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*** #15 ***

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Erst kommt stundenlang überhaupt kein Auto, und dann zwei auf einmal, von beiden Seiten der Brücke aus. Schon seltsam.

Shit. Da stimmt was nicht.

Beide haben angehalten und den Motor ausgemacht. Eine weiße Mittelklassekarre, ein Auto ohne Eigenschaften, der andere ein mittelgroßer schwarzer Benzer. Was soll das werden? Wenn jetzt andere Autos kommen, rasen die doch voll in die zwei rein, wenn sie mitten auf der Fahrbahn parken. Hier stimmt was überhaupt nicht.

Shit-shit-shit, aus dem weißen Wagen vorne steigt einer aus.

It’s a trap! Die wollen irgendwas, die wollen irgendwas von mir, denn sonst ist ja keiner da. Meine Kohle? Stuss, das ist hier nicht New York vor dreißig Jahren, außerdem würden sie dafür nicht den Aufwand treiben und mit ihren Karren an beiden Enden die Brücke blockieren. Es muss um was Größeres gehen. Vielleicht läuft hier eine Drogenübergabe oder so und ich bin nur zur falschen Zeit am falschen Ort.

Egal. Schnell weg, am besten zurück zum Auto, das steht ja direkt um die Ecke. Aber dafür müsste ich am Benzer vorbei, und die werden mich bestimmt nicht vorbeilassen.

Werden sie nicht.

Weil da jetzt auch einer aussteigt. Der Typ, kaum zu erkennen, lässt die Tür offen und lehnt sich ganz locker drauf, als ob er wüsste, dass ich nicht schnell genug bin, um einfach an ihm vorbeizurennen. Und wenn ich es doch versuche? Einfach volles Rohr auf ihn zulaufen und dann in letzter Sekunde zur Seite springen, so wie früher beim Wer-hat-Angst-vorm-schwarzen-Mann?

Schwachsinn, das könnte Harry, die Marathon-Frau, vielleicht hinkriegen, aber nicht ich, schon gar nicht mit den fetten Boots.

Jetzt kommt der Typ aus der weißen Karre rüber! Trägt Turnis und eine uncool glänzende Taxifahrer-Lederjacke. Schlendert ganz locker auf mich zu, strengt sich kein bisschen an, weil auch er weiß, dass diese deutsche Lusche, auf die man ihn angesetzt hat, keinen Widerstand leisten wird.

Was wollen die bloß? Sind wir bei den Ermittlungen für die Forensecura jemandem auf die Füße getreten. Hat es mit der Sache unten in Thailand zu tun, sind es Nordkoreaner? Es muss eine Verwechslung sein.

Das Styling von dem Typ aus dem weißen Wagen sieht nach Ostblock aus, Ukraine oder Weißrussland. Oder sollte es jemand von den Amis sein, einer aus Rawlins’ Truppe, der wegen der Sache mit dem Objekt noch angepisst ist? Quatsch, mit denen sind wir seit der Affäre Karaboudjan richtig dicke. Wer also?

Der Lederjacken-Typ legt die Hände um den Mund.

»Herr Schröder.«

Der kennt meinen Namen, es ist keine Verwechslung, die sind hier, um mich zu ficken.

Ruhig, ganz ruhig. Was sind die Optionen: Wegrennen geht nicht, ich könnte noch die 112 wählen, doch bis jemand hier ist, haben die mich längst auseinandergenommen. Bleibt nur kämpfen, so wie diese Speckbacke Steven Seagal in »Alarmstufe: Rot«, ich muss sie mit meinen Martial-Arts-Skills einfach überrumpeln.

Die leider nicht existent sind.

Da, wo diese Typen herkommen, lernt man als Mann bestimmt noch, was in so einer Lage zu tun ist, wie man sich verteidigt. Als pazifistischer Vollkasko-Deutscher ist man geliefert.

Lieber mal schön präventiv die Arme hochnehmen und hoffen, dass sie nicht mit Laserwaffen kommen. Unpassende Referenzen bis zum Schluss, man hat ja sonst nichts.

Oder kommt doch noch Hilfe?

Doch, da ist was – ein Motorgeräusch.

Klingt aber nicht nach Auto, eher nach Motorrad. Egal, das könnte die Rettung sein! Wenn jetzt jemand vorbeikommt, wird er sehen, was hier abgeht, und sofort die Bullen rufen. Oder er greift sogar selbst ein. Dann können sie das mit ihrer Entführung, oder was auch immer sie vorhaben, vergessen. Doch von wo kommt das Motorrad? Auf keiner Seite der Brücke sind Scheinwerfer zu sehen.

Nicht gut. Der Typ mit der Lederjacke hat das Motorgeräusch auch gehört und auf Joggen umgeschaltet; er brüllt weiter rum.

»Herr Schröder!«

Okay, das klang schon leicht angenervt. Und er packt mit der Hand an seine Seitentasche, zieht am Reißverschluss … der will garantiert eine Pistole rausholen, aber er kriegt die Tasche nicht auf. Jetzt guckt er an seiner Jacke runter.

Das ist es! Das ist der Moment, er ist abgelenkt! Jetzt könnte ich an ihm vorbeirennen, ich muss nur los. Warum bloß wollen die Boots nicht, kleben die am Asphalt fest oder was?

»Schröder!«

Eine Frau ist auch dabei? Aber der Ruf klang irgendwie anders. Der kam nicht von einem der Autos, sondern aus einer anderen Richtung. Ihre Stimme klang irgendwie … dumpf, als würde sie unter der Brücke sitzen. Aber da ist doch nichts, da ist alles schwarz.

»Schröder!«

Harry?

»Schröder, spring!«

Aber wohin soll ich springen, Harry, sag mir wohin?

»Verfickt – spring!«

Warum denn so ordinär, Frau Thorborg? Ich hab’s doch verstanden.

Das Boot, in dem sie sitzt und brüllt, donnert vorne unter der Brücke raus und zieht eine schaumige Welle hinter sich her. Wäre die schwarze, glänzende Suppe da unten nicht so kalt, könnte sie fast einladend aussehen.

Man kann sich wirklich ganz leicht über das Geländer schwingen. Okay, mit dem Kopf voran zu springen ist vielleicht keine gute Idee, weil man ja nie weiß, wie tief das Wasser ist. Womöglich ist es voller Eis, wie das Waschbecken, in das Huey Lewis seinen Kopf im Video von »I Want A New Drug« getaucht hat. Das haben wir einen Sommer lang auch immer gemacht, weil wir es cool fanden. Junge, ist das kalt.

Systemabsturz

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