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2.1.3 Empirische Untersuchungen zum Glück
ОглавлениеNachdem die Philosophen trotz zweieinhalbtausendjähriger Bemühungen keine einheitliche Antwort auf die Frage nach dem Glück fanden, versprechen heute Naturwissenschaftler eine klare Antwort in Form einer belastbaren Wissenschaft vom Glück (vgl. dazu BayertzBayertz, Kurt 2013, 38). In der empirischen Glücksforschung mit Schwerpunkt in der Psychologie und den Wirtschaftswissenschaften wird zwar auf eine Glücksdefinition verzichtet und von einem radikal subjektivistischen Glücksverständnis ausgegangen. Sie versucht aber allgemeine glücksförderliche Faktoren zu ermitteln, indem in repräsentativen Umfragen nach Korrelationen, d.h. Wechselwirkungen zwischen dem selbstgeschätzten Grad an Glück und anderen Faktoren wie Alter, Zivilstand oder sozioökonomischem Status gesucht wird (vgl. ebd., 43/Frey u.a., 29; 43): Bezüglich des Zusammenhangs von Glück und Geld haben viele Studien das sogenannte Easterlin-Paradox nachgewiesen, demzufolge steigende Einkommen in einer Gesellschaft ab einem bestimmten für die Stillung der Grundbedürfnisse ausreichenden Einkommensniveau weder durchschnittlich noch für die reichgewordenen Mitglieder zu mehr Glück und Zufriedenheit führen (vgl. Weimann u.a., 22ff.; 114f./Binswanger, 42ff./Frey u.a., 54ff.). Auch wenn die wohlhabenderen Menschen in einer Gesellschaft aufgrund eines Vergleichs mit den anderen durchschnittlich eine höhere Lebenszufriedenheit angeben als die ärmeren, schwächt sich die Zunahme nach oben hin ab, und nach einer Schweizer Studie kommt es sogar ab einem Einkommen von 10.000 Franken zu einer leichten Abnahme (vgl. Frey u.a., 50f.). Bezüglich der Korrelation von Glück und Arbeit sind der Verlust des Arbeitsplatzes und die Arbeitslosigkeit die am besten nachgewiesenen Unglücksfaktoren im Leben eines Menschen, und das Glück bei der Ausübung einer beruflichen Tätigkeit hängt maßgeblich von der Bezahlung, dem Grad an Selbständigkeit und Selbstbestimmung sowie an intrinsischer Motivation und Wertschätzung der Leistung ab (vgl. Popp u.a., 193f./Binswanger, 45f./Frey, 95f.). Demgegenüber wird die Gesundheit irrtümlicherweise von sehr vielen Menschen als am meisten glücksrelevant eingestuft, obgleich der Zusammenhang zwischen GlückGlück und objektivem Gesundheitszustand gering ist und kranke und verunfallte Menschen wegen des Vergleichs mit noch kränkeren relativ gut mit ihrer Gesundheitssituation zurechtkommen (vgl. Frey u.a., 15). Grundsätzlich gilt allerdings zu beachten, dass die Korrelation bestimmter Variablen strenggenommen noch nichts über die Kausalbeziehung z.B. zwischen Glück und Ehe aussagt: Eine Heirat muss nicht Glück zur Folge haben, sondern glückliche Menschen könnten auch einfach leichter einen Partner finden (vgl. ebd., 19). Zudem besteht zwischen den ermittelten Glücksfaktoren und dem Glück der Einzelnen keine logische und notwendige Beziehung, sodass sich beim Vorliegen bestimmter Quellen menschlichen Glücks nur mit gewisser Wahrscheinlichkeit tatsächlich ein persönliches Glück einstellt (vgl. BirnbacherBirnbacher, Dieter 2005, 8).