Читать книгу Gestrandet in der Unendlichkeit: Paket 15 Science Fiction Abenteuer - Conrad Shepherd - Страница 36
8
Оглавление„Hallo, Würstchen!“, rief Perkins kollegial aus der Schleusenluke, als die Freunde zum Schiff zurückkehrten. Und zu Barnett gewandt fuhr er fort: „Ich hatte gedacht, ihr liefert den Burschen zu Hause ab. Glaubt ihr im Ernst, dass uns seine Gesellschaft etwas nützen wird?“
„Darf ich dir Psröi vorstellen?“
„Psröi? Heute morgen hieß er noch Krut, denke ich.“
„Es ist ein anderer, mein Lieber. Übe dich im Erkennen tropaischer Physiognomien! Sobald
du das verstehst, darfst du dir auch Urteile über diese erlauben … Wo ist James?“
„Auf der Brücke.“
„Okay!“
Sie begaben sich in die Kommandozentrale, wo Iks-Wol-Esak einen knappen Bericht ihrer Expedition gab. Alle Offiziere der TRILANI waren anwesend.
„Wir haben keinen Anlass, noch auf irgend etwas zu warten“, schloss der Captain die Ausführungen des Proka. „Bellinski, Sie versuchen weiter, mit Daxas Verbindung zu bekommen! Teilen Sie sich mit Lopez die Wachen. Ich kann Ihnen nicht helfen. Solange wir über das Schicksal des Mistralesen nicht Bescheid wissen, müssen wir alle Radiofrequenzen weiter beobachten. Du übernimmst das Kommando, James!“
Lisman nickte und schwieg. Nur seine Augen fragten.
„Prax bleibt ebenfalls zu deiner Unterstützung hier. Ich wünsche, dass jederzeit vierzig Mann alarmbereit sind. Vorerst keine Patrouillenflüge. Die Beiboote bleiben im Hangar.“
„Ich denke, ihr habt etwas vor. Wollt ihr nicht von Bord?“
„Allerdings. Und zwar mit einem größeren Stoßtrupp. Forry, Iks, Perky und Psröi kommen mit mir. Nam-Legak wird von hier aus die Existenzpost bedienen. Ich möchte, dass du uns auf dem Gipfel des Berges absetzt, Nam.“
Nam-Legak, der im Gegensatz zu seinem Freund mehr in den Geisteswissenschaften bewandert war, beherrschte die Bedienung des Transmitters besser als die Menschen. Deshalb war ihm meistens der Posten des Daheimbleibers vorbehalten, wenn Iks-Wol-Esak an einer Unternehmung teilnehmen musste.
„Keine Front kann kämpfen, wenn die Etappe durchlöchert ist“, sagte Nam-Legak zum Wedeln seines Mittelarms. Diese etwas sonderbare Ausdrucksweise war eine Mischung aus menschlichen und prokaskischen Auffassungen.
Ein Hebeldruck ließ das Existenzpost-Sendegerät aus der Wand rollen. Es folgte eine kurze Befehlsausgabe.
Nam-Legak machte die Peilung der Existenzpost auf einem besonderen Bildschirm sichtbar. Die energetische Tastantenne bohrte sich in die dichten Wolken, die den Gipfel des Götterberges umgaben. UV-Strahlen bereiteten den Weg zur klaren Zielansprache.
Das also war der Berg!
Die Männer sahen ihn zum ersten Mal so deutlich. Die Vergrößerung ließ faustgroße Steine unschwer erkennen. Es war ein Berg wie viele im Universum. Kahler Sand, Geröll. Zum Gipfel hin steiniger und ohne jeden Grashalm. Schließlich glatter Fels, senkrechte Wände.
„Frage Psröi, wie er da hinaufgekommen ist, Iks!“
Der Proka brauchte einige Minuten für das komplizierte Interview, währenddessen die kleinen Perlaugen des Wesens unverwandt auf den Bildschirm starrten.
„Er ist sehr beeindruckt von unserer Technik. Unser göttliches Format steht für ihn außer jedem Zweifel. Denn wer sonst sollte den Berg zum Greifen nahe heranholen.“
„Okay“, drängte Barnett ungeduldig. „Wie kam er auf den Berg?“
„Er hat sich angeseilt.“
„Hm, das klingt sehr alpin. Warum schwebte er nicht hinauf? Sie haben doch nun einmal von der Natur diese beneidenswerte Fähigkeit mitbekommen.“
„Ich weiß nicht. Kruts Aussage deckt sich mit der seinen. Ab einer bestimmten Höhe konnten sie am Berg nicht mehr schweben. Ich bin noch nicht dahintergekommen, weshalb. Wenn es biologisch bedingt ist, wäre das ein Fall für Forry. Allerdings kann es auch mit dem Rätsel des Berges zusammenhängen.“
„Von dem wir leider nicht das Geringste wissen.“
„Nichts, als dass Daxas über ihm senkrecht in den Himmel stieg. Wir wär’s, wenn wir einmal den Luftraum über dem Gipfel graviskopisch untersuchten?“
„Schon geschehen. Keine Abweichungen festzustellen.“
„Hm, dann müsste auch unsere Expedition einige Erfolgsaussicht haben.“
„Bellinskis Statistik ist selten unsicher. Er kann eine Sicherheit zwischen fünfzig und fünfundsiebzig Prozent nicht genauer festlegen. Allein das ist höchst merkwürdig. Wir müssen uns auf uns selbst verlassen.“
„Nur Mut!“, ließ sich Perkins hören. „Bevor ich hier in ewiger Unsicherheit schmachte, wage ich lieber die Teleportation.“
Barnett brach das Gespräch ab. Es gab keine konkreten Anhaltspunkte mehr, die des Mitteilens wert gewesen wären. Nur das Experiment konnte sie weiterbringen.
Nam-Legak teleportierte einen alten Schuh, den er sich aus dem Müllschacht organisiert hatte.
Sekunden später tauchte der Testgegenstand genau auf dem Grat des Kraters auf. Er stand als scharfe, dunkle Silhouette gegen den milchigen Himmel. Ruhig, fest, vom Wind umstrichen und so alltäglich, als hätte ihn ein müder Wanderer verloren. Unwirklich an der Situation war lediglich, dass man sich nicht vorstellen konnte, wie ein müder Wanderer dorthin gelangt war.
Barnett fühlte, dass es psychologisch nicht richtig gewesen war, ausgerechnet einen Schuh zu teleportieren. Er forderte eine unangebrachte Romantik heraus und wirkte geradezu lächerlich.
„Versuch gelungen“, stellte er daher knapp fest. „Du kannst anfangen, Nam. Ich gehe zuerst. Dann folgen Iks, Psröi und Perky.“
Barnett trat in die Kabine. Ein leises Summen meldete die steigende Aktivität der Maschine. Dann verblasste des Captains Existenz plötzlich vor den Augen der anderen. Es war, als ob er im Nichts verschwände. Doch das hätte nur gestimmt, wenn die fünfte Dimension mit dem Nichts identisch wäre. Die geisterhafte Erscheinung mochte lediglich dem Tropa an die Nerven gehen. Die Männer von der TRILANI waren an einen solchen Anblick seit Langem gewöhnt, und sie zweifelten keine Sekunde daran, dass ihr Captain im richtigen Augenblick und am richtigen Ort wieder in ihre natürliche Dimension zurückkehren würde.
Der Bildschirm zeigte es.
Genau neben dem Schuh stand Perry Barnett und winkte. Aus dem Lautsprecher kam sogar seine Stimme.
„Der nächste, bitte! Es ist etwas windig hier oben. Auch die Luftdichte scheint auf diesem Planeten schneller abzunehmen als auf Terra. Sonst aber keine Beanstandungen.“
Iks-Wol-Esak teleportierte als nächster. Dann folgten Psröi und Perkins. Sie hockten auf dem Grat wie auf dem Rücken eines Reittieres. Nach beiden Seiten fiel die Wand schräg ab. Der Krater hatte einen Durchmesser von nicht ganz 50 Metern.
Mit Geigerzähler und Energiemesser untersuchten sie die nächste Umgebung, ohne etwas Verdächtiges festzustellen. Der Schlund des Berges blickte sie dunkel und geheimnisvoll an.
„Wo ist denn das Licht, von dem das Würstchen erzählt hat?“, wollte Perkins wissen, womit er absolut nicht allein stand.
„Lichter kann man aus- und wieder anmachen“, sagte Iks humorlos. „Ich schlage vor, wir wagen den Abstieg.“
Die Antigrav-Taschengeräte erleichterten ihnen den steilen Weg nach unten. Wer einmal den Halt verlor, musste nicht sofort abstürzen, sondern konnte sich noch bequem festhalten. Die Antigravs verminderten jedes Gewicht auf ein Normal-Zehntel, denn der Planet Tropa hatte etwa die gleiche Schwerkraft wie die Erde.
Kurz darauf gerieten sie in den Schatten des Kraterrandes. Von hier an nahm die Dunkelheit rasch zu. Das Loch im Berg wurde enger und lag wie ein geheimnisvoller schwarzer Fleck unter ihnen.
„Da ist das Licht!“, brüllte Perkins plötzlich, und im selben Augenblick verlor er auch den Halt. Sein Schrei endete in einem unartikulierten Hilferuf, dann hatte ihn der Abgrund geschluckt, und das Licht, das alle gesehen hatten, war wieder verschwunden.
„Stopp!“, befahl Perry Barnett. Das war eigentlich überflüssig, denn beim Anblick des abstürzenden Perkins hatte jeder von ihnen instinktiv nach einem Halt gesucht. Wie erstarrt klebten sie in der Wand und wagten sich nur langsam zu bewegen. Psröis plumpe Gestalt war von der Umgebung kaum zu unterscheiden. Bei Iks-Wol-Esak zuckte nur ein Tentakel, als ob er nervös wäre. Perry Barnett wandte ihm das Gesicht in Zeitlupe zu.
„Ist der Kerl von allen guten Geistern verlassen? Warum bedient er nicht den Taschenantigrav?“
„Weil es zu überraschend kam. Und weil es vielleicht gar nichts genützt hätte. Natürlich hat er den Antigrav bedient. Aber der andere war eben stärker.“
„Was redest du für einen Unsinn? Wenn sich hier plötzlich die Schwerkraftverhältnisse geändert hätten, dann wären auch wir abgestürzt. Und wer ist der andere? Hast du jemanden gesehen?“
„Das Licht. Sonst nichts. Und jetzt ist es wieder verschwunden.“
„Vielen Dank für die freundliche Aufklärung“, gab Barnett böse zurück. „Nachdem du also auch nichts Konkretes hast feststellen können, sollten wir weiterklettern.“
„Es wird uns nichts anderes übrig bleiben. Aber es gibt genug Konkretes zu sehen, was wir beachten sollten, bevor wir blind weitersteigen …“ Iks-Wol-Esak machte mit dem mittleren Tentakel eine weit ausholende Bewegung in den Abgrund. „Der Hang ist glatt dort unten, mein Lieber. Du musst es von dort aus selbst sehen können.“
Barnett gab sich die größte Mühe, etwas in dieser trüben Dämmerung zu erkennen. Tatsächlich änderte sich der Boden unterhalb. Es war kein gewachsener Stein mehr. Die Wand war glatt wie bearbeiteter Stein oder gar künstlicher Beton.
„Teufel! Dort unten hört die Wildnis auf. Willst du aber daraus schließen, dass ein paar Meter weiter eine Zivilisation anfängt?“
„Man kann mit einer einzigen Voraussetzung nicht zehn Unbekannte lösen“, dozierte Iks-Wol-Esak. „Wir müssen notgedrungen weiterklettern. Ich wollte nur sagen, dass wir dabei vorsichtiger als bisher sein müssen. Jedenfalls halte ich das Licht nicht mehr für eine Naturerscheinung, für eine Gasquelle oder so etwas.“
„Okay! Dann wollen wir endlich weitermachen.“
Barnett übernahm wieder die Spitze. Eigentlich hätte es der Proka machen sollen, da er auf Grund seines leichteren und gelenkigeren Körperbaus in diesem schwierigen Gelände besser fertig wurde. Doch es war ausgemacht, dass er sich mit Bannister in erster Linie um Psröi kümmerte. Das eingeborene Wesen konnte sehr wichtig für sie sein.
Minuten später sah man ein, dass es völlig gleichgültig gewesen war, wer die Spitze übernahm. Sie stürzten alle ab, ohne dass die Reihenfolge von Bedeutung war.
Und es gab keinen Zweifel, sie standen in einem Stück Zivilisation. Alles um sie herum war künstlich. Nicht ein Steinchen ließ darauf schließen, dass dieser Berg einmal ein feuerspeiender Krater gewesen war.
Aus dem einen rätselhaften Licht waren mehrere hundert geworden. Es waren kleine bunte Lampen, die teils anhaltend ruhig, teils in regelmäßigen Abständen aufblitzend und teils unruhig flackernd leuchteten. Dennoch reichte ihre Kraft nicht aus, das Innere des Berges klar erkennbar zu machen. Nur die Lichter selbst bewiesen, welchen Dimensionen die Eindringlinge gegenüberstanden, und erst in unmittelbarer Nähe ließ ein Scheinwerfer erkennen, dass sie auf einem spiegelglatten Boden zwischen aufragenden Instrumenten standen.
„Hallo, Perkins“, schnarrte Bannister erschöpft. „Sind deine Knochen in Ordnung?“
„Keine Höflichkeitsformeln, bitte, Doc! Ihr wart nicht gescheiter als ich und habt euch genauso reinlegen lassen. Wenn das die Antischwerkraft war, mit der ihr Daxas’ Verschwinden begründen wollt, dann studiert lieber erst noch ein paar Semester Physik.“
„Zweifellos war es die gleiche Kraft“, behauptete Iks-Wol-Esak. „Wahrscheinlich kann man sie steuern. Nach oben, nach unten, nach den Seiten … Warum nicht?“
„Well! Man kann also. Aber wer ist dieser Mann? Ich sehe keinen.“
„Es ist dunkel hier unten. Vielleicht liegt es daran.“
Barnett sagte es, und es sollte ironisch klingen. Tatsächlich legte er keinen Wert darauf, jetzt noch irgendeinem intelligenten Wesen zu begegnen, das ihnen unter den gegebenen Umständen nur überlegen sein konnte. Er nestelte an seinem linken Unterarm und schaltete den Sender ein.
„Hallo, James! Hört ihr mich?“
„Okay, Perry! Wir warteten längst auf einen Anruf. Habt ihr etwas gefunden?“
„Keine Fragen jetzt! Die stelle ich. Was sagt denn der Bildschirm des Teleportationsgerätes?“
„Der sagt gar nichts. Die Peilung funktioniert nicht mehr.“
Barnett sah Iks-Wol-Esak fragend an. „Muss deine Existenzpost ausgerechnet in diesem Moment ausfallen?“
„Bestimmt handelt es sich nicht um einen Defekt. In diesem Berg spielen unbekannte gravitatorische Kräfte eine Rolle, die das Gerät beeinflussen müssen. Wir wollen froh sein, dass die Funkverbindung noch klappt. Im Übrigen sollten wir uns ein wenig hier unten umsehen.“
Der Proka sprach gelassen, als befinde er sich in einer Gemäldegalerie, wofür er noch einen ordnungsgemäßen Eintritt bezahlt habe. Barnett bewunderte ihn dafür. Für ihn als Menschen war es von Natur aus schwieriger, sich auf die Sache an sich zu konzentrieren. Ein Mensch musste mutig sein, wenn er mit einer solchen Situation fertig werden wollte.
„Haltet die Radioverbindung“, befahl er der Mannschaft an Bord der havarierten TRILANI. „Im Falle besonderer Ereignisse melden wir uns.“
Das Zwielicht war gespenstisch. Die unruhigen Lichter machten nervös. Nur in unmittelbarer Nähe der Lampen war etwas zu erkennen. Alles andere lag in geheimnisvollem Dunkel und war eine einzige große Drohung.
„Wenn dieses verdammte Schweigen nicht wäre!“, stöhnte Perkins. „Oder habt ihr vielleicht noch nicht bemerkt, dass es hier stumm wie in einem Grabe ist?“
„Du kannst ja weiterreden und dir Mut machen“, gab der Proka zurück. „Solange du deine eigene Stimme hörst, bist du jedenfalls nicht begraben.“
Barnett hatte inzwischen seinen Handscheinwerfer eingeschaltet und leuchtete die nähere Umgebung ab. Es war nichts zu entdecken, was man nicht in dem Dämmerlicht schon geahnt hatte. Ein Arsenal von Schränken füllte das gesamte Blickfeld aus. Sie standen scheinbar wirr durcheinander, aber der Boden war eben und sauber wie die Tischplatte in einem Speiserestaurant. Und das tödliche Schweigen wurde von dem Tanz der Irrlichter widerlegt. Trotz der Stille herrschte Leben in diesem Raum.
Auch die anderen hatten ihre Scheinwerfer genommen und ließen sie kreisen.
„Wenn wir hier Spähtrupps ausschicken wollen, brauchen wir tausend Leute“, behauptete Iks-Wol-Esak.
„Wir werden zusammenbleiben“, entschied Barnett. Seine forschenden Augen waren dabei ununterbrochen unterwegs, und sein Blick wandte sich nach oben. Das Kraterloch über ihnen war klein wie ein Fünf-Solar-Stück. Iks ahnte seinen Gedanken und sagte: „Wir befinden uns mindestens 500 Meter unterhalb der Kratermündung. Deshalb ist das Loch so klein. Wenn wir uns nicht die Knochen gebrochen haben, so ist das allein schon der Beweis dafür, dass uns eine vernunftgelenkte Kraft abgefangen hat. Denn unsere Taschengeräte allein hätten einen Sturz aus dieser Höhe niemals ausreichend genug abbremsen können.“
„Na gut! Wir sind uns längst einig über die Anwesenheit vernunftbegabter Wesen oder Kräfte. Fragen wir sie also, was das alles zu bedeuten hat!“ Perkins war in kritischen Augenblicken immer schnell mit beißender Ironie bei der Hand. Aber alle wussten, dass das kein Ausdruck der Überlegenheit war, sondern nur ein Fluchtversuch aus der Angst.
Iks-Wol-Esak verhandelte minutenlang mit Psröi. Da die anderen so gut wie nichts davon verstanden, beobachteten sie die Umgebung. Ohne dass Barnett einen besonderen Befehl dazu gegeben hatte, hielt jeder eine Pistole in der Hand. Man würde kaum damit schießen. Es war nur wegen der Beruhigung wichtig.
Perkins dauerte die halb telepathische Verhandlung zu lange.
„Was ist nun, Iks? Spielst du immer noch den lieben Gott Tsou? Ich kann mir nicht denken, dass wir im Augenblick einen überwältigenden Eindruck auf das Würstchen machen. Vielleicht ist es auch besser, du schenkst ihm klaren Wein ein und erklärst ihm, wie dreckig es uns in Wirklichkeit geht, und dass wir dringend seine Ratschläge brauchen.“
„Von Diplomatie hältst du wohl nicht viel?“, versuchte ihn Bannister zu stoppen.
„Man soll ein Problem so unkompliziert wie möglich sehen, mein Lieber! Auf der einen Seite scheut ihr euch, einer überlegenen Intelligenz zu begegnen, weil sie ja bösartig sein könnte, und auf der anderen sitzt ihr so stark in der Tinte, dass ihr mit eigener Hilfe hier nicht mehr herauskommt.“
„Auf Psröi braucht ihr vorläufig nicht zu hoffen“, schaltete sich jetzt Iks-Wol-Esak ein, der es endlich aufgab, einen vernünftigen Hinweis aus ihm herauszuholen. „Die Tropas sind für unsere Begriffe primitiv. Niemand von ihnen kann jemals eine solche Anlage gebaut haben.“
„Warum nicht? – Gesetzt den Fall, es hat vor hundert Generationen einen Atomkrieg gegeben und eine hochzivilisierte Tropakultur versank im Vergessen degenerierter Nachkommen …“
„Das ist ein unnützes Gedankenspiel. Die Tropas von heute haben jedenfalls keinen Kontakt mehr mit diesem Wunderwerk. Ihr bisschen Aberglauben verzerrt alles. Wir aber brauchen nüchterne Tatsachen und in erster Linie vernünftiges Licht. Ich fordere bei Nam-Legak eine Luziferlampe an.“
„Mit dem Teleporter dringt er nicht bis zu uns“, sagte Barnett.
„Dann soll er das Ding auf dem Kraterrand absetzen. Wir müssen es eben herunterholen.“
„Und möglichst eine Batterie Antigravplatten dazu!“
„Wenn man euch zuhört“, meckerte Perkins, „möchte man meinen, es mit den Insassen eines Kindergartens zu tun zu haben. Um die Antigravs und die Luziferlampe vom Kraterrand zu holen, braucht ihr erst mal eine Leiter von fünfhundert Metern.“
Natürlich! Wie wollten sie da hinauf kommen? Sie hatten sich einfach auf Psröis Geschichte verlassen, der ja irgendwie bei seinem ersten Besuch wieder zum Kraterrand gelangt war.
„Wo soviel Technik auf dem Haufen steht, muss es auch einen Lichtschalter geben“, behauptete Forry Bannister optimistisch.
„So? Und wenn die Leute, die das hier erbauten, kein Licht brauchten? Wenn sie überhaupt keine Augen hatten?“
„Immerhin sieht man Kontrolllichter.“ Barnett hatte noch weiterreden wollen, aber ein Geräusch ließ ihn verstummen. Und ein Geräusch in dieser Grabesstille war so bemerkenswert, dass man es beachten musste.
Sie hörten ein dumpfes unmelodisches Summen. Es schwoll schnell zu einem hellen Singen an. Gleichzeitig nahm die Zahl der Lichter zu. Sie tauchten weit im Hintergrund auf und schossen heran. Sie waren nicht zu zählen. Es mussten ein paar hundert sein.
Die Männer duckten sich instinktiv und brachten ihre Pistolen in Anschlag, denn was da in einer wilden Phalanx heran schoss, wirkte im ersten Augenblick absolut feindlich.
„Nicht schießen!“, schrie Barnett. Die Lichter waren eine Armada einzelner Punkte und als Ziel kaum geeignet. Vielleicht hätte man durch Energiebeschuss einige von ihnen vernichten können. Doch wozu dann die anderen imstande waren, konnte sich nur die Phantasie ausmalen.
„Nicht schießen!“, brüllte Barnett noch einmal und schlug Perkins auf den Arm. Nicht nur die Vernunft, sondern auch das tellurische Weltraumgesetz verlangte, dass der Mensch in solchen Situationen die Nerven behielt. Es gab eine voIkstümliche Interpretation unter den Raummännern für dieses Gesetz: „Schieße nie zuerst, aber nicht später als der andere.“