Читать книгу Gestrandet in der Unendlichkeit: Paket 15 Science Fiction Abenteuer - Conrad Shepherd - Страница 23
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ОглавлениеDer echte Prolem Zumal war fassungslos. Er hatte alles über seine Überwachungsanlage mitbekommen. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem der König seine Gemächer hatte hermetisch abriegeln lassen. Dadurch war ihm von hier unten der Zugriff nicht mehr möglich.
Er wandte sich von den Kontrollen ab.
Als wäre dies das verabredete Zeichen, tauchte im selben Moment der Avatar des Königs wieder auf.
„Bist du denn von Sinnen?“, fuhr Prolem Zumal ihn an. „Hast du wirklich geglaubt, Feisal Allamon fällt auf das Gesülze herein?“
„Natürlich nicht!“, gab der Avatar lächelnd zurück. „Das war ja auch nicht das Ziel.“
„Was denn sonst?“
Der Avatar deutete auf die Kontrollen.
„Na, dass er sich hermetisch abriegelt. Andernfalls wäre er ja wohl niemals auf diese Idee gekommen, nicht wahr?“
Prolem Zumal stand da mit offenem Mund und versuchte zu begreifen, was er soeben gehört hatte. Und dann dämmerte es ihm tatsächlich.
„Dann hast du das nur inszeniert, um ihn dazu zu bringen, sich selber kalt zu stellen?“
„Ja, was denn sonst?“
„Um danach was zu tun?“
Der Avatar trat an die Kontrollen und antwortete:
„Sieh selber!“
Und Prolem Zumal sah: Der König verließ den Palast, natürlich eskortiert von seinen Leibwächtern. Nur einer fehlte. Den Prolem Zumal erschossen hatte nämlich. Das war zwar in Notwehr geschehen, aber es tat ihm im Grunde genommen immer noch leid. Obwohl es bei weitem nicht sein erster Mord gewesen war. Aber er hatte den Leibwächter viele Jahre lang gekannt und dabei zu schätzen gelernt.
„Das - das bist doch nicht etwa du?“
„Wer sonst?“, war die Gegenfrage. „Der echte König hat sich ja freiwillig selber isoliert. Also kann ich jetzt als er frei herumlaufen.“
„Aber wäre es denn da nicht einfacher gewesen, ihn zu töten?“
„Wäre es das wirklich? Oder hast du schon deinen eigenen Plan vergessen? Du wolltest doch das Leben des Königs nur deshalb verschonen, um ihn als Sündenbock parat zu haben, nicht wahr?“
„Als Sündenbock, ja. Das kann er dann immer noch sein. Aber du hast doch die Möglichkeit, ihn zu ersetzen, ohne dass es jemand merkt. Also brauchst du doch gar nicht mehr das Original.“
„Vielleicht nicht, aber vielleicht doch? Das kann man im Voraus nicht wissen“, belehrte der Avatar ihn.
Prolem Zumal schaute ihn an. Er war in nichts zu unterscheiden vom Original des Königs.
Dann schaute er auf die Bildwiedergabe: Auch dieser König erschien wie das Original.
Nur schade, dass er jetzt keinen Zugriff mehr hatte auf die Gemächer des Königs.
Da fiel ihm etwas ein:
„Was aber, wenn der König sich jetzt von dort meldet, wo er ist? Das wird doch alle misstrauisch machen.“
„Ja, würde es, aber tut es nicht. Ich war ja vor ihm schon dort und habe entsprechend vorgesorgt. Er ist gar nicht in der Lage, sich zu melden. Es sei denn, er wäre ein gewiefter Techniker. Wir beide aber wissen, dass er das beileibe nicht ist. Also bleibt er so lange isoliert, wie ich das will.“
„Und was willst du in der Zwischenzeit tun?“
Erik, der den Avatar steuerte, wusste natürlich aus den Gedanken von Prolem Zumal, dass er das Spiel inzwischen durchschaut hatte, aber er ließ es den Avatar trotzdem aussprechen:
„Ich tu genau das, was ich ihm vorgeschlagen habe als dein Avatar. Ich gehe als König in das planetare Kontrollzentrum, um mich mit dem obersten Kommando des Adakoni-Kartells in Verbindung zu setzen. Nur von dort aus ist das möglich. Auch für den König gilt das.“
„Das war mir nicht klar.“
„Ja, ich weiß“, antwortete der Avatar knapp. „Und er wusste das auch. Deshalb konnte ich ihn getrost allein lassen, damit er sich selber isoliert, in der Annahme, dich ausgetrickst zu haben. Weil man natürlich nicht vom Palast aus Kontakt aufnehmen kann mit dem Großmogul.“
„Dann glaubst du wirklich, dieser direkte Weg wäre der richtige?“
„Wenn nicht der beste, dann zumindest genau der Weg, der am schnellsten zum Ziel führt. Ich habe ja schon erwähnt, dass ich nicht hier jahrelang ausharren will, bis Großmogul Tscholu Fandamino von allein darauf kommt, hier endlich einmal nach dem Rechten sehen zu müssen.“
„Eigentlich ein genialer Plan!“ Anerkennend schürzte Prolem Zumal die Lippen.
„Und das sagst du mir, obwohl du weißt, dass ich dich als den eigentlichen Sündenbock verkaufen werde?“
„Macht ja nichts. Letzten Endes. Denn du willst ja damit Fandamino in die Falle locken, wenn ich das richtig verstanden habe.“
„Du hast es richtig verstanden. Und ich bin schon ziemlich gespannt auf diesen mehr als geheimnisvollen Mann. Vielleicht blieb er absichtlich so geheimnisvoll, damit ihm niemand zu nah kommt? Immerhin bei seiner Machtfülle… Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass ich der erste bin, der ihn tot sehen will. Bislang jedenfalls sind alle an ihm gescheitert, wie es aussieht.“
„Dafür hast du ja dann deine Avatare, nicht wahr? Wenn es diese kostet, bleibst du auf jeden Fall ungeschoren.“
„In der Tat!“, gab der Avatar zu.
„Bei dieser Gelegenheit: Wieso kannst du gleichzeitig hier sein und auf dem Weg zur planetaren Kontrolle?“
„Wieso nicht? Es ist kein Problem für mich, falls du das annimmst.“
„Wie kommt jemand zu einer solchen Macht?“
„Frage doch mal deinen Großmogul. Ich nehme an, dass auch er über Fähigkeiten verfügt, die nicht allgemein bekannt sind. Nein, ich nehme das nicht nur an, sondern ich bin sogar überzeugt davon, denn ich kann mir kaum vorstellen, dass ich im bekannten Universum der einzige bin mit solchen Fähigkeiten.“
„Du meinst, er ist so wie du?“
„Zumindest vergleichbar. Es müssen ja nicht die gleichen Fähigkeiten sein.
Inzwischen habe ich mich da ein wenig sachkundig gemacht. Offiziell wird so etwas wie meine Fähigkeiten geleugnet. Dennoch gibt es Menschen, die sich damit intensiv beschäftigt haben und das noch immer tun. Es ist zwar nicht leicht herauszufinden, was dabei barer Unsinn ist und was eher der Wirklichkeit nahe kommt, aber immerhin…“
„Und zu welchem Schluss bist du bei deinen Nachforschungen gekommen?“, hakte Prolem Zumal sogleich listig nach.
Der Avatar lachte erheitert.
„Ja, das würdest du wohl gern wissen, nicht wahr? Obwohl, wieso eigentlich nicht: Der Schluss ist eben, dass ich unmöglich der Einzige dieser Art sein kann. Und wenn ich überlege, wie mächtig der Großmogul ist und dabei irgendwie unantastbar… Wie könnte ich da noch daran zweifeln, dass er über gewisse Kräfte verfügt? Der Unterschied zwischen uns beiden ist allerdings, dass er damit das Böse verkörpert.“
„Und du das Gute?“
„Im gewissen Sinne… ja!“
„Glaubst du wirklich, du bist hier der Gute, wenn du wahllos Leute umbringst?“
„Nicht wahllos, sondern nur, wenn ich es für angebracht halte.“
„Als würde es das besser machen!“
„Bist du fertig mit deinen Provokationen, Prolem Zumal? Es nutzt dir nichts. Du lebst auch nur deshalb immer noch, weil ich nicht weiß, ob ich dich vielleicht doch noch brauchen kann. Vorerst zumindest. Es kommt ganz darauf an nämlich, wie sich die Dinge weiter entwickeln.“
„Der Schlange den Kopf abschlagen?“
„Genau! Das heißt ja nicht allein, dass ich diesen Fandamino erledigen muss. Falls er wider Erwarten am Ende doch nicht hier auftauchen sollte, wird mir das wohl schwerlich gelingen. Aber der Kopf der Schlange hier auf Alpha Epsilon heißt eindeutig König Feisal Allamon und sein ehemaliger Adjutant Prolem Zumal.“
„Dann würdest du mich wirklich töten?“
„Ohne auch nur im Geringsten zu zögern!“, sagte der Avatar überzeugt. Dann deutete er wieder auf die Bildgebung. „Der königliche Avatar hat sein Ziel übrigens erreicht. Nur falls es dich jetzt noch interessieren sollte…“
Prolem Zumal schaute hin. Dabei fühlte er sich selber schon wie ein Todeskandidat. Was er nach den Worten des Avatars ja auch tatsächlich war.
Er lauschte in sich hinein. Da lauerte bereits die Todesangst. Doch er konnte sie noch erfolgreich unterdrücken. Weil er irgendwie immer noch zu hoffen wagte.
Er war überzeugt davon, dass es tatsächlich gelingen würde, Großmogul Tscholu Fandamino herbei zu locken. Aber es gab natürlich nicht die geringsten Garantien dafür, dass es dem Puppenspieler wirklich gelingen würde, ihn zu töten.
Puppenspieler, ja, das war seiner Meinung nach die richtige Bezeichnung für denjenigen, der hinter den Avataren steckte…