Читать книгу Rosenwolke und die Formel der Welt - Cort Eckwind - Страница 19
12.
ОглавлениеIm Rückblick: Einige Jahre nach den letzten Atemzügen des dunklen Mittelalters, in einem Herrenhaus, nahe dem Schloss des Königs, dort wo einst eine Festung der Gallier stand.
Der Frühling zog ein im Garten des Hexagons, dem wie ein Sechseck geformten Land. Die Natur erblühte mit unbändiger Kraft in der fruchtbaren Landschaft, die ein wilder, ungezähmter Strom durchfloss – entlang majestätischer Schlösser, monumentaler Festungen und oftmals ein wenig versteckter, idyllisch gelegener Herrenhäuser. Und hoch über der kleinen Stadt lag auf einem rauen Felsplateau die gewaltige Residenz. Jedoch herrschte hier, wo man jetzt das prunkvolle höfische Leben in vollen Zügen genoss, noch vor Jahren rege, den Schweiß treibende Betriebsamkeit:
Die königlichen Baumeister, und in deren Gefolge zwei Dutzend namhafte Künstler und Gelehrte, arbeiteten Tag und Nacht daran, die gewaltige Schlossanlage im schöpferischen Stil der neuzeitlichen Architektur zu erweitern, ja kunstvoll zu verschönern. Denn Prunkliebe und opulente Großzügigkeit sollten nun auch bei Hofe einkehren und in nichts dem betörenden Glanz der noblen Patrizierpaläste in den entfernten, vom Geld und den schönen Künsten geprägten, mächtigen Handelsmetropolen nachstehen. Nun sollten auch hier ausschweifende Feste und frivole Maskenbälle lustvoll genossen werden, jetzt gebar die Zeit eine eigene Lebenskunst mit all ihrer verschwenderischen Raffinesse. Jeden in der adligen Schleppe des Königs erfasste ein zuvor noch nie verspürtes Fieber: das Fieber der Baukunst. Es nahm wie im Rausch Besitz und verschlang riesige, bis dahin für unmöglich gehaltene Geldsummen – wollten doch alle an der epochalen Kathedrale eines neuen, unersättlichen Lebensstils teilhaben. Und immerwährend vernahm man das ohrenbetäubende, eintönige Hämmern der flandrischen Steinmetze. Auch nicht der tägliche Einbruch der Dämmerung konnte sie von ihrem besessenen Tun abhalten. Gemeinsam mit einem Heer von Maurern und unzähligen Hilfskräften schufteten sie zu jeder Jahreszeit im Schein der lodernden Fackeln – froh, wenn von der Winterkälte noch klamme Finger in der milden Sonne des Frühjahrs allmählich wieder begannen, sich aufzuwärmen.
Obwohl die künstlerische Ausgestaltung der herrschaftlichen Residenz mit den zahlreichen, kostbar verzierten Brüstungen und Giebeln sowie den lichtdurchfluteten Arkaden immer wieder vollstes Entzücken der Mächtigen hervorrief, durfte doch die kriegstaugliche Befestigung der gewaltigen Mauern und Türme nicht vernachlässigt werden: Hier galt es, einen viel zu niedrigen Türdurchbruch zu erweitern, dessen zu Stein gewordene Wehrhaftigkeit schon vor Jahren einem schwächlichen, noch keine dreißig Jahre alten König die Stirn bot – sodass dieser, völlig unerwartet, zu Tode kam. Dort sollten in Spiralform angeordnete Rampen errichtet werden, breit genug, um mit Pferd und Wagen in die obersten Etagen zweier gewaltiger, asymmetrisch angeordneter Türme zu gelangen, die zwischen den Schlossflügeln steil in die Unendlichkeit des Himmels ragten. Und all dies geschah mitten im Herzen des Landes und doch so weit weg von der Stadt, der des Adels immerwährende, zeitlose Liebe galt. Der Stadt, die ihre Väter vor vielen Jahren fluchtartig verlassen mussten und in die ihre Kinder einst wieder zurückkehren würden, um vom unausweichlichen, tödlichen Lauf der Revolution hinweggefegt zu werden.
Südlich, nicht unweit vom Schloss lag in einem weitläufigen Park ein geheimnisvolles Herrenhaus im spätgotischen, flamboyanten Stil. Helle, frühlingshafte Sonnenstrahlen erweckten die rosaroten Backsteine und den weißen, witterungsbeständigen Kalktuff der eleganten Fassade zu neuem, farbenprächtigem Leben. Ein Meister der Malerei, ein begnadeter Ingenieur und Wissenschaftler, hochbetagt an Jahren und weit gereist in den modernen Geburtsstädten der schönen Künste, bewohnte den Landsitz.
Es war um die Mittagszeit, als der Medicus das von Weinbergen umgebene Anwesen erreichte und vom treu ergebenen Diener des alten Mannes mit besorgter, aber auch Freude ausstrahlender Mine begrüßt wurde – denn der Greis erwartete den Ankömmling bereits sehnlichst. Und obwohl sich das Rad der Zeit um viele Jahre gedreht und ein jeder menschliche Körper sich verändert hatte, erkannte der Diener den scheinbar Fremden sofort. Er entsann sich seiner, als sei es erst gestern gewesen; und plötzlich sah er wieder längst vergessene Bilder der Erinnerung, ganz nah und doch so lange her: So wie jetzt schien die Frühlingssonne, während er mit seinem Herrn hoffnungsvoll, aber auf beschwerlichen Pfaden und bepackt mit dem gesamten Hab und Gut, in die Wiege der Neuzeit reiste, die Stadt des Reichtums, kulturelles Zentrum einer ganzen Epoche. Auf dem Weg dorthin verweilten sie kurz an der erhabensten Universität des Landes. Und dort, wo schon vor Jahrhunderten gelehrte Männer höchst aufmerksamen Schülern Unterricht über das Wesen des Rechts erteilten, erlebten sie einen lebhaften Diskurs der Artisti, der Studierenden von Philosophie und Theologie, von Mathematik, Medizin und Astronomie.
»Wie wunderbar sind doch Gottes Wege«, sagte der Diener, während er den ihm freundlich zulächelnden Medicus von oben bis unten musterte. »Wart Ihr damals nicht einer der Artisti? Jung, voller Wissensdurst und leidenschaftliche Worte über das Bildnis der Welt führend?« Dankbar nahm er das kurze Kopfnicken des Medicus auf.
Aber es blieb keine Zeit, das Unergründliche weiter zu durchdenken. Rasch geleitete er den Neuankömmling über die knarrenden Dielen der hölzernen Wendeltreppe des spitzgiebligen Turms hinauf in das obere Stockwerk. Entlang eines im modernen Stil erneuerten Wehrganges, der bei aufwendigen Theaterfesten des Hofes besonders den adligen Damen als begehrte Tribüne diente, erreichten sie sodann einen rechtwinklig an den Turm grenzenden Gebäudetrakt. Dieser beherbergte mehrere Zimmer und Stuben, die Küche sowie des Meisters Arbeitsraum. Ein an der gegenüberliegenden Seite des Turmes spiegelbildlich anrainendes, doppelstöckiges Gebäude mit einzelnen Zimmern, einer kleinen Kapelle sowie dem großen Festsaal vervollständigte den stattlichen Wohnsitz.
Leise und bedächtig betrat der Gast das Schlafzimmer des Greisen. Ein leichter Luftzug, hervorgerufen durch undichte Fenster und den Sog der sich öffnenden Tür, wehte sacht durch den Raum. Behände öffnete der Medicus die broschenähnliche Schließe seines glockenförmigen, aus gewalktem Loden geschneiderten Mantels, den er über schwarzem Hemd und rotem Wams trug. Nachdem er den bodenlangen, leicht gefütterten und mit Eichhörnchenpelz besetzten Wetterschutz auf einem nahe der Tür stehenden, aus Eichenholz gefertigten Scherenstuhl abgelegt hatte, ließ er neugierige Blicke durch den Raum gleiten, gleichermaßen fasziniert von dessen Schlichtheit und einer widerstreitenden Opulenz.
Der alte Mann schlief tief, fast verloren erscheinend in einem mächtigen Bett. Auf vier gedrechselten Pfosten ruhte ein von kostbaren, schweren roten Samtvorhängen umspannter Eichenholzhimmel, reich verziert mit geschnitzten Skulpturen von Chimären, Putten und Seeschlangen. In einem riesigen Kamin loderte Feuer, dessen Wärme der Medicus angenehm wohlig verspürte, war doch die Kälte des Winters noch nicht vollständig aus dem im Sommer kühlenden Mauerwerk gewichen. Zwei Säulen flankierten die offene Feuerstelle. Auf deren Schultern fand sich ein breiter Sturz mit königlichem Wappen und darüber eine imposante steinerne Haube, die bis unter die von mächtigen Holzbalken getragene Decke ragte. Aus der Zeit in südlichen Gefilden kannte der Medicus die Bauweise der Einfassung aus leicht grau wirkendem, mattem Sandstein – benutzten doch alle großen Künstler das schier unerschöpfliche bildhauerische Möglichkeiten bietende Baumaterial für Säulen, Kapitelle und Wanddekors. In der Mitte des Raumes, neben einer großen Eichenholztruhe, lagen auf einem massiven, rechteckigen Tisch mit einem Fußgestell aus vier seitlichen Beinen, scheinbar wahllos zerstreut einige Manuskripte, Notizen und Zeichnungen des alt gewordenen Genies.
Langsam schritt der Medicus zu einem der beiden zweiflügeligen, bleiverglasten Sprossenfenster, die sich auf der dem Bett gegenüberliegenden Seite in nach oben hin abgerundeten Mauernischen befanden. An wolkenfreien Frühlingstagen und besonders zur sommerlichen Jahreszeit, durchfluteten die wärmenden Strahlen der Sonne die Öffnungen und tauchten den Schlafraum in gleißendes Licht. Von hier aus konnte der alte Mann, aber auch jeder Besucher einen traumhaften Blick auf den in der Sonne golden schimmernden Fluss, die terrassenartigen, in zarten Farbtönen gehüllten Gärten und das immer prachtvoller werdende Schloss genießen. Im Moment, als der Medicus den eisernen Beschlag des ihm nächstgelegenen Fensters löste und einen der beiden Flügel nach außen öffnete, erfüllte sogleich ein frischer, vom sinnlichen Duft unzähliger, jetzt betörend aufbrechender Frühlingsblumen durchtränkter Luftzug das Schlafgemach. Begierig sog er das Geschenk der Natur in die Lungen ein, spürend, wie die frische Brise auch nach all den Jahren noch das Leben im Körper pulsieren ließ. Ja, es drängte ihn, dieses Leben in allen faszinierenden Geheimnissen zu erträumen, zu erfahren, zu erforschen. Leidenschaftlich liebte er die Magie der Zahlen, drängte ihn die Neugier immer wieder, in tiefste kosmische Sphären und verschachtelte Systeme einzudringen. So raffiniert und wohl durchdacht ist die Anordnung der Zahlenwelt, überlegte der Medicus still, wie die Schubladen und geheimen Fächer eines Kabinettschrankes. Unwillkürlich fiel sein Auge auf ein ebensolches Möbelstück in Reichweite des großen Bettes. Während er an dem Mobiliar noch die aufwendigen Intarsien aus Perlmutt, tiefschwarzem Ebenholz und weißem, wie Elfenbein schimmerndem Gold bewunderte, erwachte der Greis.
Der alte Mann hustete in ein seidenes, mit schmalen Goldborten umnähtes Tuch, so als hätte er sich beim gierigen Einatmen des Lebenselixiers, welches nun auch die Schlafstatt umschlang, verschluckt. Seine dunkelblauen Augen erkannten die männliche Gestalt am Fenster und ein ruheloser Verstand sagte, dass es derjenige sein musste, dessen Besuch er so sehnlichst entgegengesehen hatte. Nur zu gerne gedachte er ihres schon so viele Jahre zurückliegenden zufälligen Treffens an der Mutter aller Universitäten und jener kühnen Disputatio – des leidenschaftlichen, die alte Welt infrage stellenden Disputs über das von der Kirche vertretene, die Erde in den Mittelpunkt stellende Weltbild. Ja, er konnte sich noch gut erinnern: Mit glühendem Herzen und voller Wissensgier lauschten sie damals den zweifelnden Worten des dort lehrenden großen Magisters der Astronomie. Auch wenn dieser für die nach Umsturz schreienden Behauptungen damals nicht einen einzigen überzeugenden Beweis führen konnte, so blieben seine Worte doch auf ewig in den nach Erkenntnis lechzenden Herzen der Zuhörer.
Fürsorglich schloss der Medicus das Fenster – befürchtend, dem alten Mann könne sonst ein Ungemach geschehen. Dann griff er nach einem hölzernen Stuhl mit verzierter, halbrunder Lehne, deren spindelförmige Kreisel sich mit der breiten und in rotem Samt bezogenen Sitzfläche verbanden. Langsam, mit Ehrfurcht und voller Erwartung, schritt er auf die dem Kamin zugewandte Kopfseite des Bettes zu. Dort stellte er den Stuhl ab und setzte sich. Sogleich beugte er Körper und Gesicht etwas vor, um die leisen, bedächtig gesprochenen Worte des Greises besser aufnehmen zu können.
»Seid willkommen. Dem Himmel sei Dank, dass Ihr den weiten und beschwerlichen Weg auf Euch genommen habt.« Ganz leise, den Kopf dem Gaste ein wenig zugewandt und mit zittriger Stimme gesprochen, drückten die Worte des Alten wohlgemeinte Dankbarkeit und Erleichterung zugleich aus.
Der Medicus ergriff sanft die linke, schon von starker Gicht gezeichnete knochige Hand des betagten Mannes. Dessen müde wirkendes Gesicht wies tiefe Furchen auf, die Haut sah ledern und spröde aus, getrocknet von der Sonne. Körperlich, das registrierte der Arzt sofort, wirkte der Alte zerfallen, zumal der anscheinend von einem Schlaganfall gelähmte rechte Arm nur noch leblos auf einer mit Hermelinpelz gefütterten, seidenbezogenen Bettdecke lag. Im Gesicht des Greises wölbte sich über einem schmallippigen Mund und der spitzen Nase eine hohe, faltige Stirn. Es schien dem Medicus, als sei selbst die kleinste Furche in diesem Antlitz noch tiefer Ausdruck eines lebenslangen, rastlosen Denkens über das Sein der Welt und die Geheimnisse einer wundersamen Natur. Das fast kahle Haupt des alten Mannes bedeckte eine aus schwarzem, teurem Samt geschneiderte, Kopf und Ohren wärmende Haube, deren Bänder offen herabhingen. An den Seiten wallten leicht gelockte Überreste eines einst wohl üppigen Haarwuchses hervor, an den nur noch der schneeweiße, bis auf die Brust fließende Vollbart erinnerte. Alles trug die morbiden, unerbittlichen Anzeichen des Vergänglichen. Aber unter buschigen Augenbrauen funkelten zwei hellwache Augen wie edle Diamanten. Unzerstörbar, unbesiegbar. Ihr fantastisches Feuer zeugte von einem niemals erlöschen wollenden, scharfen Verstand, der den Weisen unermüdlich, unersättlich und von großer Neugierde getrieben, nach der letzten, absoluten Wahrheit suchen ließ.
Der alte Mann spürte, dass die Zeit verrann und der nahende Tod ihm auf so viele Fragen die Antworten verwehrte. Am Ende verblieben nur quälende Zweifel, die ihm mehr Pein bereiteten als alle Schmerzen des altersschwachen Körpers. Mit letzter, allergrößter Willenskraft gelang es ihm, sich ein wenig aufzurichten und Gedanken in Worte zu fassen. Gedanken, die ihn so unendlich bewegten und seinem hellwachen Geist keine Ruhe gönnten: »Glaubt Ihr …«, sprach er klar zu dem Medicus, »… dass die Natur einer sinnreichen Gesetzmäßigkeit unterliegt, aus der all die vielfältigen und eigentümlichen Formen in unserer Welt entstanden sind? Wiederholen sich die Muster, so wie der Tag die Nacht ablöst? Oder gibt es gar eine unerschöpfliche, wunderbar göttliche Vielfalt? Wie viele Veränderungen mögen wohl aufeinanderfolgen, bis eine Form des Lebens zugrunde geht? Gibt es eine einzige Kraft, die alles bewegt und verändert? Baut eine Form auf der anderen auf, das Leben auf dem Tod? Und wie hat alles angefangen?« Der Alte stieß die Fragen mit der kraftvollen Wucht eines Schmiedehammers heraus, der in rascher Abfolge auf glühendes Eisen schmettert. Doch als das letzte Wort die spröden Lippen verließ, sank der müde Körper völlig erschöpft in sich zusammen.
Von der Heftigkeit der völlig unerwarteten Fragen erschrocken, gab der Medicus die Hand des Alten frei, wich ein wenig zurück, so als wolle er dem unerbittlichen, tödlichen Hieb eines geschärften Schwertes ausweichen. Er musste nachdenken, unfähig sofort zu antworten.
Der Mann, den der Greis zu sich gebeten hatte, war ein bescheidener, zurückhaltender, fast verschlossener Mensch. Aber auch ihm blieb der Wandel der Gesellschaft nicht verborgen, die Veränderung, die zunehmend und so eindringlich von ihrer aller Leben Besitz nahm. Immer mehr Schiffe brachen von den großen Seehäfen auf, um unbekannte Welten und Kulturen zu erforschen, neue Pflanzenarten und andersartige Tiere zu entdecken. Und so, wie die bekannte Welt zusehends größer, vielfältiger und neuartiger wurde, so zweifelten die Menschen mehr und mehr an den althergebrachten Vorstellungen und dem fest in den Köpfen der Kirche verankerten Weltenmodell. Ja, die Zeit war reif für ein neues Weltbild, sein Weltbild. Aber er wusste auch, dass die Herrschenden seine Ideen für alberne Hirngespinste halten und mit beißendem Hohn übergießen würden. Und er verspürte Angst. Angst vor der unerbittlichen Strafe der Regenten – denn noch konnte er nicht ahnen, dass deren gottgleiche, selbst ernannte Allmacht nur noch an einem seidenen Faden hing. So wie das Leben des alten Mannes.
»Als Arzt kann ich dem Alten nicht mehr helfen«, murmelte der Medicus traurig, »auch wenn er mich wohl dafür rufen ließ.« Kurz durchzuckte ihn der Gedanke, es wäre besser, sofort wieder abzureisen.
Aber dann sah er das still lodernde, verzehrende Feuer in den Augen des Greises, das nach der letzten, unbedingten Erkenntnis verlangte. Der alte Mann brannte, verbrannte innerlich, viel schneller und tödlicher, als sein dem Ende naher, altersschwacher Körper verfiel. Quälenden Fragen dürsteten nach Antworten, der Geist sehnte sich so sehr nach dem Krug der Erkenntnis, gefüllt mit dem immerwährenden Wasser des Lebens. Und in diesem Augenblick erkannte der Medicus, wie er dem Alten helfen konnte, erkannte mit einem Mal, warum der Greis nach ihm schicken ließ.
Achtsam griff er wieder nach der Hand des alten Mannes, dann sprach er mit ruhiger, sanfter Stimme: »Sind endgültige Antworten wirklich immer besser als offene Fragen?«
Somit begann der Diskurs der beiden genialsten Männer ihrer Zeit. Auf Augenhöhe, völlig losgelöst von körperlichen Gebrechen, nur getragen von der unendlichen Stärke des Geistes. Sie beide würden die Welt verändern, unaufhaltsam, unwiderruflich.