Читать книгу Gestrandet in der Unendlichkeit: Paket 15 Science Fiction Abenteuer - Conrad Shepherd - Страница 25
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ОглавлениеDer Nobelkreuzer Fandamino war bekannt. Die Raumerfassung erkannte ihn deshalb auf Anhieb. Zwar gab es das Gerücht, dass es den Nobelkreuzer mehrfach gab, aber Genaueres wusste darüber niemand zu sagen.
Großmogul Tscholu Fandamino war im Anflug. Daran zweifelte jetzt niemand mehr. Schon bevor er sich persönlich per Funk bei der Weltraumkontrolle meldete.
Und auch die planetare Kontrolle erfuhr davon.
Der König hatte sich die ganze Zeit über hier aufgehalten, damit er es nur ja nicht verpasste. Und er hatte dafür gesorgt, dass es der gesamte Planet erfuhr.
Immer wieder wurde die Nachricht über die planetaren Medien verbreitet, nicht nur für die hier lebenden Kartellmitglieder, die sich selber Adakonis nannten, sondern natürlich auch für die Bevölkerung.
Die unterdrückten Einheimischen, die es hörten, duckten sich unwillkürlich, als jetzt auch noch bekannt wurde, dass der Großmogul tatsächlich persönlich gekommen war.
Inzwischen wusste jeder auf Alpha Epsilon, auf welche Weise der Adjutant des Königs Prolem Zumal in Ungnade gefallen war. Es wurde auch nicht versäumt, darauf hinzuweisen, dass sich Prolem Zumal in einem Bunkersystem unterhalb des Palastes verschanzt hatte, von wo aus er nicht entkommen konnte, weil natürlich alles abgeschirmt war.
Es wurde klar, dass der Großmogul nur deshalb kam, um hier alles im Sinne des Kartells zu richten. Für die Bevölkerung würde es wohl bedeuten, dass die Bedingungen für jeden von ihnen noch schlechter wurden.
Der König selbst hatte in den Medien gesprochen und darauf hingewiesen, dass er sich in den letzten Jahren zu sehr aus allen Geschäften herausgehalten hatte, was zu unabsehbaren Folgen führen würde, ohne das Eingreifen des Großmoguls. Wobei es eine besondere Ehre sei, wenn dieser sich wirklich persönlich bemühe.
Da gab es keinen Adakoni, der das nicht glaubte. Zumal jeder von ihnen insgeheim von Ehrfurcht für den großen Führer des Kartells erfüllt war.
Nur einer blieb ungewöhnlich gelassen: Puppenspieler Erik!
Er befand sich im Palast. Genauer gesagt: Er hatte sich in den Bereich zurückgezogen, in dem Großmutter Schira ihn regelrecht hatte schlachten wollen, bei lebendigem Leib wohlgemerkt. Dieses grausame Schicksal blieb zukünftig allen kleinen Jungen der Stadt erspart, weil es Großmutter Schira nicht mehr gab.
Und Erik konzentrierte sich voll und ganz auf den Avatar des Königs, während der wahre König in seinen Gemächern isoliert blieb und von alledem nicht das Geringste ahnte. Inzwischen hatte er zwar versucht, die Sperre wieder aufzuheben, weil er keinerlei Verbindung mit außerhalb bekam, aber sogar das war ihm nicht mehr möglich. So war er eigentlich wesentlich schlimmer noch dran als sein ehemaliger Adjutant Prolem Zumal, der das Treffen von Großmogul Tscholu Fandamino mit dem selbsternannten König dieser Welt mit verfolgen konnte.
Obwohl es sich eben nicht um den echten König handelte, sondern um einen Avatar, aber das wusste außer Erik ja nur Prolem Zumal.
Das Treffen fand im Kontrollzentrum statt, in einem besonderen VIP-Bereich, von ungezählten Kameras überwacht, nachdem Großmogul Tscholu Fandamino mit seinem Nobelkreuzer gelandet war. Er hatte ohne Begleitung sein Raumschiff verlassen und war scheinbar ohne jeglichen Schutz zum Kontrollzentrum gegangen. Zu Fuß wohlgemerkt.
Allerdings hatten die Scanner festgestellt, dass er sich durchaus schützte, nämlich mit einem ungewöhnlich starken Schutzschirm. Dieser blieb unsichtbar, und die Ingenieure machten sich Gedanken darüber, wie ein so starker Schutzschirm eigentlich tragbar gemacht werden konnte. Offenbar hatte der Großmogul technische Möglichkeiten, von denen normale Adakonis höchstens zu träumen wagten.
Er schaltete seinen Schutzschirm auch nicht ab, als er das Gebäude bereits betreten hatte.
Erst als er unmittelbar König Feisal Allamon gegenüber stand, der ihn lächelnd erwartete.
Dafür, dass er sich beim Gespräch über die interstellare Verbindung selbst an den Pranger gestellt hatte, wirkte er eigentlich ziemlich gefasst.
Er betrachtete den Großmogul, der erstaunlich normal wirkte. Wieso auch nicht? Ein untersetzter Mann mittleren Alters, wie es schien. Er trug eine sehr ernste Miene zur Schau und machte keinerlei Anstalten, seinen Gastgeber zu begrüßen.
„Ich wünsche sofortigen Zugriff zu allen Informationsquellen, damit ich mir ein umfassendes Bild von der Lage machen kann!“, schnarrte er stattdessen.
„Sehr wohl, Großmogul, das wird selbstverständlich gewährt!“, sagte der König, trat unaufgefordert auf Tscholu Fandamino zu und… stieß ihm mit aller Kraft ein Messer in die Brust.
Nicht nur einmal, sondern er hielt ihn mit der freien Hand an der Schulter fest, um das Messer wieder herauszuziehen und abermals zuzustechen, obwohl der erste Stich eigentlich schon tödlich war.
Dabei murmelte der König, nur hörbar für den sterbenden Tscholu Fandamino:
„Äußerst enttäuschend für mich, dass der Großmogul nur einen seiner zahlreichen Doppelgänger geschickt hat. Jammerschade, weil damit mein Plan leider nicht so ganz aufgeht. Nur gut, dass in diesem Moment ein anderer Avatar das Signal für die Raumflotte von Axarabor sendet. Die wird sich freuen, eine weitere Welt vom Joch des Kartells befreien zu können.“
Mehr konnte er nicht mehr sagen, denn der offensichtliche Mord an Großmogul Tscholu Fandamino war ein so krasses Vergehen, dass seine eigenen Leute ihre Loyalität vergaßen und jetzt auf ihn schossen. Eigentlich nur, um ihren allerobersten Führer Fandamino doch noch retten zu können, aber dazu war es sowieso schon zu spät.
Beide starben jetzt. Der König genauso wie der Großmogul. Und weil alle Aufnahmegeräte live geschaltet waren, bekam es der gesamte Planet mit.
Auch Prolem Zumal, der fassungslos den Kopf schüttelte.
Bis ein zweiter Avatar des Königs wieder bei ihm auftauchte.
„Was…?“, begann Prolem Zumal.
Der Avatar erklärte ihm zerknirscht, dass der Plan leider nicht aufgegangen war. Der Großmogul hatte nur einen Doppelgänger ausgesendet und sich nicht persönlich bemüht. Als hätte er geahnt, dass dies alles nur eine tödliche Falle für ihn sein sollte.
„Und was jetzt?“, stellte Prolem Zumal die berechtigte Frage.
„Wäre ich wirklich nur ein seelenloser Mörder, würde ich dich jetzt genauso töten wie den König in seiner selbstgewählten Isolation. So aber ziehe ich mich einfach wieder zurück und überlasse alles Weitere der Raumflotte von Axarabor, wohl wissend, dass diesmal keiner von euch mehr rechtzeitig von hier verschwinden kann. Denn dazu müsstest du erst eine Warnung herausgeben, weil du es als einziger von mir weißt. Doch selbst wenn dir das gelingen würde:
Wer würde dir jetzt noch glauben wollen?“
Damit verschwand nicht nur der Avatar, der sich bei ihm befand, sondern auch der niedergeschossene Avatar im planetaren Kontrollzentrum.
Es blieb nur die Leiche des falschen Fandamino zurück, was sich natürlich niemand erklären konnte.
Es würde ein Rätsel bleiben, selbst nach den Aufräumarbeiten der Raumflotte von Axarabor, wie zu erwarten war, weil eben niemand von dem nur scheinbar erst fünf Jahre alten kleinen Jungen mit den blonden Locken und den blauen Augen und dessen besonderen Fähigkeiten wusste…
ENDE