Gedanken und deine Erinnerungen kenne. Schon vergessen? Klar, das Kartell hat auch schon vor Großmogul Tscholu Fandamino bestanden, aber es wäre trotzdem interessant zu erfahren, was ohne ihn wäre.
Er ist eine ziemlich geheimnisvolle Person, wenn ich das richtig sehe. Niemand weiß wirklich, wie er aussieht. Selbst diejenigen, die ihm begegnet sind, widersprechen sich dabei. Eine so interessante Figur wäre es wahrlich wert, kennenzulernen.“
„Und umzubringen?“
„Natürlich? Was sonst?“
„Auch wenn du meine Gedanken kennst, will ich dir trotzdem einen Vorschlag machen: Übernehme erst meine Rolle dort oben. Das wird erst einmal Ruhe in den Palast bringen. Aber dann solltest du meine vorgebliche Hinrichtung so gestalten, dass du meine Person als den absoluten Sündenbock hinstellst. Das musst du dermaßen überzeugend gestalten, dass vielleicht gerade deswegen der Großmogul angelockt wird.“
Der Königs-Avatar lächelte mild.
„Netter Versuch, Prolem Zumal, aber ich habe mich inzwischen längst anders entschieden. Zumindest was den Part deiner spektakulären Hinrichtung betrifft.“
„Was hast du vor?“, rief Prolem Zumal alarmiert.
„Du kannst es ja über die Beobachtungsanlage hier unten verfolgen. Warum sollte ich dir denn vorab schon die Spannung versauen?“
Sprachs und verschwand von einem Augenblick zum anderen.