Читать книгу Gestrandet in der Unendlichkeit: Paket 15 Science Fiction Abenteuer - Conrad Shepherd - Страница 22

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Seufzend betrat König Feisal Allamon seine privaten Gemächer, wo nur derjenige Zutritt hatte, den er ausdrücklich hierher einlud. Seit sein Adjutant nicht mehr da war, hieß das. Denn dieser hatte auch ohne Einladung eintreten dürfen. Im besonderen Fall zumindest, aber auch nur dann.

Er ließ sich schwer in seinen Lieblingssessel fallen und versuchte vergeblich, seine chaotischen Gedanken zu ordnen.

Vielleicht stimmte es ja, was sein Ex-Adjutant behauptet hatte, dass er nämlich total dekadent geworden war? Immerhin hatte er sich seit Jahren nicht mehr selber um die Geschäfte gekümmert und fast alles ihm überlassen, während er sich seinen endlosen Vergnügungen hingegeben hatte.

Er schloss ergeben die Augen.

„Wie soll ich das überhaupt schaffen, diesen Planeten erfolgreich weiter zu regieren, damit auch noch weiterhin Gelder ins Kartell fließen und ich weiterhin tun und lassen kann, was ich will? Ich habe ja überhaupt keine Übung mehr darin. Ich weiß noch nicht einmal, was als nächstes ansteht. Niemand weiß das eigentlich, außer eben Prolem Zumal. Aber der steht ja nicht mehr zur Verfügung.“

Ganz im Gegenteil: Er hatte ausdrücklich der Palastwache den Auftrag gegeben, ihn unter allen Umständen aus dieser Bunkeranlage herauszuholen, damit man ihm der gerechten Strafe zuführen konnte.

Gerecht natürlich nur im Sinne des Königs!

Jemand räusperte sich vernehmlich.

Er riss erschrocken die Augen auf.

Ja, zunächst einmal erschrocken, dann aber zunehmend erbost schaute er umher. Wer wagte es, ohne seine ausdrückliche Einwilligung hier einzudringen?

Der Eindringling stand direkt hinter ihm.

König Feisal Allamon fuhr wie von der sprichwörtlichen Tarantel gebissen von seinem Sessel hoch und wirbelte herum. Er griff reflexartig nach seiner Waffe.

Es handelte sich nämlich eindeutig um seinen Adjutanten Prolem Zumal!

Und dieser war schneller an der Waffe des Königs. Um sie ihm geschickt zu entwenden und nun auf ihn selber zu richten.

„Nur keine Panik, mein König. Ich bin nicht hier, um dich umzubringen. Hätte ich das jemals vorgehabt, würdest du schon lange nicht mehr leben.“

„Was willst du denn sonst hier in meinen Gemächern?“, schnappte der König und hielt verzweifelt nach einem Ausweg Ausschau.

Es gab keinen.

„Zunächst einmal nur mit dir reden.“

„Wie – wie bist du überhaupt ungesehen aus diesem Bunkersystem entkommen?“

„Ah, ja, das wüsstest du wohl gern. Vor allem während deine loyalen Palastwachen alles tun, um zu mir vorzudringen. Aber vielleicht irrst du dich ja, wenn du das annimmst? In letzter Zeit hast du schließlich schon öfter dich geirrt, nicht wahr?“

„Worauf willst du hinaus, elender Verräter?“

„Vielleicht tun deine angeblich so loyalen Leute nur so, als wollten sie zu mir vordringen? Stattdessen haben sie mich seelenruhig entkommen lassen. Um jetzt ein Bunkersystem zu stürmen, das in Wahrheit leer ist, während ich längst hier oben bei dir weile?“

„Wie konntest du es überhaupt auch nur schaffen, bis hierher zu gelangen?“

„Überlege doch selber mal: Welcher loyale Wachmann würde das jemals zulassen?“

„Das ist nicht wahr!“

„Was ist nicht wahr, Eure Majestät?“

„Die sind mir alle treu ergeben. Niemand würde es jemals wagen, sich auf deine Seite zu schlagen!“

„Aha? Und was ist deiner Meinung nach in den letzten Jahren geschehen, als du dich aus allen Geschäften mehr und mehr zurückgezogen und mir alles überlassen hast? Na? Glaubst du wirklich, das hat außer mir niemand bemerkt? Nein, jeder auf Epsilon Alpha weiß, was für ein Versager du bist. Ein dekadenter Nichtsnutz.“

„Du – du lügst!“

„Hast du mich nicht selbst als Verräter und Kopf einer Verschwörung bezeichnet? Wenn ich das wirklich bin - Kopf einer Verschwörung… Was glaubst du, gehört denn eigentlich zu einer Verschwörung hinzu? Gibt es denn so etwas wie eine Ein-Mann-Verschwörung? Nein, das wäre ja absurd. Drum glaube mir: Ich habe meine Zeit weidlich genutzt. Leider bist du mir zu früh auf die Schliche gekommen.“

„Was - was hast du vor?“

„Nicht immer dieselben Fragen, mein König. Das wird allmählich langweilig. Wenn du noch genügend Verstand in deinem dekadenten Schädel hättest, würdest du gar nicht erst fragen müssen. Denn nicht ich habe etwas vor, sondern du. Denn sitze ich nicht offiziell dort unten im hermetisch verriegelten Bunker, unfähig, überhaupt etwas zu tun? Offiziell soll das auch durchaus so bleiben. Die wenigen loyalen Wachleute, die dir noch verblieben sind, wissen nichts davon, dass ich hier bei dir bin, mit drohender Waffe.“

„Du wirst überhaupt nicht schießen!“

Das war tatsächlich mehr eine Feststellung als eine Frage.

„Natürlich nicht!“, gab Prolem Zumal zu und steckte die Waffe einfach weg. „Es würde meinem Plan grundsätzlich zuwider laufen.“

„Und wie geht es jetzt weiter, deiner Meinung nach?“

„Du hast es immer noch nicht begriffen, nicht wahr?“

„Was denn?“

„Nun, du wirst dich mit der Führung des Adakoni-Kartells persönlich in Verbindung setzen und genauestens schildern, was hier passiert ist. Also, dass ich, dein langjähriger Adjutant und Vertrauter, in den letzten Jahren fast sämtliche Geschäfte übernommen habe, um mich am Ende als Verräter zu entpuppen. Teile der Führung mit, dass ich nun in einem hermetisch abgesicherten Bunker sitze, ohne die Chance zu entkommen, aber ohne mich zur Rechenschaft ziehen zu können.“

„Das werde ich nie und nimmer tun!“, antwortete König Feisal Allamon fest.

„Aber es ist doch eigentlich die Wahrheit – also es ist zumindest das, was du für die Wahrheit hältst.“

„Ja, aber die Führung des Adakoni-Kartells… Das ist Großmogul Tscholu Fandamino selbst. Er wird das nie und nimmer tolerieren, wenn ich ihm erzähle, hier nichts mehr im Griff zu haben.“

„Aber das erzählst du ihm doch gar nicht. Ganz im Gegenteil: Du teilst ihm mit, dass du das Problem insofern gebannt hast, dass ich nicht mehr dem Bunker entkomme. Ich bin also so oder so dein Gefangener. Auch wenn du nicht an mich heran kommst.“

„Aha?“, machte der König überrascht.

Man sah ihm an, wie sehr er grübelte.

„So habe ich das jetzt gar nicht gesehen. Aber warum sollte ich ihm denn überhaupt etwas mitteilen, wenn ich doch alles im Griff habe?“

„Weil du es nicht wirklich im Griff hast, sondern nur so tust!“

„Aber das wäre dann ja noch schlimmer!“, widersprach der König verdattert. „Vielleicht sollte ich einfach alles tun, ohne dich alles wieder zum Laufen zu bringen, und dann erst…?“

„Das schaffst du nicht, mein König. Das schafft niemand. Oder glaubst du im Ernst, ich hätte dahingehend nicht vorgebaut? Ohne mich läuft auf Epsilon Alpha überhaupt nichts mehr. Ich wiederhole: Gar nichts! Also wird der Großmogul sowieso über kurz oder lang wissen, dass hier alles in die Brüche geht. Warum dann nicht ebenfalls vorbauen und es ihm rechtzeitig selber erklären? Dann kannst du zumindest alles mir in die Schuhe schieben. Weil ich ja letztlich an allem tatsächlich schuld bin.“

Die Gesichtszüge des dekadent gewordenen Königs erhellten sich sichtlich.

„Eigentlich hast du recht. Also willst du mich nicht mit vorgehaltener Waffe dazu zwingen, sondern mich tatsächlich… überzeugen, damit das Richtige zu tun?“

„Ja, so ungefähr“, gab Prolem Zumal zögernd zu.

„Und wenn ich es dann doch nicht tu?“

„Nun, das bleibt natürlich ganz allein deine eigene Entscheidung, mein König. Mein Komplott ist gescheitert, nachdem inzwischen ja jeder weiß, dass ich bei dir dermaßen in Ungnade gefallen bin. Das ließe sich nicht widerrufen. Es sei denn, du selber würdest es widerrufen und mich wieder uneingeschränkt mein Amt ausüben lassen – so, als wäre überhaupt nichts passiert.“

„Das kannst du vergessen!“, knurrte der König angriffslustig.

„Siehst du, das habe ich mir auch schon gedacht. Also bleibt eben nur die Alternative, sich direkt an den Großmogul zu wenden und ihm klar zu machen, dass alle Schuld einzig und allein bei mir liegt. Immerhin bist du hier der König und ausschließlich dem Großmogul verpflichtet. Er wird deine Situation verstehen und es als äußersten Vertrauensbeweis ansehen, wenn du dich rechtzeitig an ihn wendest.“

„Und dann? Was wird deiner Meinung nach weiter geschehen?“

„Nun, er wird wohl hier persönlich auftauchen, um nach dem Rechten zu sehen. Wahrscheinlich gibt es niemandem im bekannten Universum, der über seine Macht verfügt. Selbst die stärksten Mafiosi beugen sich vor ihm.

Zumal er als ungreifbar erscheint. Niemand weiß auch nur, wie er überhaupt aussieht, wird gemunkelt.

Also, wenn jemand eine Lösung deiner Probleme parat hat, dann ja wohl er. Und es wird vor allem deine Stellung auf Alpha Epsilon nachhaltig stärken. Selbst wenn es dir nur genügend Zeit verschafft, um alles wieder selber in den Griff zu bekommen. Das wäre es allemal wert.“

„Weil die Alternative der unaufhaltsame Untergang wäre - sowieso?“

„Genau! Jetzt hast du es endlich erfasst.“

„Also gut, ich werde es tun.“

„Immerhin bist du der einzige, der dazu in der Lage ist. Ich selber wüsste überhaupt nicht, wie ich mit dem Großmogul in Kontakt treten könnte. Dies gehört zu den wenigen Dingen, die du nicht auf mich übertragen hast.“

„Aus gutem Grund, wie wir beide jetzt wissen!“, schnappte der König.

Er zögerte einen Moment. Dann:

„Würdest du jetzt endlich wieder gehen, damit ich es tun kann, weil dafür brauche ich nun wirklich keine Zeugen!“

„Ach so? Aber ja, natürlich. Ich gehe.“

Sprachs und wandte sich tatsächlich zur Tür.

Der König wartete, bis diese sich hinter Prolem Zumal geschlossen hatte. Um natürlich nicht das zu tun, wie es besprochen worden war, sondern um seiner speziellen Sicherungs-KI zu befehlen:

„Hermetisch abriegeln! Nichts und niemand darf mehr meine Gemächer betreten! Und sämtliche Verbindungen von draußen kappen! Nur ich kann mit draußen Kontakt noch aufnehmen, nicht mehr umgekehrt!“

Sogleich fuhren bislang verborgene Stahlwände aus der Decke und knallten hernieder. Auch an der Tür, dem einzigen Zugang zu seinen Gemächern. Und natürlich an den Fenstern.

Damit waren seine Gemächer zwar nicht ganz so hermetisch abgeriegelt wie das Bunkersystem unten, in das sich Prolem Zumal zurückgezogen hatte, aber immerhin genügend, dass wirklich niemand mehr so ohne weiteres hier hereinkommen würde.

Danach erst beschloss der König aus eigenen Gnaden, zunächst einmal gründlich über alles nachzudenken, bevor er die nächste Art von Handlung in die Wege leitete.

Nur eines würde natürlich nie und nimmer für ihn Frage kommen, obwohl anders versprochen: Sich selber gegenüber Großmogul Tscholu Fandamino an den Pranger stellen.

Ausgerechnet!

Gestrandet in der Unendlichkeit: Paket 15 Science Fiction Abenteuer

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