Читать книгу Und dann kam das Wasser - Dagmar Isabell Schmidbauer - Страница 19
Оглавление„Hast du das gehört?“, erklärte Franziska feierlich, nachdem sie wieder im Auto saßen. „Ich stand auf einem Punkt mit besonderer positiver Energie, als ich umgerissen wurde.“
„Was beweisen würde?“, erkundigte sich Hannes skeptisch.
„Dass ich außerordentliches Glück hatte, nicht auf einem Punkt mit negativer Energie gelandet zu sein“, feixte Franziska mit einem schiefen Lächeln und griff nach ihrem Handy.
Irgendwann am gestrigen Abend, nachdem Hannes gegangen war und der Rotwein sie endlich an etwas anderes als ihr Beinahe-Ertrinken denken ließ, hatte sie Walter eine SMS geschickt, in der sie ihm, wohl etwas umständlich, von ihrem schlimmen Erlebnis erzählt hatte. Keine zwei Minuten später hatte das Handy geklingelt. Besorgt hatte Walter gefragt, wie so etwas denn passieren könne und ob es ihr auch wirklich gut gehe. Am liebsten wäre sie in ihr Handy hineingekrochen, so gut tat ihr seine Stimme und seine Besorgnis, die nur noch von der Ankündigung „Ich komme sofort zu dir“ hätte getoppt werden können. Was natürlich nicht ging, wie er ihr versicherte, und auch, dass er voller Sehnsucht darauf warte, dass sie den Fall abschloss, um endlich zu ihm nach Palermo zu kommen. „Ich vermisse dich sooo!“, hatte er ihr gestanden.
Selbst jetzt, allein bei der Erinnerung daran, wurde ihr ganz warm ums Herz, und ihr Körper begann vor Sehnsucht zu kribbeln. So einen Satz hatte sie von Walter noch nie gehört. Wehmütig schloss Franziska die Augen, doch kaum begann sie vor sich hin zu träumen, da holte Hannes sie auch schon wieder ins unfreundliche Passauer Regenwetter zurück.
„Ich frage mich, wie oft die drei Brüder überhaupt in dem Haus waren, und ob sie wussten, in welchem Zustand es war.“ Hannes sah sie so eindringlich an, als könnte er ihre Gedanken lesen, blieb aber bei der Sache. „Ich hab mich übrigens bei der Feuerwehr erkundigt, wer die Hochwasservorkehrungen bei der Beinhuber-Immobilie getroffen hat“, erklärte er. „Die Sandsäcke hat auf jeden Fall die Feuerwehr vor die Tür geschichtet. Das machen die, sobald die Warnung des Wasserwirtschaftsamts kommt. In der Regel helfen die Anwohner natürlich mit, ist ja in ihrem Interesse, dass ihre Häuser möglichst gut geschützt werden. Von den Beinhubers war allerdings keine Rede.“
Franziska nickte nachdenklich, warf einen letzten Blick auf ihr Handy und schob es in ihre Tasche zurück.
„Also, wenn ich dieser Christian wäre und dafür gekämpft hätte, dass ich das Haus bekomme, dann hätte ich auch dafür gesorgt, dass es gut geschützt wird“, überlegte Hannes weiter.
„Kann doch sein, dass das einfach so ein Spinner ist und seiner Mutter mit seinen Plänen nur was vorgemacht hat“, stieg Franziska in die Überlegung ein. „Hast du eigentlich eine Ahnung, wie es bei einem Geistheiler zugeht?“
„Du meinst wohl, ich probier alles aus, was?“, lachte Hannes.
Franziska grinste frech. „Würde ich dir zutrauen.“
„Nein, leider, aber wenn du wissen willst, wie das so ist: Ich habe einen Freund, der schon mal bei einem Geistheiler war.“ Hannes warf einen Blick auf die Uhr. „Wir könnten vorbeifahren und ihn fragen.“
Franziska sah ihn an. „Hat er dir denn nichts von dem Erlebnis erzählt?“
„Nur, dass es auf einmal ganz hell wurde, als der Typ ihm die Hände aufgelegt hat, und dass es ein unbeschreibliches Gefühl gewesen ist.“
„Weißt du was? Die Märchenstunde heben wir uns noch ein bisschen auf.“ Franziska wollte lieber wieder mit Walter telefonieren. „Ich glaube, ich bin doch noch nicht so ganz auf dem Damm und würde jetzt lieber langsam Feierabend machen. Und Hunger hab ich auch.“
Die Kommissarin startete den Motor, parkte aus und reihte sich in den Feierabendverkehr ein.
„Ich glaube, ich hab nicht mal mehr eine Scheibe Brot zu Hause“, sagte Hannes mit starrem Blick durch die Heckscheibe, während der Regen auf Dach und Scheiben trommelte.
Franziska schluckte und sagte nichts. Ihr war bewusst, dass Hannes sie indirekt fragte, ob sie sich gemeinsam etwas kochen wollten. Womöglich in Franziskas Küche. Womöglich bei einigen Gläsern Rotwein. Aber das konnte und wollte sie nicht. Gestern das war eine Ausnahme gewesen, da war es gut, dass Hannes da gewesen war und sie ablenkte, Heute würde sie sich auf die Felle legen, die Augen schließen und Walters Stimme lauschen und sich dabei vorstellen, er wäre bei ihr oder käme zumindest gleich herein.
Sie mochte Hannes, und gerade aus diesem Grund wollte sie nicht, dass ihr Verhältnis jemals ein anderes als ein kollegiales war. Da war es besser, einen großen Bogen um Rotwein und Kaminfeuer zu machen. Deswegen schlug sie vor: „Was ist denn mit der Kollegin Hoffmann, willst du nicht mit der den Kochlöffel schwingen?“
Kopfschüttelnd betrachtete Hannes die Kollegin. „Ach Franzi, manchmal bist du wirklich unmöglich!“