Читать книгу Gestrandet in der Unendlichkeit: Paket 15 Science Fiction Abenteuer - Conrad Shepherd - Страница 17

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Die beiden Palastwachen in der Überwachungszentrale des Palastes staunten nicht schlecht, als sich plötzlich hinter ihnen ganz zaghaft die Tür öffnete und ein kleiner Bub mit blonden Locken und strahlend blauen Augen eintrat.

Automatisch waren ihre Hände zu den Waffen geflogen, doch sie zogen diese nicht, sondern starrten nur auf den kleinen Jungen, der hier absolut gar nicht hinein passte.

„Wer, bei Setna, bist du denn?“

„Ich – ich bin Erik!“, stellte sich der kleine Junge verdattert vor.

„Und wie kommst du überhaupt hierher?“

„Die – die böse Oma hat mich her gebracht.“

„Böse Oma?“

Die beiden warfen sich einen verstohlenen Blick zu.

„Ja, sie war lieb und nett und ging mit mir in den Keller. Dort hat es komisch gerochen, und dann hat sie mir gesagt, dass sie mich schlachten wolle, bei lebendigem Leib. Weil dann mein Fleisch besser schmecken würde.“

„Äh, ja.“ Der eine Wachmann suchte verzweifelt nach Worten.

Der andere kam ihm zu Hilfe.

„Du meinst Großmutter Schira, nicht wahr?“

Erik nickte zögernd.

„Und was ist dann passiert? Wieso konntest du fliehen?“

„Ein – ein ganz großes Tier war dort unten. Es war soooo groß!“ Erik breitete weit die Arme aus, um es zu demonstrieren.

„Und dann? Was hat das Tier gemacht?“

„Es hat die böse Oma gefressen, bevor sie mich fressen konnte.“

„Und dir hat es nichts getan?“

„Nein, hat es nicht. Ich hatte trotzdem schreckliche Angst und bin abgehauen. Und jetzt habe ich mich verlaufen. Ich – ich will heim zu meiner Mama!“

Jetzt fing der kleine Junge auch noch zu weinen an.

Die beiden Wachmänner kannten kein Mitleid. Mit niemandem. Höchstens mit sich selber. Also auch nicht für so einen kleinen Jungen, der mit knapper Not der Menschenfresserin entkommen zu sein schien. Das kümmerte sie nicht. Zumal sie ganz andere Sorgen hatten. Immerhin war ihr König ausgerechnet von seinem engsten Vertrauten als Geisel genommen worden. Einen Toten hatte es bisher bereits gegeben. Zwar nur einer der Leibwächter, aber immerhin…

„Du kannst hier nicht bleiben, Kleiner!“, sagte der Wachmann streng. „Geh wieder. Wir müssen arbeiten.“

„Aber könnt ihr mich denn nicht heim bringen?“

„Nein, können wir nicht. Geh wieder hinaus und suche selber nach dem Ausgang. Vielleicht begegnet dir ja draußen jemand, der dir hilft? Wir können jedenfalls hier nicht weg.“

Dem anderen fiel etwas ein. Er runzelte nachdenklich die Stirn.

„Sage mal, wie bist du überhaupt hier herein gekommen? Die Tür ist doch durch einen Code gesichert.“

„Ach, den habe ich durch euch erfahren“, antwortete der Kleine leichthin und wischte sich die Tränen mit dem Ärmel seiner Wollweste ab.

„Wie bitte? Wie geht denn das?“

„Ich habe es aus euren Gedanken, besser gesagt. Ich kann nämlich in euren Köpfen lesen wie in einem sprichwörtlichen Buch, obwohl da ansonsten nichts Brauchbares zu finden ist, außer eben dem Türcode.“

Jetzt zogen die beiden doch noch ihre Waffen und legten auf den Kleinen an. Der war ihnen nämlich plötzlich mehr als unheimlich.

Er schaute sie an, und irgendwie veränderten sich dabei seine Augen.

Sie schossen ohne Vorwarnung, doch dort, wo sie den Kleinen gerade noch im Visier gehabt hatten, war er nicht mehr.

Er war nirgendwo mehr zu sehen.

Konnte er sich denn unsichtbar machen?

„Im gewissen Sinne schon!“, antwortete Erik auf ihre Gedanken. Seine Stimme klang direkt in ihren Köpfen auf. „Und übrigens war es ein großer Fehler, auf mich zu schießen. So etwas kann ich nicht durchgehen lassen.“

Kaum hatte er geendet, als direkt vor ihren sich vor Schreck weitenden Augen ein mächtiges Ungetüm entstand. Eine Art Raubsaurier mit einem gewaltigen Maul und Zähnen, so spitz wie Nadeln.

Dem einen biss das Untier einfach den Kopf ab, bevor dieser zum Schießen kam. Der andere konnte zwar noch schießen, wobei er das Untier schwer traf, doch es nutzte ihm nichts mehr, denn auch ihm wurde kurzerhand der Kopf abgebissen.

Während ihre Leichen von den Stühlen kippten und am Halsstumpf auszubluten begannen, löste sich der schwer verletzte Saurier wieder auf. Die Nadeln, die ihn getroffen hatten, fielen haltlos zu Boden – beziehungsweise das, was von ihnen noch übrig war, nämlich winzige, flache Klümpchen.

Durchaus ungewöhnlich, denn normalerweise wurden die Nadeln bis auf ihre molekulare Ebene zerfetzt von der Aufprallenergie. Es bewies zumindest, dass der Saurier keine gewöhnliche Konsistenz besessen hatte.

Erik stand kopfschüttelnd mitten in der Blutlache, die sich ausbreitete.

„War das jetzt wirklich nötig gewesen?“, murmelte er bedauernd vor sich hin.

Und in der Tat, er hätte die beiden Wachmänner lieber verschont, aber sie hatten ihm leider keine andere Wahl gelassen.

Vorsichtig bahnte er sich einen Weg durch das viele Blut und trat vor die Bildwand.

Er wusste ja, wo Prolem Zumal mit seiner Geisel zu finden war, obwohl dieser Bereich nicht mehr überwacht wurde.

Kurzerhand betätigte er die Rundsprechanlage und sagte mit der Stimme eines der Wachmänner:

„Alle verfügbaren Kräfte umgehend in Sektor zwei eins Berta. Der Geiselnehmer ist mit unserem geliebten König nicht durch den Seitenausgang verschwunden, sondern durch eine Geheimtür.“

Er beschrieb genauestens den Weg, den die Wachleute gehen mussten, um dem Flüchtigen sofort nachfolgen zu können, ohne weitere Suche.

Dann verließ Erik die Überwachungszentrale wieder.

Das Blut an seinen Schuhen ignorierte er einfach, genauso wie die blutige Spur, die er damit hinterließ. Sollten sich die Palastwachen doch die Köpfe darüber zerbrechen, wie ihre beiden Kollegen umgekommen waren, während der Mörder der beiden nur die Größe eines kleinen Kindes zu haben schien, seinen Spuren nach zu urteilen…

Gestrandet in der Unendlichkeit: Paket 15 Science Fiction Abenteuer

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