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2.2 Gerechtigkeit als sozialethischer Maßstab

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Während „Glück“ bzw. das „gute Leben“ die Grundbegriffe der individual- oder strebensethischen Perspektive bilden, ist das Ideal der Sozial- oder EthikSozial-, Sollens-Sollensethik die GerechtigkeitGerechtigkeit, s. auch „Egalitarismus“/„Nonegalitarismus“. Im Gegensatz zum vertikalen Selbstbezug bei der prudentiellen Suche nach dem persönlichen Glück tritt bei moralischen Reflexionen über die gebotene Rücksichtnahme auf andere die horizontale Achse mit Interaktionen zwischen den Menschen in den Fokus. Insbesondere wenn es um das Enhancement auf der Basis neuerer Biotechnologien wie etwa Psychopharmaka oder Gentechnik geht, wirft die Selbstoptimierung neben der Frage nach der Verbesserung der Lebensqualität der Einzelnen oft auch diejenige nach der Qualität des Zusammenlebens auf. Aus einer sozialethischenEthikSozial-, Sollens- oder moralischen Perspektive befürchten viele Kritiker des Selbstoptimierungstrends den Zerfall der Gemeinschaft in egozentrische und narzisstischeNarzissmus Einzelindividuen, die asozial sind und sich nicht mehr um das Gemeinwohl kümmern (vgl. Balandis u.a., 149/KingKing, Vera u.a., 295). Es wird mit Sorge beobachtet, wie sich das ausgeprägte Streben der Individuen nach Selbstoptimierung mit immer wirksameren Mitteln auf ihr Verhältnis zu den Mitmenschen und auf die GerechtigkeitGerechtigkeit, s. auch „Egalitarismus“/„Nonegalitarismus“ und Chancengleichheit in einer Gesellschaft auswirkt. Was „Gerechtigkeit“ genau bedeutet, darüber gibt es allerdings nicht weniger vielfältige Vorstellungen und Konzeptualisierungsweisen als beim Glücksbegriff. Die alltäglichen Gerechtigkeitsvorstellungen genauso wie die philosophischen Gerechtigkeitstheorien basieren aber in aller Regel auf einer der beiden grundlegenden Intuitionen: Zumeist bildet die Idee der Gleichheit („EgalitätEgalitarismus“) sowohl im Alltagsverständnis als auch in der philosophischen Tradition den Kern von Gerechtigkeit: Es wird ein interpersonaler Vergleich zwischen den Menschen vorgenommen und als gerecht gilt, wenn alle in ähnlichen Situationen gleich behandelt werden. Es stellt sich dann jedoch die von Amartya SenSen, Amartya aufgeworfene Frage „Equality of what?“, also worauf genau die Gleichheit ganz konkret bezogen werden soll. Wie zu sehen sein wird, kann es z.B. die Gleichheit an Regeln, Gütern, Chancen oder Wohlergehen sein. Im Kontrast zu dieser Idee der Gleichheit und des interpersonalen Vergleichs ist es nach der zweiten Grundidee von Gerechtigkeit vielmehr gerecht, wenn jede Person ohne Vergleich das bekommt, was sie verdient: Es steht dann einzelnen Menschen etwas an sich oder absolut gesehen zu, ganz unabhängig davon, was andere haben (vgl. KrebsKrebs, Angelika, 7ff.). Diese grundlegende Alternative spiegelt sich auch in der aktuellen philosophischen Gerechtigkeitsdebatte mit den gegensätzlichen Positionen des „Egalitarismus“ und „Non“- oder „InegalitarismusNonegalitarismus (Inegalitarismus)“ wider, denen jeweils ein eigenes Kapitel gewidmet ist:

 Egalitarismus: komparative egalitäre Gerechtigkeit (Kap. 2.2.1)

 Nonegalitarismus: adressatenbezogene inegalitäre Gerechtigkeit (Kap. 2.2.2)

Selbstoptimierung und Enhancement

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