Читать книгу Gestrandet in der Unendlichkeit: Paket 15 Science Fiction Abenteuer - Conrad Shepherd - Страница 41
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ОглавлениеIks-Wol-Esaks Befürchtungen erwiesen sich als unbegründet.
Die TRILANI fand nach dem zweiten Risikosprung bereits in eine bekannte und vermessene Zone zurück. Der Elektronenatlas warf schon drei Minuten nach der Transition den vermessenen Standort heraus. Das Besteck für den endgültigen Raumsprung, der sie innerhalb von drei Wochen ins tellurische Zentralgebiet bringen würde, wurde aufgenommen und in den Maschinenpiloten programmiert.
Startrichtung, Startimpuls und künstliche Startschwere bestimmten von vornherein das Ziel. Während des fünfdimensionalen Hyperdrives durfte die Navigation nicht mehr beeinflusst werden.
Noch einmal stieg die Spannung, als Barnett die letzten Kommandos gab. Auch jahrelange Routine konnte es nicht verhindern, dass der Mensch vor der Überwindung endloser Lichträume etwas von der Größe und Allmacht der Schöpfung spürte. Und die prokaskische Geisteshaltung passte genau dazu.
„Mit jeder Erfindung, die mir einen Teil des großen Naturrätsels löst“, hatte Iks-Wol-Esak einmal gesagt, „komme ich Gott näher. Und je näher ich Gott komme, um so mehr verstehe ich ihn, um so mehr weiß ich auch, dass er anders ist, als ich ihn mir bis heute vorstellte.“
Der Übergang in die andere Dimension war schmerzhaft. Das Ziehen in den Knochen und Muskeln bewies, dass mit jeder betroffenen Existenz – ob Mensch oder Materie – etwas absolut Umwälzendes vorging. Man nahm es hin wie Tag und Nacht und wie die Jahreszeiten.
Dann fühlte man sich wohler. „Transitionseinsprung beendet!“
Für die Mannschaft begann eine bequeme Zeit. Auf der Brücke regierte der Autopilot – also die Maschine. Nur zwei Mann brauchten die Pro Forma Wache zu halten, um in kritischen Momenten zur Stelle zu sein, was praktisch niemals vorkam. In der Regel holten sie sich einen dritten freiwilligen Mann, damit sie das älteste aller Kartenspiele spielen konnten. Lisman behauptete immer wieder, dass man Skat schon vor 11 000 Jahren gekannt habe. Er behauptete es hartnäckig und bei jeder Gelegenheit, obgleich ihm längst keiner mehr widersprach.
Krut und Psröi gewöhnten sich schnell an das Leben der Götter und fanden, dass diese durchaus viel „Menschliches“ an sich hatten. Sie hüpften und schwebten durchs Schiff, das sie keineswegs als Fahrzeug ansahen, sondern vielmehr als eine Welt für sich, als den schwebenden Thron der Götter, der sich mit der Selbstverständlichkeit allmächtiger Geister durchs All bewegte. Das eine hatten sie schnell hinzugelernt, nämlich, dass die Welt größer war als ihre Wiesen und der Berg Tsous, dass sie nicht hinter den Wolken von Tropa aufhörte.
Bannister beschäftigte sich mit ihnen ebenso viel wie Iks-Wol-Esak. Beide gestanden Barnett, dass es ihnen längst nicht mehr leid tue, sie mitgenommen zu haben, zumal sich die beiden Burschen durchaus wohl fühlten.
„Wir haben das Geheimnis des Schwebens gelöst“, behauptete der Arzt nach einer Woche.
„Was wir für eine zu große Lunge hielten, ist absolut kein Atmungsorgan, sondern die Schwebeblase. Dieses Organ kann bis zur dreifachen Größe des tropaischen Normalkörpers aufgeblasen werden. Zum Schwebeorganismus gehören noch mehrere Vaku-Pumpen, Ventilschläuche und ein Sekret, das durch nach innen gelagerte Drüsen der leergepumpten Schwebeblase einen festen Halt gibt. Die Tropas bringen es auf diese Weise fertig, wie ein Luftballon aufzusteigen.“
Barnett war begeistert über diese erfolgreiche Forschungsarbeit. Er war mit Bannister und Iks sofort in ein ausführliches Gespräch verwickelt.
„Gleich eine Frage, Forry. Du hast die Wirkung des Schwebeorgans absolut verständlich geschildert. Warum aber funktioniert die Blase nicht überall auf dem Planeten?“
„Hm, du meinst den Berg?“
„Genau! Wir wissen aus Kruts Bericht, dass Tsou das Schweben in einer bestimmten Höhe verbietet und sogar unmöglich macht. Die religiösen Vorstellungen der Tropas können wir hier aber doch wohl außer Acht lassen.“
„Aber sicher, Perry. Das eine erklärt sich rein physikalisch wie das andere. Oben am Berg
wird eben einfach die Luft zu dünn, als dass sie einen Tropa noch tragen könnte.“
„Demnach müsste der atmosphärische Drude auf Tropa schon in verhältnismäßig geringer Höhe nachlassen.“
„Iks-Wol-Esak hat es nachgeprüft. Die Luftschicht um Tropa ist in der Tat die dünnste, die wir je auf einem Planeten angetroffen haben.“
„Hm, das erklärt natürlich das Wunder.“
Barnett hatte den Freund und die beiden Tropas längst wieder verlassen und war zu seiner wohlverdienten Freiwache in seine Privatkabine gegangen. Er hatte sich auf die Koje gestreckt, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und auf einen imaginären Punkt unter der Decke gestarrt. Er hatte herzhaft befreiend gegähnt und seine Gedanken der TRILANI voraus ans Ziel geschickt.
In zwei Wochen würden sie den Normalraum erreichen und nach weiteren sechs Tagen auf Terra landen.
Er dachte an den glücklich überstandenen Schiffbruch, an die junge, frische Natur der Erde und an Cora, die zu Haus auf ihn wartete. Diesen privatesten Gedanken, den er seit Wochen gehabt hatte, durfte er nicht zu Ende denken.
Im Interkom-Lautsprecher krächzte plötzlich Praxlomzas heisere Stimme:
„Der Chef wird gesucht. Wer hat den Chef gesehen? Er soll sofort auf die Brücke kommen. Es ist eilig.“
Barnett griff hinter sein Kissen und schaltete sich ein.
„Auf die Idee, dass ich noch ein Privatleben habe, ist wohl keiner von euch gekommen, Prax. Ich bin im Begriff, einzuschlafen.“
„Hallo, Perry! Komm sofort herauf. Perky hat sich den ganzen Arm verbrannt.“
„Tollpatsch“, stöhnte Barnett. „Bin ich der Bordarzt? Holt Forry! Der braucht nicht unausgesetzt seine Tropas zu dressieren.“
„Ja natürlich! Iks ruft ihn ja schon. Aber du musst auch kommen. Erst war nur die Hand verkohlt. Jetzt frisst es plötzlich weiter und ist schon am Ellbogen. Du musst uns helfen.“
„Teufel, ich komme. Ende!“
Barnett sprang aus der Koje, warf sich die Kombinationsjacke über und rannte zum nächsten Lift. Zwanzig Sekunden später betrat er die Kommandozentrale.