Читать книгу Gestrandet in der Unendlichkeit: Paket 15 Science Fiction Abenteuer - Conrad Shepherd - Страница 39

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Barnett stand vor dem Loch. Er zögerte noch, weil er möglichst etwas sehr Kluges denken und sagen wollte. Dann sprach und dachte er: „Gravitationszentrum halbe Planetenschwere absorbieren!“

Es dauerte drei Sekunden. Dann fühlten sie sich plötzlich leichter. Iks probierte es sofort aus. Er tippte auf den Boden und wurde sofort ein Stück in die Höhe geschleudert. Langsam schwebte er zurück.

„Ich bin tatsächlich leichter geworden, Perry. Das ist der richtige Weg. Es genügt nur noch nicht. Verlange mal was von den Bildschirmen.“

„Alle optischen Messwerkzeuge aktiv“, sagte Barnett rau und konzentrierte sich auch in den Gedanken auf diesen Wunsch.

An mehreren Stellen erschienen plötzlich Bilder. An Stellen, wo vorher nicht einmal ein Bildschirm zu vermuten gewesen war.“

„Beim Weltall! So ist es gut“, machte Iks begeistert. „Fordere den Geist dieser Höhle nicht noch mehr heraus. Lass mich weitermachen.“ Der Proka war wie ausgewechselt. Er zeigte auf eine Scheibe.

„Die hat sich gedreht. Und auch das Licht daneben ist angegangen. Es ist vollkommen klar, dass diese ganze Bedienungsbatterie hier zur Optik gehört.“

Er probierte es manuell aus und fand seine Vermutung bestätigt. Den entsprechenden Symbolen gab er vorsichtig eine Bedeutung und teilte sie dem Elektronenrechner mit.

Zwischendurch kam die dritte Reklamation von Perkins, der angab, nicht schlafen zu können. Barnett brachte ihn auch diesmal wieder zum Schweigen und versprach ihm drei Tage Arrest, eine Strafe, die seit Kriegsende in der Mannschaft nicht mehr angewandt wurde.

Perkins behielt das letzte Wort: „Ich habe es geahnt. Rückfall in die Barbarei. Der Untergang

unserer Kultur kommt schneller, als wir alle denken.“

Iks-Wol-Esak brauchte noch zwei Stunden. Dann behauptete er, das Rätsel gelöst zu haben. Wenigstens soweit, wie es interessant für sie war.

„Unsere Vermutung hat sich bestätigt, Perry. Gravitation war ein Steckenpferd der alten Tropas, die gewiss ebenso intelligent waren wie ihr und wir …“

„Vielleicht noch ein bisschen intelligenter.“

„Bitte, jetzt keine Haarspalterei! Robby hat alles gefressen, was wir brauchen. Und das ist gar nicht viel. Gesamtgewicht der Ladung zehn Tonnen.“

„Bei Normalzustand?“

„Bei Normalzustand – ein g. Hier ist die Liste.“ Aus einem Schlitz des kastenförmigen Rechners fiel ein Streifen. Die Mitteilung war bereits in Klartext.

Perry Barnett strahlte. Wie er den Proka mit seinen stahlblauen Augen anblickte, sah er um eine Generation jünger aus.

Es gab Handarbeit. Perkins durfte endlich seinen Platz verlassen und mit Bannister heraufkommen. Es machte ihm nichts aus, dass er arbeiten musste. Er wollte nur beschäftigt sein,

damit er das bedrückende Milieu vergaß, mit dem er nicht fertig wurde.

„Lieber schieße ich mich mit unheimlichen Entitäten herum, als dass ich in dieses Schweigen lausche, bei dem man doch nicht einschlafen kann.“

„Schon gut! Hier ist Handwerkszeug. Jetzt kannst du Lärm machen und wieder mutig werden.“

Der Proka gab die Anweisungen. Die Geräte, die mitgenommen werden mussten, befanden sich alle im Zentralturm. Noch bevor die Arbeit getan war, fühlte Perkins sich wieder wohl. Das verriet seine Neugier.

„Jetzt möchte ich bloß noch wissen, wozu das alles gut ist.“

„Es ist gut, mein Junge. Alles andere später.“

Das zweite Teleportergerät trat in Aktion. Iks peilte die TRILANI an und expedierte alles an Bord, was man aus dem technischen Koloss herausmontiert hatte. Auch die Männer nutzten die Gelegenheit. Sie brauchten nicht erst den mühsamen Weg zum Kraterrand hinauf zu machen, wo sie das Grundgerät hätten abholen können, das sie hergebracht hatte. Diese Arbeit konnte die kleine Existenzpost gleich von Ort und Stelle erledigen.

Auf der TRILANI kamen sie in zwangloser Reihenfolge an, wie Lisman behauptete. Erst drei undefinierbare Metallkörper, dann Psröi. Dann wieder ein tropaischer Metallkasten, gefolgt von Bannister und Perkins. Danach die grüne Kugel, ein paar Kunststoffflaschen, Iks, Barnett und zum Schluss der Teleporter mit dem Elektronenrechner.

Perkins behauptete, dass es in der Kommandozentrale wie auf einem Postamt aussehe. Sodann kam er gleich wieder auf seine Frage zurück.

„Wir sind zu Hause, Perry, und verlangen nun eine Erklärung. Für dezente Werbegeschenke zu Weihnachten erscheint mir diese Ladung ein wenig zu üppig.“

„Das Ganze ist ein Gravosatz. Eine Batterie, mit deren Hilfe wir das Gesamtgewicht unseres Raumschiffes auf nahezu Null herabdrücken können.“

„Ja, Kinder! Das hieße ja, dass wir praktisch mit dem Rückstoß aus unseren Lungen von diesem verbiesterten Planeten starten können.“

„Mit der Kraft unserer eigenen Maschinen“, versicherte Iks-Wol-Esak korrekt. „Wir können in eine Kreisbahn gehen, draußen ein Vakuum erzeugen und mit seiner Hilfe den Hyperdrive-Graviator reparieren. Wenn wir dann noch Daxas finden, steht einem Rückflug zur Erde kaum noch etwas im Wege.“

Die Erinnerung an den Mistralesen schien in Barnett ein Schuldgefühl zu wecken. Alle Blicke richteten sich auf den Captain. Denn er war der Mann, der die Befehle zu geben hatte, der sich um jeden einzelnen seiner Leute kümmern musste.

Lavista sprach es aus: „Verdammt, Daxas! Ich habe ihn in der Aufregung auch vergessen. Immer, wenn einem das Wasser bis zum Halse steht, ist man zu …“

Barnett unterbrach ihn. Lavistas Wörtchen „auch“ bezog sich zweifellos auf seine Nachlässigkeit. Dennoch hätte er sich nie gegen diesen billigen Vorwurf verteidigt. Denn er war der Captain. Es schien wie ein Wunder, dass er etwas anderes sagen konnte. Etwas, das seine Souveränität unterstrich.

„Es wird mir zu viel geredet. Alles Brückenpersonal der ersten und zweiten Wache bleibt hier. Sofort doppelte Alarmbesetzung. Die beiden Prokas nehmen sich Männer der dritten Wache und – wenn nötig – ein paar Roboter. Ich möchte, dass diese fremden Geräte hier sofort in den Labors verstaut werden.“

„Okay!“, sagte einer. Dann sah Lisman als erster, was Barnett vorher schon bemerkt hatte, während alle anderen mit der geheimnisvollen neuen Ladung beschäftigt gewesen waren. Er sah auf den Bildschirm.

„Beim Weltall! Da kommt Daxas!“

Es war tatsächlich das verschwundene dritte Beiboot der TRILANI, und niemand zweifelte daran, dass es von Daxas gesteuert wurde. Es stieß in navigationsgerechter Kurve aus dem All herab.

Barnett ging ans Telekom. Daxas meldete sich sofort.

„Okay, Captain! Alles in Ordnung. Sind die Schleusen offen, damit ich in den Hangar einfliegen kann?“

„Die Schotten werden gerade geöffnet“, rief Lisman.

„Danke, James“, sagte Daxas. „Ich muss einen tollen Hopser gemacht haben. Habt ihr es beobachtet?“

„Es sah sehr beängstigend aus.“

Daxas lachte. „Na gut, die Aufregung ist vorbei. Nach einer halben Minute hatte ich die Maschine wieder klar. Aber in der Zwischenzeit habe ich Blut und Wasser geschwitzt.“

„Nach einer halben Minute?“, fragte Barnett. „Du bist dir doch hoffentlich klar darüber, dass wir fast eineinhalb Tage auf dich gewartet haben.“

Daxas gab nicht sogleich Antwort. Dann behauptete er, dass mit der Zeitrechnung auf der TRILANI wohl etwas nicht stimmen könne.

Perkins widersprach sofort laut und vernehmlich. „Nehmen Sie erst mal Quartier bei uns, Daxas. Und dann gucken Sie sich unsere Chronometer an. Wir werden kaum mit Ihnen streiten, wo wir froh sind, Sie endlich wiederzuhaben.“

Daxas flog in den Hangar ein und begab sich mit dem Expresslift sofort in die Zentrale. Das Hangarpersonal nahm sich der Maschine an und verabreichte ihr die routinemäßige Pflegekur.

Daxas war blass, als er in seiner schweren, roboterhaften Kombination die Brücke betrat. Den Helm hatte er am Gürtel hängen. In militärisch straffer Haltung meldete er sich bei Perry Barnett zurück. Der Uhrenvergleich bestätigte tatsächlich den aufgekeimten Verdacht. Es hatte zwischen den Männern auf der TRILANI und Daxas eine Zeitverschiebung gegeben.

Iks-Wol-Esak bremste das hitzig werdende Streitgespräch.

„Ein Tag Unterschied braucht uns nicht aus dem Häuschen zu bringen. Ich erinnere nur, dass wir damals mit der CORA praktisch schon am Ende der Ewigkeit gewesen sind. Daxas kann dankbar sein, dass er die eineinhalb Tage nicht mit vollem Bewusstsein durchlebt hat. Sie hätten sehr unangenehm für ihn werden können.“

„Trotzdem werden wir den kleinen Zeitsprung zu notieren haben. Er hat etwas mit dem Wirken dieser tropaischen Technik zu tun, von der wir leider noch sehr wenig wissen.“

Perkins schüttelte sich. Mit seinem zitternden Kinn sah er aus, als ob er fröre. „Sage bloß einer, wir hätten den Ehrgeiz, die tropaische Technik noch weiter zu studieren! Wenn meine spitzen Ohren vorhin richtig gehört haben, dann werden wir in ein paar Minuten starten, eine brauchbare Satellitenbahn suchen und die Gravoanlage für den Hyperdrive reparieren. Alsdann hoffe ich, in drei Wochen Urlaub auf Terra machen zu können. In den Phono-Illustrierten liest man andauernd, wie schön und friedlich es inzwischen wieder zu Hause geworden ist, dass die Spuren des verdammten prokaskischen Krieges immer mehr verschwinden, und dass die Erde wieder mit saftigen grünen Hügeln lockt.“

„Zähme deine Sehnsucht, Perky! Zunächst sitzen wir noch fest und werden noch ein paar Hände voll zu tun haben.“

„Nun ja, aber was ist das schon?“

„Du wirst es sehen“, versicherte ihm Iks-Wol-Esak mit pädagogischem Ernst. „Auf diesem Planeten werden wir vor Überraschungen niemals sicher sein.“

„Ach nein! Jetzt machst du es aber wieder mal spannend, Kugelfreund.“

„Wie du es brauchst, um nicht übermütig zu werden. Denn was wir gestern und heute erlebt haben, ist an einer Stelle unlogisch.“

Gestrandet in der Unendlichkeit: Paket 15 Science Fiction Abenteuer

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